
In vielen Wohnungen von neurodermitiskranken Menschen werden bei der
Einrichtung bzw. Renovierung vermeidbare Fehler gemacht. Meist sind die
Betroffenen überrascht, wenn Ihnen ein Fachmann klar macht welche
Folgen der Kleiderschrank aus Spanplatten oder die Kunststoffe an der Decke haben können.
Hier einige häufig gestellte Fragen und Antworten:
Wie sieht die typische Wohnungssituation aus?
Die typische,
normale Wohnsituation zeigt leider immer wieder die gleichen Fehler in
Bezug auf Schadstoffe in Innenräumen. Die Räume sind mit
Spanplattenmöbeln vollgestopft, Kunststofftapeten an den Wänden,
verklebter Teppich mit dickem Schaumstoffrücken und Paneele an der
Decke. Vor allem sind die Fenster viel zu dicht und eine ausreichende,
regelmäßige Lüftung kann oft gar nicht stattfinden.
Welche wohnungsbezogenen Schadstoffe spielen bei Wohnungsinhabern mit Neurodermitis eine Rolle?
Man muss zwar auf sehr viele Schadstoffe achten, nach den Erfahrungen
der Umweltambulanzen von etwa 6.000 Hausberatungen spielen aber in der
Mehrzahl der Fälle folgende Probleme eine Rolle: Formaldehyd in Möbeln
oder Wänden aus Spanplatten; Holzschutzmittel (zum Beispiel PCP und
Lindan) in Balken und Brettern; Mottenschutz (zum Beispiel Permethrin)
im Teppich; Schädlingsbekämpfungsmittel gegen Silberfische, Ameisen
usw.; Lösemittel (zum Beispiel Aceton, Toluol, Terpene) aus
Bodenbelägen, Klebern oder Lacken; Pilze, Bakterien und Milben.
Welche Fehler werden vor allem bei Möbeln gemacht und wie kann man sie vermeiden?
Möbel werden meist nur nach Gesichtspunkten der aktuellen Mode, nach
Farben oder scheinbarer Zweckmäßigkeit und Preis ausgesucht. Dabei
zeigt meist schon eine Geruchsprobe, dass etwas nicht in Ordnung ist
und sich Schadstoffe in dem Möbelstück verbergen. Wer sicher gehen
will, nimmt unbehandelte oder eventuell gelaugte Vollholzmöbel. Nur bei
besonderen Anforderungen ist vielleicht ein Oberflächenschutz (zum
Beispiel mit Wachs) notwendig, den man zur Vorsorge an einem Probestück
erst einmal selbst testen sollte.
Auf die Kennzeichnungen für die "Unschädlichkeit" sollten Sie sich
nicht unbeding verlassen. Selbst offizielle gesetzliche Regelungen, wie
die "E 1-Norm" für Spanplatten, werden den Anforderungen in der Praxis,
und Ihren eigenen Haut- bzw. Atemwegsanforderungen nicht immer gerecht.
Was sollte man bei der Gestaltung von Decke und Wänden beachten?
Bei der Gestaltung von Decken und Wänden sollten Sie grundsätzlich
darauf achten, dass diese nicht durch folienartige Tapeten oder
Anstriche "versiegelt" werden und die "Atmung" verhindert wird. Wenn
eine Tapete gewünscht wird, kommt natürlich nur Papier in Frage. Bei
einem Anstrich mit einfachen Binder- oder Dispersionsfarben kommt es in
der Regel nicht zu Problemen. Waschfeste Kunststofftapeten und
Latexanstriche sollten ebenso gemieden werden wie Paneloder
Kassettendecken.
Welcher Fußbodenbelag ist für die Wohnung von Bewohnern mit Neurodermitis oder Veranlagung zu Atopien zu empfehlen?
Auf keinen Fall sollten im Kinderzimmer Teppichkleber und Beläge mit
Schaumstoffrücken eingesetzt werden. Dies gilt auch für Wollteppiche,
die mit Mottenschutzmitteln belastet sind. Theoretisch bringt ein
Fliesenbelag die geringsten Probleme mit sich, aber das ist natürlich
nicht immer gemütlich.
Holzfußböden sind eine umweltfreundliche Alternative, aber oftmals
bereitet der Oberflächenschutz Probleme. Eine weitere Möglichkeit ist
das Auslegen mit Fertigparkett, auf jeden Fall sollte die Reaktion mit
einem Probestück immer vorher getestet werden. Linoleum- oder
Korkbeläge sind zwar aus ökologischen Gründen vorzuziehen, sollten in
Bezug auf den Kleber und eine mögliche Oberflächenbeschichtung -
eventuell in Abstimmung mit dem Arzt - theoretisch und praktisch
getestet werden.
Neurodermitis und mögliche Schadstoffe die in der Wohnung herrschen?
Wenn regelmäßig eine Besserung des Zustandes außerhalb der eigenen
Wohnung eintritt, ist dies ein erster wichtiger Hinweis. Im
Zweifelsfall sollte man dazu kontrollierte Tests durchführen.
Es scheint auch wichtig, ein Zimmer immer nur schrittweise neu einzurichten, um die Reaktion abzuwarten.
Wie wird die Wohnungs-Untersuchung veranlasst und wer trägt die Kosten dafür?
Betroffene können sich an die Deutschen Umweltambulanzen* wenden.
Leider ist die Kostenübernahme in den einzelnen Bundesländern bei den
Krankenkassen sehr unterschiedlich geregelt. Im Zweifelsfall sollte
immer vorher nachgefragt werden. Eine Abstimmung mit dem behandelnden
Arzt ist nicht nur in der Sache sinnvoll, häufig wird auch für die
Kostenübernahme ein Attest verlangt.
*Umweltambulanzen
http://www.ecomed-medizin.de/sj/pdf/ufp/beratungsstellen.pdf