DNB History. Neue Vereinsspitze und digitales Zeitalter
Aus einem engagierten Selbsthilfeverein, der die zahlreichen Bedürfnisse der Betroffenen erkannt hat, musste so ganz nebenbei und zur Mithilfe der Vereinsfinanzierung auch ein kleiner Geschäftsapparat dazu kommen. Im Vereinsleben heißt das ja eher Vereinsverwaltung und das bringt die öffentliche Hand und deren Institutionen ins Spiel.

Das Finanzamt und das Registergericht wollen regelmäßig informiert werden, da sie ja auch Freistellungsbescheide ausstellen, die es dem Verein erlauben, keine Steuern zahlen zu müssen.
Eine bis dahin recht individuelle Vereinsführung war somit schwierig aufrecht zu erhalten, da buchhalterische Vorgaben und Transparenz nicht immer höchste Priorität genossen.
Auf einer Mitgliederversammlung Mitte der 90iger Jahre eskalierte die interne Kontrolle der Mitglieder und die Gründerin des DNB sowie der damalige Vorstand wurden abgewählt und durch eine neue Vorstandsbesetzung ersetzt. Nach einer kurzen Zeit weiterer vereinsrechtlicher Auseinandersetzungen konnte sich dann endlich ein handlungsfähiger Vorstand präsentieren und die Vereinsführung kompetent übernehmen. Der 1. Vorsitzende, Thomas Schwennesen, ist heute noch im Amt, Manfred Sandau wurde 2. Vorsitzender, als Beisitzer wurde Helmuth Baumann gewählt und als Schatzmeister kam Thomas Maas († 2017) später dazu.
Computer und Faxgerät kamen langsam auf
Der Deutsche Neurodermitiker Bund e.V. konnte sich jetzt wieder seinen ursprünglichen Aufgaben mit voller Kraft widmen. Der Hautfreund, der bis dahin in einem Heidelberger Verlag als bezahlte Dienstleistung hergestellt wurde, konnte auf Grund des beruflichen Backgrounds des 1. Vorsitzenden wieder in eigener Regie im Verlag des Vorsitzenden verlegerisch betreut werden und entwickelte sich zu einem Flaggschiff der deutschen Vereins-Mitgliedermagazin-Landschaft.
Ausgaben mit über 60 Seiten inkl. vielen Seiten Anzeigen kamen dabei heraus und das redaktionelle Angebot war entsprechend umfangreich.
In der Geschäftsstelle, die das Souterrain des einstigen Antiquariats der damaligen 1. Vorsitzenden gegen eine Geschäftshausetage in der Hamburger City getauscht hat, zog das digitale Zeitalter ein.
Computer ersetzten Schreibmaschinen mit Kohlepapier zum Durchschreiben für das Archiv, kein Porto mehr und kein Gang in überfüllte Postfilialen um teure Briefmarken zu kaufen. Der Drucker übernahm die Vervielfältigungsarbeit. Korrespondenz wurde gespeichert und nicht mehr in schweren Leitz-Ordnern abgelegt. E-Mail und weiteres neumodernes Gedöns gabs noch nicht, aber das Faxgerät kam auf. Das war damals eine irre Erfindung. Briefe waren in Sekundenschnelle beim Empfänger. Copyshops und die Deutsche Post machten lange Gesichter.
Mitgliederversammlungen mit an die 80 Teilnehmer und Teilnehmerinnen fanden in verschiedenen deutschen Großstädten statt. Alle Mitglieder sollten die Chance haben, einmal ohne große Anreise an einer Mitgliederversammlung teilnehmen zu können. Der persönliche Kontakt und der Erfahrungsaustausch waren dadurch erfreulich groß. Der DNB war immer mit einem Info-Stand auf Messen und Kongressen.
Mit über 40 Selbsthilfegruppen in ganz Deutschland verteilt und ca. 70 telefonischen Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen war der DNB immer irgendwo in Reichweite. Die Deutsche Dermatologie nahm den DNB allmählich mehr und mehr wahr und akzeptierte diese Selbsthilfeorganisation als einen wichtigen Partner im Deutschen Gesundheitssystem.
Eine Überlegung kam jetzt auf einmal. Wenn jemand im Internet in die Google Suchmaschine "Neurodermitis" eingibt, findet diese den Neurodermitiker Bund ja gar nicht. Das war die Geburtsstunde für den heute noch geltenden Vereinsnamen Deutscher Neurodermitis Bund e.V.
Eine weitere Dramatik zeigte sich aber auch trotz aller digitalen Vorteile ziemlich schnell. Wer will noch Mitglied werden und einen Mitgliedsbeitrag bezahlen wo es doch alles im Internet umsonst gibt? Ein neues Problem war geboren, dass uns bis heute beschäftigt. Wir hatten zwar einen deutlichen Reichweitengewinn, aber die Betroffenen auch. Damals noch der Gang in das verräucherte Souterrain in Hamburg Winterhude, um Informationen zu bekommen. Heute Millionen von Infos zu Hause, soweit man damals schon einen Computer hatte, denn die waren natürlich nicht ganz preiswert und für einen normalen Familienhaushalt noch kein Standard. Aber man kannte jemanden, der so was schon hatte. "Kannst Du mal eben schnell gucken..." hieß es dann.
Wie das wohl alles noch weiter geht? Wie lange gibt es wohl überhaupt noch ein gedrucktes Mitgliedermagazin. Unser Hautfreund, der immer ein Aushängeschild und Imageträger für den DNB war. Gehört er bald zum alten Eisen bzw. Papier?
Wir werden sehen; in der nächsten Folge von DNB History.
Ihr Thomas Schwennesen