
Die Rosazea ist eine stadienhaft verlaufende Erkrankung, die als Vorstufe die anfallsartige Hautrötung (Erythem) im mittleren Gesichtdrittel zeigt. Diese ist anfangs nur flüchtig und hält über Stunden, maximal Tage an, um danach wieder zu verschwinden. Häufig ist sie von Hitzewallungen begleitet.
Im nachfolgenden
Stadium I
entwickeln sich bleibende Rötungen, erweiterte Blutgefäße (Teleangiektasien) und eine erhöhte Reizbarkeit der Haut. Im
Stadium II
entstehen in der Folge entzündliche Knötchen (Papeln) und „Eiterpickel" (sog. Pusteln) die über Wochen anhalten können. Im
Stadium III
schließlich kommt es zu bläulich-rötlichen Knoten und flächigen Plaques sowie Schwellungen im Bereich des Gesichtes. Die Haut ist „großporig" und entzündlich verdickt und ähnelt der Schale einer Orange (peau d'orange). Als Sonderform zeigt sich in diesem Stadium bei Männern eine knotig-entzündliche Rötung der Nasen mit einer deutlichen Gewebevermehrung und die Ausbildung des bereits oben erwähnten Rhinophyms.
Bei etwa 60 % der Patienten zeigt sich eine Augenbeteiligung. Diese äußert sich vornehmlich in einer Rötung der Lider und der Bindehaut, kann aber neben den vorderen auch die hinteren Augenabschnitte betreffen. Bei 20 % der Fälle ist diese Augenbeteiligung die erste Manifestation der Rosazea. Sie kann aber auch die minimale oder isolierte Ausprägung der Erkrankung sein und häufig nicht oder fehldiagnostiziert werden.
Als seltene, sehr schnell verlaufende Form der Rosazea findet sich die sogenannte Rosacea fulminans, die plötzlich mit einer massiven Rötung und Pustelbildung im Bereich des gesamten Gesichtes zeigt.
Hinsichtlich der Entstehung der Rosazea sind bis heute die Abläufe nicht im Detall bekannt. Vermutlich besteht jedoch eine genetische Veranlagung, die zusammen mit Umwelteinflüssen zu einer Schädigung der Unterhaut (Dermis) führen und einer, wie oben beschrieben zunächst flüchtigen und in der Folge dann anhaltenden Rötung und Aufweitung kleinerer Gefäße. Die Wandschädigung der Gefäße führt zu einem Austritt von Blutflüssigkeit (Serum) und damit zu einer Schwellung. Die zunehmende Beteiligung von entzündlichen Mechanismen resultiert schließlich in einer Papel-, Pustel- und Knotenbildung. Nach unseren heutigen Vorstellungen ist die Rosazea primär eine Gefäßstörung, die dann weitere Teile der Unterhaut beteiligt. Zusammenhänge zur Migräne, jedoch auch Magen-Darm-Störungen sind beschrieben.
Als Faktoren, die die Erkrankung verschlimmern oder einer Schub auslösen können, sind verschiedene Trigger-Faktoren erkannt worden. Dieses sind Kälte- und Wärmereize, insbesondere aber Sonnenlicht, vor allem die UV-Strahlung, Alkohol, scharfgewürzte Speisen, heiße Bäder, körperliche Anstrengung und verschiedene andere Stressfaktoren, heiße Getränke sowie bestimmte Hautpflegeprodukte, insbesondere sehr fetthaltige.

Die Therapie der Erkrankung ist abhängig vom Stadium und der Ausprägung der Erkrankung. In den ersten Stadien ist eine Lokaltherapie mit metronidazolhaltigen Salben und Cremes, alternativ auch erythromycin- oder clindamycin-haltigen Externa wichtig. Diese Lokaltherapie sollte konsequent über mindestens 4 - 8 Wochen durchgeführt werden. Bei schweren Verläufen können diese Lokaltherapeutika mit systemischen Antibiotika, vor allen Tetracyclinen oder Minocyclin kombiniert werden.
Bei ausgeprägt papulösen Verläufen ist auch der Einsatz eines Vitamin-A-SäureAbkömmlings (13 cis Retinsäure) in Tablettenform zu überlegen. Besonders wichtig ist das Meiden der o.g. Trigger-Faktoren sowie eine psychotherapeutische Mitbetreuung im Sinne einer Stressbewältigung und autogenem Training. Zusätzlich müssen die Patienten über medizinisch-kosmetische Möglichkeiten einschließlich eines Make up beraten werden. Bei ausgeprägten Teleangiektasien und Rötungen kann auch eine Lasertherapie, insbesondere mit dem Farbstofflaser durchqeführt werden. Das Rhinophym muss durch laserchirurgische oder andere chirurgische Verfahren behandelt werden, um die ursprüngliche Nasenkontur wieder herzustellen.
Zu allgemeinen Maßnahmen gehört auch eine milde Reinigung der Haut mit ausschließlich lauwarmem Wasser und allenfalls milden Reinigungsprodukten. Die klassischen Akne-Reinigungsprodukte insbesondere mit Tensiden oder Alkohol reizen die Rosazeahaut noch mehr. Auch auf Peelings sollte verzichtet werden. Hautpflegeprodukte sollten nicht zu stark fettend sein und möglichst keine Duftstoffe, Konservierungsmittel oder Farbstoffe enthalten. Wegen der Provozierbarkeit durch ultraviolettes Licht sollten Lichtschutzcremes mit einem Lichtschutzfaktor von mind. 15 eingesetzt werden. Bestimmte Medikamente und Umweltstoffe können ebenfalls zu einer Verschlechterung der Rosazea beitragen. Ähnlich wie Kosmetika ist Make up prinzipiell vertretbar, sollte jedoch nicht zu stark fettend und wasserfest sein, da sie nur schwer entfernbar sind. Unterstützend kann zusätzlich eine sogenannte Rosazea-Massage oder Lymphdrainage von den Betroffenen selbst oder einer Kosmetikerin durchgeführt werden. Dazu werden mind. 2 x tgl. für 5 - 10 Minuten die Gesichtshaut in Stirn-, Kinn- und Wangenbereich mit kreisenden Bewegungen zur Gesichtsmitte hin massiert.
Wichtig ist ein vertrauensvolles Arzt-Patientenverhältnis mit regelmäBigen Gesprächen über Art und Verlauf der Erkrankung. Dabei muss auf den chronischen und möglicherweise phasenhaft sich verschlechternden Verlauf der Erkrankung hingewiesen werden. Insgesamt kann damit und den heute zur Verfügung stehenden therapeutischen Möglichkeiten die Erkrankung wesentlich verbessert werden.
Prof. Dr. med. Michael Sticherling, Universitätsklinikum Erlangen
Zusammenfassung des Vortrags „Rosazea - das Versteckspiel hat ein Ende"
bei der Vlll. Infomesse für Betroffene Hautsache 2004 in Dresden am 24.04.2004