Supportive Therapien
Die supportiven Therapien sind (lt. Definition von DocCheck Flexikon) unterstützende Verfahren, die nicht primär der Heilung einer Erkrankung dienen, sondern den Heilungsprozess durch zusätzliche Behandlung beschleunigen oder die Symptomatik abschwächen sollen.
Aufgrund der Reduktion des photoprotektiven Eumelanins ist die depigmentierte Haut von Vitiligopatienten UV-sensitiv. Hochpotente äußerliche Lichtschutzmittel (SPF≥50) sind daher zu empfehlen.
Mit Hinblick auf die psychosoziale Beeinträchtigung der Patienten kann eine medizinische Camouflage eine wichtige Säule in der supportiven Therapie der Vitiligo sein. Eine Reihe von dermatokosmetischen Produkten wie Cremes oder Sprays, flüssigen oder kompakten Foundations, Concealern und Fixier-Sprays ist auf dem Markt verfügbar. Selbstbräuner erzeugen eine Brauntönung der Haut, welche für 3-5 Tage anhält. Camouflage Produkte sind wasserfest und nach Applikation eines Fixiersprays sehr haltbar.
Durch eine hohe Pigmentdichte gelingt häufig eine exzellente Abdeckung von Vitiligoherden. Das Make-up sollte täglich entfernt werden¹³⁸. Auf schonende Reinigungstechniken ist aufgrund einer möglichen Koebnerisierung zu achten. Kosmetikinstitute bieten Kurse zum Erlernen der korrekten Applikationstechnik an. MicroskinTM ist ein Camouflage-Produkt, welches resistent gegenüber Wasser und Friktion ist und für mehrere Tage auf der Haut verbleiben kann¹³⁹. Permanent Make-up birgt neben dem inerten Vorteil einer dauerhaften Pigmentkorrektur Risiken wie Infektionen, allergische Reaktionen und Narbenbildung¹⁴⁰. Durch den unvorhersehbaren Verlauf von Vitiligo ist ein auf Dauer ästhetisch zufriedenstellendes Ergebnis durch Permanent Make-up nicht zu garantieren¹⁴¹.
Die individuelle psychische Beeinträchtigung kann anhand der visuellen Analogskala oder spezieller Tools wie dem Vitiligo Impact Patient scale (VIPs), dem Dermatology Life Quality Index (DLQI) oder dem Vitiligo-specific Quality-of-Life Fragebogen (VitiQoL) eingeschätzt werden. Sie hilft bei der Selektion von Patienten, die von einer Psychotherapie profitieren könnten¹⁴²-¹⁴⁴.
Eine Depigmentierungstherapie gilt als ultima ratio und sollte nur bei subtotaler Vitiligo bei Patienten mit dunklen Hauttypen und entsprechend großem Leidensdruck in Erwägung gezogen werden¹⁴⁵. Aufgrund der aktuell explosiven Entwicklung neuartiger Therapien erscheint das Ziel epidermale Melanozyten bei dieser Maßnahme irreversibel zu zerstören noch fragwürdiger. Es gibt im deutschsprachigen Raum keine zugelassene Arzneimittelspezialität für diese Indikation. In Frage kommen Rezepturen mit 20%igem Hydrochinonmonobenzylether in einer hydrophilen Grundlage¹⁴⁶. Wie Hydrochinon ist auch der Hydrochinonmonobenzylether redoxsensitiv (redox-empfindlich. Anm d hautsache-Red), wodurch nach wenigen Wochen mit einem Wirkstoffverlust eines angebrochenen Produktes zu rechnen ist. Zweimal aufgetragen pro Tag stellt sich die Depigmentierung erst nach mehreren Monaten ein. Unerwünschte Wirkungen sind Hautirritationen und allergische Kontaktekzeme146. Alternativ zur chemischen Depigmentierung kommen physikalische Methoden in Betracht. Der Güte-geschaltete Rubinlaser zerstört Melanin und Melanin-haltige Zellen und kann auch in Kombination mit Hydrochinonmonobenzylether eingesetzt werden¹⁴⁷. Die Erfahrungen mit Kryotherapie zur physikalischen Depigmentierung sind begrenzt. In einer Vergleichsstudie zwischen Laser- und Kryotherapie waren beide Verfahren hinsichtlich der erzielten Depigmentierung gleichwertig. Unerwünschte Nebenwirkungen traten bei der Kryotherapie auf, waren jedoch mild und transient (vorübergehend. Anm d hautsache-Red)¹⁴⁸. Die Kryotherapie stellt somit eine kosteneffektive Alternative dar, sollte aufgrund des potentiellen Risikos einer Narbenbildung nur von ausgewiesenen Experten durchgeführt werden.
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