Die
Hautpflege stellt bei den meisten chronischen Hauterkrankungen wie z.
B. Neurodermitis oder Schuppenflechte die Basistherapie schlechthin dar.
Die Auswahl des richtigen Präparates ist meist nicht Thema des
Gespräches zwischen Arzt und Patient und der Betroffene bleibt somit in
dieser Entscheidung häufig ganz alleine, so dass nur das Prinzip
„ausprobieren“ übrigbleibt.
Erschwert wird die richtige Auswahl eines Pflegepräparates durch zwei Hauptfaktoren:
1. Die Anzahl der Hersteller und der Produkte wird immer unübersichtlicher.
2. Die Zahl der verwendeten Inhaltsstoffe und die Zahl der Allergien auf Inhaltsstoffe sind beständig steigend.
Mit diesem Artikel soll für die betroffenen Patienten eine gewisse
Systematik zur Auswahl des richtigen Pflegeproduktes gegeben werden.
Als Grundlage hierzu dienen die Erfahrungen, die wir in unserem
speziellen Hautpflegetraining mit unseren Patienten in der Fachklinik
Allgäu in Pfronten gemacht haben.
Ich möchte an dieser Stelle all meinen Patienten für ihre engagierte
Mitarbeit sowie für ihre Bereitschaft auch neue Dinge auszuprobieren
ganz herzlich danken.
1. Grundlagen der Hautpflege
Grundlage fast jedes pflegenden Präparates sind die beiden Stoffe Öl und Wasser.
Das Mischungsverhältnis dieser beiden Stoffe bestimmt die Konsistenz
und Eigenschaften des Präparates und legt deren Zugehörigkeit zu einer
Substanzklasse (Fettsalbe, Salbe, Creme und Lotion) fest.
Das Öl ist meist pflanzlicher (Erdnuss, Mandel, Oliven, Aloe vera etc.) oder petrochemischer (Erdöl) Herkunft.
Eine Vielzahl von Emulgatoren, Stabilisatoren, Duft- und Konservierungsstoffen ergänzen die Zahl der verwendeten Inhaltsstoffe.
Die Fettsalbe
Bei einer Fettsalbe handelt es sich um eine fast wasserfreie Wasser in Öl Emulsion.
Sie ist praktisch mit Wasser nicht mehr abwaschbar, führt der Haut
extrem viel Fett zu, zieht schlecht ein, ist schwer zu verreiben und
hält Wasser und Wärme in der Haut zurück.
Der Vorteil von Fettsalben ist die gute Zufuhr von Fett und man braucht
zur Herstellung von Fettsalben keine Emulgatoren oder Stabilisatoren,
da sie den natürlichen Zustand, den Öl und Wasser miteinander eingehen,
darstellen.
Nachteil ist der sogenannte Okklusionseffekt, das heißt, dass die
Abgabe von Wasser und Wärme durch die Haut blockiert ist. Dies bedeutet
vor allem, daß Fettsalben auf akut entzündeten und überwärmten
Hautarealen einen negativen Effekt haben. Sie sind daher bei chronisch
trockenen Hautzuständen ohne Entzündung anzuwenden.
Die Salbe
Die Salbe ist eine Wasser in Öl Emulsion mit einem hohen
Fettanteil und einem geringen Wasseranteil, der jedoch deutlich höher
ist als der Wasseranteil in der Fettsalbe. Sie ist ebenfalls schwer
abwaschbar, zieht schlecht ein, ist aber schon besser verreibbar als
eine Fettsalbe. Der Okklusionseffekt mit Störung der Wasser und
Wärmeabgabe ist ebenfalls vorhanden.
Der Vorteil von Salben ist die gute Zufuhr von Fett und man braucht zur
Herstellung von Fettsalben keine Emulgatoren oder Stabilisatoren, da
sie den natürlichen Zustand, den Öl und Wasser miteinander eingehen,
darstellen.
Nachteil ist der sogenannte Okklusionseffekt, das heißt, dass die
Abgabe von Wasser und Wärme durch die Haut blockiert ist. Dieser Effekt
ist jedoch nicht so ausgeprägt wie bei Fettsalben.
Dies bedeutet vor allem, dass Salben auf akut entzündeten und
überwärmten Hautarealen einen negativen Effekt haben. Sie sind daher
bei chronisch trockenen Hautzuständen ohne Entzündung indiziert.
Die Creme
Als Creme bezeichnet man eine Öl in Wasser Emulsion mit einem
größeren Anteil an Wasser, denn Fett. Cremes ziehen in aller Regel
schnell ein, sind gut verstreichbar und haben auf Grund ihres hohen
Wasseranteils, welcher nach dem Auftragen verdunstet einen kühlenden
Effekt. Wie uns allen beim Spülen von Geschirr deutlich wird, ist
jedoch der Zustand Öl in Wasser nicht der natürliche Zustand, den diese
beiden Stoffe miteinander eingehen. Um Öl in Wasser zu bekommen bedarf
es eines Emulgators und um diesen Zustand auf Dauer zu halten auch
eines Stabilisators. Hierin bestehen auch die großen Nachteile von
Cremes, da diese Zusatzstoffe dieZiele von allergischen Reaktionen
darstellen.
Vorteil der Creme ist der hohe Auftragekomfort, sowie der durch die
Verdunstung des Wasseranteils auftretende Kühleffekt. Nachteil ist das
Allergierisiko durch die notwendige Verwendung von Emulgatoren und
Stabilisatoren.
Bei akut entzündlichen und überwärmten Hautveränderungen ist die Creme wegen ihres Kühleffektes indiziert.
Die Lotion (Hautmilch)
Bei der Lotion handelt es sich um eine fast fettfreie Öl in Wasser Emulsion.
Sie zieht schon beim Auftragen ein, ist extrem leicht zu verreiben und
hat auf Grund ihres sehr hohen Wasseranteils einen noch größeren
Kühleffekt als die Creme. Da sie aber fast fettfrei ist, ist auch der
Pflegeeffekt gering, durch den hohen Wasseranteil kommt es sogar
eherzur Austrocknung der Haut.
Der Vorteil der Lotion liegt klar bei ihrem hohen Kühleffekt, dem hohen
Auftragekomfort. Der Pflegeeffekt ist jedoch gering. Indikationsgebiet
ist die akute, nässende Hautentzündung. Wichtig ist noch die Abgrenzung
der Lotion von der Lotio, da der Begriff Lotio an sich eine
Schüttelmixtur, also die Lösung fester Bestandteile in einer
Flüssigkeit (flüssiges Puder) bezeichnet.
Cresa
Cresa ist die Mischung aus Creme und Salbe und soll den Vorteil
der guten Fettung der Salbe mit dem Vorteil der Creme, dass sie sehr
gut zu verstreichen ist und schnell einzieht verbinden. Cresa ist
jedoch keine so exakt definierte Stoffklasse und wird auch nur von
wenigen Produzenten hergestellt.
Gele
Das Gel hatte bis vor kurzem im Bereich der Hautpflege nichts zu
suchen, da ein Gel meist aus Wasser in Zellulose besteht und dazu
dient, einen Wirkstoff unter maximalem Kühleffekt auf die Haut zu
bringen.
Dies hat mit Hautpflege nichts zu tun, sondern stellt meist eine
Akuttherapie dar (Sportgele, Gele gegen Sonnenbrand und Insektenstiche).
Es gibt jedoch jetzt den Begriff des Lipogels, bei welchem ein Teil des
Wassers im Gel durch Fettpartikel ersetzt wird, diese Zubereitungen
sind meist den Salben gleichzusetzen.
Weitere Stoffe
Zum weiteren Spektrum hautpflegender Substanzen gehören Ölbäder.
Diese werden in die beiden Klassen spreitende und emulgierende Bäder
unterteilt.
Spreitende Ölbäder
Hierbei handelt es sich um Zubereitungen bei denen das Öl auf dem
Badewasser schwimmt. Der pflegende Effekt kommt praktisch nur beim Ein-
oder Aussteigen aus dem Badewasser zustan- de, den Rest des
Badevorganges liegt man praktisch in klarem Wasser. Vorteil der
spreitenden Bäder ist, dass sie ohne Emulgatoren auskommen, Nachteil
ist die meist erhebliche Verschmutzung der Badewanne.
Emulgierende Ölbäder
Hierbei ist das Öl unter Verwendung von Emulgatoren in das
Badewasser hinein emulgiert. Vorteil ist, dass man praktisch während
des gesamten Badevorganges in der öligen Lösung liegt und die Wanne
sehr leicht zu reinigen ist. Kritikpunkt ist die notwendige Verwendung
des Emulgators, welcher auch die Möglichkeit aufzeigt, Fett aus der
Haut in das Badewasser zu emulgieren, wobei dies in der praktischen
Anwendung nicht festzustellen ist.
Wie ist zu erkennen um was für ein Präparat es sich handelt?
In aller Regel halten sich die Hersteller an die vorgegebene
Nomenklatur, um ihre Präparate zu bezeichnen. Dies ist jedoch nicht
immer der Fall. Eine kleine Hilfe, um ein Präparat zumindest in die
grobe Kategorie Fettsalbe, Salbe oder Creme, Lotion einzuordnen ist die
Bezeichnung der Emulsion.
Auf den Präparaten steht, ob es sich um eine Öl in Wasser
(O/W)-Emulsion also Creme oder Lotion oder eine Wasser in Öl (W/O)-
Emulsion also Fettsalbe oder Salbe handelt. In manchen Fällen werden
durch die Hersteller Spezialrezepte verwendet, welche z.B. bei einer
Salbe den Eincremekomfort erhöhen sollen, aber dann diese
grundsätzliche Einteilung durchbrechen.
Auswahlkriterien für das richtige Präparat
Wie schon im vorhergehenden Kapitel angedeutet sind die
Unterschiede zwischen den einzelnen Substanzklassen zu groß, um sie
unkritisch bei allen möglichen Hauterkrankungen anzuwenden.
Um die richtige Substanz unter den richtigen Bedingungen anzuwenden und
somit die Hautpflege zu optimieren bedarf es bestimmter
Auswahlkritierien. Hierzu ist in der Praxis am sinnvollsten zwischen
Fettsalbe und Salbe auf der einen Seite, sowie Creme und Lotion auf der
anderen Seite zu unterscheiden. Die Auswahl, ob nun Salbe oder
Fettsalbe, Creme oder Lotion verwendet wird ist meist eine sehr
individuelle Entscheidung.
Die fünf wichtigsten Kriterien werden im Folgenden dargestellt
1. Die persönliche Verträglichkeit
Viele Patienten mit chronischen Hauterkrankungen haben im Laufe
ihrer Erkrankung Allergien auf bestimmte Inhaltsstoffe von
Pflegepräparaten erworben.
Führend sind hierbei Inhaltsstoffe wie z. B. Duftstoffe, Konservierungsmittel, Emulgatoren.
Bei der Auswahl des Pflegepräparates müssen diese individuellen Allergien berücksichtigt werden.
Um dieses zu erleichtern müssen seit Juli 1999 alle Präparate mit einer
sogenannten INCI-Deklaration versehen sein (International Nomenklatur
Cosmetic Ingredients).
Bei der Vielzahl der Stoffe und der noch sehr unterschiedlichen
Bezeichnungen für den Einzelstoff ist die Übersicht hier jedoch sehr
schwierig.
Hilfe gibts hier>
http://www.dadosens.de/de/infotheke/inci.html
2. Der Hautzustand
Wie schon im Kapitel Grundlagen erwähnt, spielt auch der Hautzustand eine große Rolle bei der Auswahl des Pflegepräparates.
Je akuter die Entzündung, d.h. je stärker die Rötung und Überwärmung
der Haut ist, desto geringer sollte der Fettanteil und desto größer
sollte der Wasseranteil sein. Bei chronisch trockenen Hautzuständen
gilt die umgekehrte Forderung nach einem höheren Fettanteil und einem
geringeren Wasseranteil des Präparates.
Dies bedeutet in der Praxis, daß bei akuten Entzündungen eher eine
Creme oder Lotion, bei chronisch trockener Haut eher eine Salbe oder
Fettsalbe gewählt werden sollte.
3. Das Lebensalter
Die Haut bei jüngeren Menschen neigt in aller Regel zur
Überfettung, die Haut wird allerdings mit zunehmendem Lebensalter immer
trockener, so daß der ältere Mensch einen deutlich höheren Fettanteil
in einem Pflegepräparat benötigt.
Hier gilt somit die Grundregel, für jüngere Menschen eher Creme oder
Lotion und für ältere Menschen eher eine Salbe oder Fettsalbe. Diese
Regel wird jedoch stark von individuellen Faktoren (Erkrankung,
tatsächliche Alterung) beeinflußt.
4. Die Hautregion
Wir haben nicht überall am Körper den gleichen Bedarf an Fett und
Feuchtigkeit, weshalb bei der Hautpflege auch die zu pflegende
Hautregion beachtet werden muss.
Das Gesicht ist meist die Körperregion welche einen höheren
Wasseranteil und einen geringeren Fettanteil fordert. Im Bereich des
Körperstammes und noch mehr an den Extremitäten wird der Bedarf an Fett
deutlich höher. Im Bereich der Hände ist meist der höchste Fettbedarf,
wobei gerade hier ein langhaftender Fettfilm im täglichen Leben am
hinderlichsten ist.
5. Die Jahreszeit
Im Sommer, wenn uns sehr heiß ist und der Körper mit der Schweiß
und Wärmeabgabe sowieso schon seine Probleme hat, sind Präparate wie
Salben oder Fettsalben mit einem Okklusionseffekt d.h. wenn der
Fettfilm auf der Haut liegt und die Abgabe von Schweiß und Wärme
behindert, nicht zur Hautpflege geeignet. Im Winter ist gerade der
schützende und Wärme zurückhaltende Fettfilm, der nach der Anwendung
von Salben oder Fettsalben lange auf der Haut verbleibt der gewünschte
Effekt.
Alle diese fünf Auswahlkriterien sind bekannt und man kann somit
schon sehr schnell einen großen Teil der angebotenen Präparate zur
Seite legen, da sie nicht in Frage kommen.
Diese Auswahlkriterien stellen ein grobes Raster dar, um beim Erwerb
von Pflegepräparaten schon eine gewisse Vorauswahl treffen zu können.
Natürlich muss immer die Individualität des Einzelnen berücksichtigt
werden und es gibt immer Ausnahmen von der Regel.
Ein persönlicher Gebrauchstest stellt nach der Vorauswahl die beste
Methode dar, eine sichere individuelle Aüswahl zu treffen. Die meisten
Apotheker sind hierbei bereit mit kleinen Proben zu helfen, ohne dass
man gleich die teure 200 ml Flasche kaufen muss.
Am besten führt man einen Gebrauchstest an der Ellenbeuge durch, da
hier die Haut ausreichend empfindlich ist um eine Aussage über die
Verträglichkeit machen zu können, andererseits ist man, falls die Haut
auf das Präparat negativ reagiert, nicht sofort fürchterlich entstellt.
Zur Häufigkeit der Anwendung von Pflegepräparaten gilt die Grundregel zweimal pro Tag plus nach jeder großen Wasseranwendung.
Zur Hautreinigung ist noch anzumerken, dass das bei uns übliche,
tägliche Duschen oder Baden eine hohe Belastung der Haut darstellt und
weder aus hygienischer Sicht noch aus Reinlichkeitsgesichtpunkten
notwendig erscheint, wenn nicht durch Beruf (Schornsteinfeger) oder
Hobby eine starke Verschmutzung stattfindet. Duschen oder Baden zwei
bis dreimal pro Woche ist vollkommen ausreichend.
Dr. med. Steffen Gass