DNB History. Wie alles weiterging
Der Deutsche Neurodermitiker Bund e.V., wie er in analogen Zeiten ja noch hieß, entwickelte sich erstaunlich gut. Man hatte das Gefühl: sowas hat gefehlt.

Es gab noch einen anderen Verein in Deutschland, der sich aber sehr viel mehr mit alternativen Behandlungsverfahren beschäftigte. Per se nicht schlecht, aber ob man auf Dauer mit Stutenmilch die Neurodermitis in den Griff bekommt, war für den DNB fraglich.
Dem DNB war es eher wichtig, auf der dermatologischen Bühne dabei zu sein.
Die Gründerin und damalige Vorsitzende, Elke Ruge, reiste gerne in deutsche Hautkliniken und Rehaeinrichtungen, um sich ein besseres Bild von den dort vorherrschenden Therapieansätzen machen zu können. Sie wurde dort nicht immer mit offenen Armen empfangen, da sich ihre kritische bis hin zu einer leicht nörgeligen Haltung mit anschließenden entsprechenden Berichten im Mitgliedermagazin Hautfreund herumgesprochen hatten.
Hier ließ Sie es leider öfter ein bißchen an einem angemessenen Tonfall fehlen.
„Der Professor Soundso… hat doch keine Ahnung!“ „Die Verpflegung Ihrer Patienten ist unter aller Sau!“ So verlautete es in Wort und Schrift. Nicht immer ganz das Richtige, denn im groben Ton kommt man selbst bei berechtigten Auseinandersetzungen nicht immer weiter.
Aber, das war eben Elke Ruge oder auch „die Ruge“ genannt.
Der Verfasser dieser Zeilen kam zu dem DNB hinzu, da er aus der Verlagswelt des bekannten Hamburger Stadtmagazins SZENE Hamburg kam und sich verändern wollte. Eine Zeitungsanzeige von einem Heidelberger Verlag fiel ihm auf, die einen Akquisiteur für Anzeigen in Magazinen des Verlages suchte. Neurodermitis sagte ihm etwas aus familiärem Hintergrund und die Bewerbung fiel positiv aus mit der Aufgabe, für ein Mitgliedermagazin namens Hautfreund im norddeutschen Raum Anzeigen zu akquirieren.
Hautfreund, jetzt ein richtiges Magazin
Der Hautfreund hatte jetzt schon durch die Verlagsbeteiligung ein A4 Magazinformat und ein richtiges grafisches Layout. Wir erinnern uns noch leicht schmunzelnd an die A5 Postille in den Anfängen.
Der Hautfreund kam allgemein gut an. Viele große Firmen, die Hautpflegemittel herstellten und diese Zielgruppe ansprechen wollten, beteiligten sich werblich im Hautfreund. Der Hautfreund kam damals auf einen Umfang von mind. 44 Seiten. Der DNB hatte 1993 63 Selbsthilfegruppen und 60 telefonische Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner.
Zusammen mit Frau Ruge fuhren wir u.a. einmal jährlich nach Davos, wo immer ein großer dermatologischer Kongress stattfand. Davos deshalb, weil dort auch die noch heute schmerzlich vermisste Alexanderhausklinik zusammen mit dem medizinischen und sonstigen Personal vielen Betroffenen den Glauben an ein Leben mit oder im besten Falle ohne akute Neurodermitis wieder geben konnte. Die Alexanderhausklinik war, obwohl in der Schweiz, von dem Gründer, Prof. Dr. med. Siegfried Borelli († 20.11.2021), und dem Oberarzt der Hautklinik der Technischen Universität München Prof. Dr. med. Dr. phil. Johannes Ring (Beiratsmitglied des DNB) als deutsche Klinik in der Schweiz anerkannt. Das sollte die grundsätzliche Ablehnung der Kosten durch die deutschen gesetzlichen Krankenversicherungen, so wie es auch beispielsweise bei Reha am Toten Meer in Israel war, verhindern.
Davos und die Alexanderhausklinik, z.T. auch noch die Hautklinik Davos Wolfgang unter anderer Leitung, waren das Mekka der Neurodermitis Rehabilitation. Das Davoser Tal hat durch seine geografische Lage und durch die Höhenlage ein sehr verträgliches, milbenfreies und Allergiker freundliches Klima. Das erkannten schon frühere Betreiber einer Klinik für an Tuberkulose erkrankte Menschen oben auf der höher gelegenen Schatzalp. Dort lagen dann die Wohlhabenden, leider schwer erkrankten Menschen, und atmeten die heilende Höhenluft der Davoser Bergwelt ein.
In Davos ging es auch um Juck und Kratz
Auf dem Davoser Hautkongress stand nun jedes Jahr der DNB mit seinem Tapeziertisch-Messestand. Aber es war die Gelegenheit, sich in der deutschen Dermatologie vorzustellen und Kontakte zu knüpfen, die z.T. heute noch untereinander gepflegt werden, auch wenn die damalige medizinische Generation doch allmählich vollständig emeritiert ist. Unter Hamburger Hafenarbeitern sagt man: in Rente gegangen. Die Alexanderhausklinik schloss ihre Pforten im Jahre 2004. Ein trauriges Datum in der klinischen Neurodermitis Therapie.
Mit dem DNB ging es aufwärts, der Bekanntheitsgrad wuchs und es kamen zahlreiche Mitgliedseintritte. Pharma und Medizin hatten ein interessantes Thema mit immerhin über vier Millionen Betroffene.
Damit kam dann aber auch so langsam das, was man mit „Zustände wie in einem Karnickelzüchterverein“ beschreibt. In einer Selbsthilfeorganisation ist es wie in der Politik. Die „die da oben“ machen immer alles falsch und viele andere wissen es besser, sind aber nicht Willens oder in der Lage es selbst zu machen.
Schau´n wir mal, wie es weiter geht. Bis zum nächsten historischen Rückblick!