
Seltene Erkrankungen der Haut
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Ein Bericht über ausgewählte Inhalte aus der Veranstaltung von Hautnetz Hamburg e.V. – im Fokus Therapie der Neurodermitis.
Fachärzte verschiedenster Fachrichtungen waren zur Veranstaltung „Haut-Update“ 2019 gekommen, das im Universitätsklinikum (UKE) Hamburg stattfand. Zu verschiedensten chronischen Hauterkrankungen berichteten unterschiedliche Referenten zu aktuellen Behandlungsansätzen und Studienergebnissen.
Prof. Dr. med. Kristian Reich, Leiter der translationalen Versorgungsforschung (am Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP) am UKE) berichtete über neueste Erkenntnisse in der Behandlung der Neurodermitis.
Zunächst verdeutlichte Prof. Dr. Reich die Veränderungen der Prädilektionsstellen, d.h. der bevorzugten Körperregionen, an denen die Neurodermitis in Abhängigkeit des Alters auftritt, sodass die Neurodermitis im Kleinkindalter, Kindesalter und Erwachsenenalter an unterschiedlichen Stellen des Körpers Leiden verursacht. Des Weiteren schilderte er Veränderungen von Hautläsionen über die individuelle Lebensspanne, beispielsweise durch das Auftreten von Lichenifikationen, also lederartigen Hautarealen im Zusammenhang mit Entzündungen der Haut. Auch wurden typische Zeichen bei Neurodermitis dargestellt, z.B. das Auftreten der Dennie Morgan Falte am Augenlid, Fissuren am unteren Ohransatz oder an den Mundwinkeln. Als weitere Zeichen wurden das Ekzem durch intensives Lippenlecken um den Mund, das Ekzem an den Fingerspitzen und das Ekzem an Nippeln der Brust geschildert.
Zur Pathophysiologie, also der Entstehung der Neurodermitis, berichtete Prof. Dr. Reich über das Zusammenspiel von drei Faktoren, die gestörte Hautbarriere, was bedeutet, dass die Haut keinen gesunden Schutzwall besitzt wie bei einem Hautgesunden, gestörte immunologische Prozesse, was bedeutet, dass die Haut kein gesundes Immunsystem besitzt, und Veränderungen im Mikrobiom der Haut, was bedeutet, dass die natürliche Besiedlung der Haut durch Mikroorganismen abweicht. Zum Teil sind diese Veränderungen genetisch bedingt. Insgesamt wird das komplexe Zusammenspiel durch Allergien mitbeeinflusst.
Weiter sprach Prof. Dr. Reich über den möglichen atopischen Marsch, im Rahmen dessen bei Neurodermitis Betroffenen im Laufe ihres Lebens allergische Atemwegserkrankungen wie Asthma oder allergische Rhinitis (Heuschnupfen) auftreten können.
In einer „Kurz-Geschichte“ zusammengefasst leiden Neurodermitis Betroffene an Juckreiz, Schlafstörungen, Entzündungen und Infektionen auf der Haut (vor allem mit Staphylococcus aureus), oftmals auch an Allergien oder psychischen Erkrankungen infolge, was die Lebensqualität und Produktivität und Anwesenheit am Arbeitsplatz herabsetzen kann. Und gerade wenn Kinder bereits an Neurodermitis erkranken, hat der behandelnde Dermatologe es mit drei Patienten zu tun, dem Kind und seinen Eltern.
Im Vergleich zu Patienten, die an schwerer Psoriasis leiden, berichtete Prof. Dr. Reich, dass diese mittlerweile gut durch den Einsatz von Biologika behandelt werden könnten. Bei schweren Neurodermitis Betroffenen, bei denen mindestens 40 % der Körperfläche von der Neurodermitis gekennzeichnet sind, gab es bis Ende 2017 kein vergleichbares Medikament für die Langzeittherapie.
Nach der aktuellen Leitlinie werden vier aufeinander aufbauende Therapiestufen unterschieden:
Zu diesen Behandlungsansätzen zählen auf Stufe 1 die Vermeidung von Triggerfaktoren und die Behandlung der Allergien, die Hautbasispflege (Rückfettung und Rückfeuchtung der Haut), auf Stufe 2 und 3 antientzündliche Therapien mit Cortison und Calcineurininhibitoren (Elidel, Protopic), sowie auf Stufe 4 systemische antientzündliche Therapien mit der Einnahme von Cortison, Ciclosporin A. oder Methotrexat. Der Leidensdruck bei schwerer Neurodermitis ist jedoch immens hoch. Allein der tägliche Cremeaufwand verdeutlicht dies, da – im Vergleich – nur die Handfläche eine Fläche von 1 % ausmacht.
Neben diesen traditionellen Behandlungsverfahren ist seit Dezember 2017 nun auch ein Biologikum namens Dupilumab zur Behandlung (mittelschwerer) Neurodermitisfälle zugelassen, das die Betroffenen 14tägig in Form von Spritzen erhalten. Als Nebenwirkungen dieser Behandlung können auch Augenentzündungen auftreten, die proaktiv mitbehandelt werden können, beispielswiese mittels künstlicher Tränenflüssigkeit, oder im Entzündungsfall mit antientzündlichen Augentropfen. Aktuell wird die Behandlung mit Dupilumab aus dem Budget der niedergelassenen Fachärzte herausgerechnet, sodass die Behandlungskosten kein Hindernis darstellen sollten. Zur Verschreibungssicherheit wird die Schwere der Erkrankung mittels einer Checkliste dokumentiert. Des Weiteren wird auch die Wirksamkeit von Histamin-4-Rezeptoren untersucht (vgl. Werfel et. al, 2018), die oral eingenommen werden und das Zusammenspiel von Juckreiz und entzündlichen Prozessen bei Neurodermitis beeinflussen sollen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Entstehung der Neurodermitis eine komplexe Pathophysiologie zugrunde liegt, die ein hohes Krankheitsleiden zur Folge haben kann und weitere komorbide Erkrankungen (beispielsweise im psychischen Bereich). Von den traditionellen Behandlungsansätzen konnte bisher keine in der Langzeitanwendung gerade schwere Fälle unter ihre Kontrolle bringen. Mit dem Einsatz von Dupilumab und der Entwicklung weiterer Biologika werden hoffentlich schwere Fälle noch besser behandelbar sein, so wie es auch bei der Psoriasis erfolgreich entwickelt wurde.
von Dipl.-Psych. Sonja Dargatz
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