Rosazea Therapie
In der Rosazea Leitlinie sind verschiedene Therapiemaßnahmen gelistet. Allgemeine Maßnahmen, die der Patient selber durchführen kann und medizinische Therapieverfahren, die Sie mit Ihrem Hautarzt bzw mit Ihrer Hautärztin besprechen sollten.
6.1 Allgemeine Maßnahmen (Klövekorn)
Individuelle Provokationsfaktoren, so weit diese durch den Krankheitsverlauf erkennbar sind, sollten gemieden werden. Werden kosmetische Mittel angewandt, sollten diese wenig fetthaltig und gut verträglich sein [49]. Insbesondere ist auf einen geeigneten Schutz vor UVA und UVB Strahlung zu achten. Manchen Experten gelten physikalische Sonnenblocker (Titandioxid, Zinkoxid) als besonders verträglich. Reinigungsmittel sollten seifenfrei sein. Der Patient sollte Gesichtswasser oder andere Präparate, die Menthol, Kampfer, Natriumlaurylsulfat bzw. Adstringenzien enthalten, vermeiden. Wasserfeste Kosmetika sollten möglichst nicht verwendet werden. Auch wenn keine spezielle Rosazea-Diät empfohlen werden kann, sollten Faktoren vermieden werden, die zu einer Vasodilatation und Flushsymptomatik im Gesicht führen, z. B. Alkohol, scharf gewürzte Speisen und heiße Getränke. Aufgrund der erhöhten Empfindlichkeit der Haut bei Rosazeapatienten sollten auf aggressive Reinigungssubstanzen verzichtet werden. Auf Seifen ist zu verzichten, da diese alkalisch sind und den pH der Haut erhöhen. Eine pH-Anhebung kann zu Irritationen der Haut führen [50]. Die Anwendung von abdeckender Foundation/Make-up verschlechterte eine Rosazea nicht [51]. Durch die Anwendung dekorativer Kosmetik (Abdeckung) ist zudem ein positiver Einfluss auf die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten zu erzielen.
6.2 Topische Therapie (Schöfer)
Eine topische Therapie ist für die Rosacea erythematosa-teleangiectatica und Rosacea papulopustulosa in vielen Fällen ausreichend. Bei schweren Fällen wird sie mit einer systemischen Behandlung kombiniert (s. Kap. 6.3). In Deutschland sind für die topische Rosazeabehandlung Arzneimittel mit 0,75 % Metronidazol in unterschiedlichen Grundlagen und 15 % Azelainsäure in Gelform zugelassen. Weitere Topika werden bei der Rosazea im Rahmen eines Off-label-use eingesetzt. Die verschiedenen Grundlagen (Gele, Emulsionen etc.) der Topika spielen für Vertäglichkeit und die Wirksamkeit bei der meist besonders empfindlichen Haut der Rosazeapatienten neben den Wirkstoffen eine bedeutende Rolle.
Metronidazol
Metronidazol ist das am häufigsten angewendete und international verbreiteste, topische Rosazea-Medikament. Der Wirkmechanismus ist noch nicht völlig geklärt. Wahrscheinlich ist ein antiinflammatorischer oder immunsupprimierender Effekt für den therapeutischen Erfolg verantwortlich. Die Wirksamkeit wurde in mehreren Plazebo-kontrollierten Studien nachgewiesen und in einem Cochrane-Review zusammenfassend dargestellt [52]. Auch bei einer einmal täglichen Anwendung zeigte sich eine Wirkung auf Erytheme, Papeln und Pusteln sowohl bei 0,75 %igen als auch bei 1 %igen Zubereitungen [53]. In Deutschland stehen Topika mit 0,75% Metronidazol zur Verfügung (Creme, Gel, Lotio, Emulsion). Sie unterscheiden sich in ihrer Wirkung nicht maßgeblich voneinander [54]. Metronidazol zeigte sich in direkten Vergleichsstudien mit topischer Azelainsäure [55-57] gleich wirksam. Geringe Unterschiede in der Bewertung der Wirksamkeit durch Patienten bzw. Ärzte wurden als klinisch nicht relevant eingestuft [56].
Azelainsäure
In Deutschland ist ein 15 %iges Gel, nicht aber die korrespondierende 20 %ige Creme zur Therapie der Rosazea (Rosacea papulopustulosa) zugelassen. Die Wirksamkeit wird auf einen antiinflammatorischen Effekt und auf eine Normalisierung der Keratinisierung zurückgeführt. Es gibt Hinweise auf eine vergleichbare oder bessere Wirksamkeit bezüglich des Ansprechens von Papeln und Pusteln beim Vergleich von Azelainsäure mit Metronidazol [52, 58].
Weitere Topika
Alternativ verwendet werden eine 5 %ige Permethrin Creme [25, 59], sowie 1 %ige
Clindamycin Zubereitungen [59, 60]. Der Vergleich von 5 %iger Permethrin-Creme mit 0,75 %igem Metronidazol-Gel zeigte einen ähnlichen Effekt bezüglich der Reduktion von Papeln und Pusteln [25]. Clindamycin reduziert bei äußerer Anwendung (1%ig) die Zahl von Papeln, Pusteln und Knoten [61], sollte aber wie die anderen systemisch angewandten Antibiotika Erythromycin und Tetrazyklin zur Vermeidung von Resistenzentwicklungen und Sensibilisierungen möglichst nicht topisch angewandt werden. Ebenfalls zu nennen sind topische Retinoide, speziell Adapalen. Im Vergleich mit Metronidazol hatte Adapalen eine bessere Wirkung auf entzündliche Läsionen, zeigte aber einen schlechteren Effekt bezüglich der Reduktion der Erytheme [62], bei womöglich verspätetem Wirkeintritt [63]. Im Gegensatz dazu deuteten die Ergebnisse einer Studie mit Retinaldehyd auf einen günstigen Einfluss auf die vaskuläre Komponente hin. Erythem und Teleangiektasien konnten hier vermindert werden [64]. Topische Anwendung der Calcineurininhibitoren Tacrolimus 0,03 oder 0,1% Salbe [65, 66] und Pimecrolimus 1% Creme [22, 67-70] zeigten eine gute Wirksamkeit in der Behandlung der Steroid-induzierten Rosazea. Die Anwendung von Tacrolimus bei papulopustulöser Rosazea bewirkte eine Verringerung des Erythems, hatte aber keinen Effekt auf papulopustulöse Läsionen [65]. Benzoylperoxid kann bei unempfindlichen Patienten zu einer Besserung des Hautbildes führen, allerdings zeigt es einen gegenteiligen Effekt bei empfindlicher Haut [66]. Es sind auch Kombinationspräparate mit Clindamycin und Erythromycin zur Rosazeatherapie geprüft worden [71].
Topische Erhaltungstherapie
Die Rosazea hat als chronisch-entzündliche Gesichtsdermatose die Tendenz nach Absetzen der Behandlung zu rezidivieren. Durch intensive systemische oder topisch/systemische Kombinationstherapie erreichte Verbesserungen des Hautzustandes können mittels topischer Erhaltungstherapie über längere Zeit erhalten werden [72] zeigten, dass mit topischen Metronidazolpräparaten eine erfolgreiche Erhaltungstherapie durchgeführt werden kann.
Ausblick für die topische Therapie
Zur Behandlung des bisher topisch nur schwer zu beeinflussenden Erythems (z.B. bei Rosacea erythematosa und Rosacea teleangiectatica oder beim vaskulär vermittelten Erythem bei anderen Schweregraden der Rosazea) steht mit Brimonidin 1% in einer Gelgrundlage ein symptomatisch wirksamer hochselektiver Alpha-2-Adrenorezeptor-Agonist vor der Zulassung, der nach einmal täglicher Anwendung zu einer effektiven langanhaltenden Vasokonstriktion führt. Es wurden weder Tachyphylaxie- noch Reboundphänomene der Erytheme beobachtet [73].
Eine bessere Beeinflussung von Rosazea-assoziierten Teleangiektasien und Erythemen wurde auch durch die Anwendung von Metronidazol in einer neuartigen w/o Mikroemulsion beschrieben (Split-Face-Studie [74]) Brimonidin Gel und Metronidazol in einer Mikroemulsion sind zur Zeit der Erstellung dieser Leitlinie in klinischer Prüfung und noch nicht zugelassen.
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Deutsche Rosazea Hilfe e.V. (DRH)