Aktuelle Entwicklungen in der Vitiligo-Therapie
Es gibt mehrere neue und vielversprechende Therapieansätze bei Vitiligo, insbesondere bei der nicht-segmentalen Form (NSV), die als Autoimmunerkrankung gilt.
Die Forschung hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht, vor allem durch ein besseres Verständnis der autoimmunen Pathophysiologie, bei der Melanozyten durch eine CD8+-T-Zell-vermittelte Immunantwort zerstört werden. Ein zentraler Faktor ist hierbei die γ-Interferon-(IFN)-Signatur, die über den JAK-STAT-Signalweg die Entzündung in der Haut aufrechterhält.
Diese Erkenntnisse haben gezielte Therapien ermöglicht, die direkt in diesen Entzündungsprozess eingreifen, im Gegensatz zu älteren Behandlungen wie topischen Kortikosteroiden oder Calcineurin-Inhibitoren, die unspezifisch wirken.
JAK-Inhibitoren: Ein Meilenstein in der Behandlung
Der bedeutendste Durchbruch in der Vitiligo-Therapie sind die Januskinase-(JAK-)Inhibitoren. Diese Substanzen blockieren die Enzyme JAK1 und JAK2, die im JAK-STAT-Signalweg eine Schlüsselrolle spielen. Durch die Hemmung dieses Weges wird der entzündliche Teufelskreis unterbrochen, das Immunmilieu in der Haut verbessert, und es entsteht eine Umgebung, in der neue Melanozyten einwandern und Repigmentierung stattfinden kann.
Neue topische Therapie mit Ruxolitinib
Ein zentrales neues Medikament ist Ruxolitinib-Creme, ein topischer JAK1/JAK2-Inhibitor. Seit April 2023 ist sie in der EU für die Behandlung der nicht-segmentalen Vitiligo bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren zugelassen, insbesondere bei Betroffenen mit Gesichtsbefall.
Die Zulassung basiert auf den placebokontrollierten Phase-III-Studien TRuE-V1 und TRuE-V2, die eine signifikante Repigmentierung zeigten:
• Nach 24 Wochen erreichten viele Patienten eine 50%ige Verbesserung des Gesichts-VASI (F-VASI50).
• Die Repigmentierung setzte sich bei fortgesetzter Anwendung über bis zu 104 Wochen fort.
• Es kam zu einer fast vollständigen Repigmentierung im Gesicht und einer deutlichen Verbesserung am gesamten Körper.
Ruxolitinib ist damit die erste offiziell zugelassene zielgerichtete Erstlinientherapie spezifisch für Vitiligo
Systemische JAK-Inhibitoren in der Forschung
Neben der topischen Anwendung werden auch systemische JAK-Inhibitoren wie Tofacitinib (JAK1/3-Hemmer) und Ritlecitinib in klinischen Studien untersucht. Diese könnten besonders bei ausgedehnter, rasch progredienter Vitiligo eine Option sein.
Weltweit laufen randomisierte kontrollierte Studien (RCTs), die die Wirksamkeit und Sicherheit dieser oralen Präparate evaluieren. Erste Fallberichte zeigen vielversprechende Ergebnisse, wie z. B. praktisch vollständige Repigmentierung von Gesicht und Händen nach fünf Monaten. Allerdings bestehen Sicherheitsbedenken, da systemische JAK-Inhibitoren mit einem erhöhten Risiko für thromboembolische Ereignisse und maligne Erkrankungen assoziiert sind, weshalb eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Abwägung erforderlich ist.
Weitere innovative Therapieansätze
Neben JAK-Inhibitoren werden weitere neuartige Therapien erforscht:
• Afamelanotide: Ein synthetisches Analog des α-Melanozyten-stimulierenden Hormons (α-MSH), das subkutan verabreicht wird. In Kombination mit Schmalband-UVB-Phototherapie zeigte es eine schnellere und stärkere Repigmentierung, vor allem bei Personen mit dunklerer Haut.
• Phototherapie-Verbesserungen: Der Xenon-Chlorid-Excimer-Laser ermöglicht eine gezielte Bestrahlung nur der vitiliginösen Stellen, was die gesunde Haut schont. Allerdings ist die Wirksamkeit variabel und die Therapie wird oft nicht von der Krankenkasse übernommen.
• Kombinationstherapien: Die Kombination von topischen JAK-Inhibitoren mit Lichttherapie (z. B. NB-UVB) wird als besonders effektiv angesehen und ist Gegenstand aktueller Forschung.
Zusammenfassung und Ausblick
Die Therapie der Vitiligo befindet sich in einem Wandel:
• Ruxolitinib-Creme markiert einen Meilenstein als erste zielgerichtete, zugelassene Therapie.
• Systemische JAK-Inhibitoren sind vielversprechend, erfordern aber weitere Sicherheitsdaten.
• Die Kombination mit Lichttherapie und die Entwicklung neuer Substanzen wie Afamelanotide erweitern das therapeutische Spektrum.
Das Ziel ist ein holistisches Management, das neben der Repigmentierung auch die Lebensqualität und psychische Belastung der Betroffenen berücksichtigt.
Die deutsche AWMF Leitlinie Vitiligo empfiehlt auch, den Kontakt mit Selbsthilfeeinrichtungen zu suchen.
Z.B.: Deutscher Vitiligo Verein e.V. (DVV)





