Medikamente und Allergie
Echte Arzneimittelallergien sind selten, meist handelt es sich um Reaktionen auf Arzneibestandteile wie Konservierungsstoffe, Aromen oder auch Nahrungsmittelallergene als Hilfs- und Wirkstoffe. Die meisten Inhaltsstoffe werden erst nach Bindung an Proteine zu Allergenen. Das macht die Diagnostik schwierig. Da Reaktionen durchaus lebensbedrohlich ablaufen können (von Arzneimittelexanthem als Überempfindlichkeitsreaktion bis Schock als allergischer Extremreaktion), ist eine Testung unter klinischen Bedingungen unerlässlich.
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Kuhmilch ist in nur medizinischer Trinknahrung bzw. Formulardrinks enthalten. Milchzucker findet vielfache Verwendung in nahezu allen Medikamenten und homöopathischen Globuli, ebenso z.T. Fructose. Alternative dazu sind Tropfen. Hühnerei bzw. der Inhaltsstoff Lysozym wirkt antibakteriell und findet deshalb Verwendung in Impfstoffen (Grippe, Masern/Mumps, Tollwut, Gelbfieber), Augentropfen oder auch Halsschmerztabletten.
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Bei einer Zöliakie/Sprue sollte beachtet werden, dass Weizen (Triticum Vulgare) als Bindemittel, modifizierte Stärke oder Vitalkleber Inhaltsstoff von Medikamenten sein kann. Sellerie ist erkennbar als Apium Graeveolens. Soja und Nickel finden sich u.a. in Narkosemitteln, Nickel auch in Infusionslösungen und Sondennahrung.
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Acetylsalicylsäure (ASS) ist als Entzündungshemmer Bestandteil z.B. von Rheuma- oder Schmerzmitteln wie Aspirin, Herz ASS oder Lutschpastillen mit Vitamin C. 1922 stellte eine französische Arbeitsgruppe unter Widal und Samter den Zusammenhang zwischen Asthma, Nasenpolypen (Poliposis nasi), chronischer Urtikaria und ASS her, auch Morbus Widal/Morbus Samter genannt, Publikation als „Samter-Trias“. ASS greift schon in niedrigen Dosen die Magen-Darm-Schleimhaut an und kann dort nach wochenlanger Einnahme zu Entzündungen (Nieren- oder Leberschäden) und Blutungen führen. Vollkorn, Müsli, Rohkost verzögern die Aufnahme der Inhaltsstoffe.
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Antiallergika, die in Kombination mit Grapefruitsaft eingenommen werden, können schwere Herzrhythmus-Störungen auslösen. Die Wirkstoffe Antalozin, Lidocain oder Bufexamac können eine arzneimittelbedingte Kontaktallergie auslösen. Lidocain wirkt örtlich betäubend und wird deshalb oft in Salben in Kombination mit einem Antihistaminikum gegen allergische Hautreaktionen eingesetzt.
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Antihistaminika sollten nicht als Gel oder Creme angewendet werden. Sie dringen nicht schnell genug in die Haut ein, um wirksam zu helfen. Zum andern können sie selbst Allergien auslösen. Nicht der Wirkstoff an sich lässt den Juckreiz abklingen, sondern der kühlende Effekt vor allem des Gels. Zur Hyposensibilisierung eingesetzte Grazax- Tablette enthält Fischgelatine, Fischallergiker achten auf den Begriff Pisces oder Piscum Iecur (Öl).
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Paracetamol ist zwar extrem selten Auslöser von echten allergischen Reaktionen, aber eine frühe Gabe in den ersten Lebensjahren erhöht das Risiko für Asthma um ein Vielfaches. Als Teil der Untersuchung zu Asthma und Paracetamolgabe in den ersten zwei Lebensjahren konnte die International Study of Asthma and Allergies in Childhood (ISAAC) belegen, dass eine Gabe von Paracetamol 1x/Jahr das Risiko auf Asthma, Rhinokonjunktivitis und Ekzem erhöht. Bereits eine Gabe von 1x/Monat verdreifachte das Risiko. Kinder, die im ersten Lebensjahr mit Paracetamol behandelt wurden, zeigten ein signifikantes und um 50 % erhöhtes Risiko für Asthma im Alter von 6-7 Jahren.
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Gingko („Silberpflaume“) bzw. die Gingkolsäure löst schwere allergische Reaktionen aus. Der Konsum ist grundsätzlich auf 1,5 µg/Tag zu begrenzen. Gingko wird in Medikamenten und Teemischungen, z.T. mit drastischen Überschreitungen der Höchstmenge, gern und häufig eingesetzt, da man der Gingkopflanze (nicht bewiese) positive Eigenschaften zur Gedächtnisstütze zuschreibt.
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Glukokortikoide wie Clobetasolproprionat, Hydrocortison oder Betamethasonvalerat in Salben und Cremes (z.B. Handelspräparat Dermoxin) sind als natürlicher Bestandteil oder als Bestandteil einer „Kräutercreme“ in dieser Form nicht deklarationspflichtig. Die Langzeitanwendung bei Kindern ist kontraindiziert!
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Aluminium als Bestandteil von Impfstoffen und Medikamenten erhöht den ph-Wert der Magensäure und fördert das Risiko für Nahrungsmittelallergien. Oral zugeführtes Aluminium erhöht das Allergierisiko durch die direkte Zufuhr auf Zellen des Immunsystems.