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Das Chaos mit Neembaumprodukten

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Mit Beginn der Heizperiode nimmt jedes Jahr die Anzahl der Patienten mit einer Hausstaubmilben-Allergie drastisch zu. Grund ist, dass  gerade zu diesem Zeitpunkt die höchste Menge an Kotbällchen  in Textilien wie Matratzen, Polstermöbeln, Teppichen und Teppichböden vorliegt, die von den Hausstaubmilben seit dem Frühjahr produziert wurden.
Mit der warmen Heizungsluft trocknet die Oberfläche der Kotbällchen aus, die Oberfläche reißt und lässt tausende feinster Partikel in die Raumluft frei. Diese Partikel werden von unserem menschlichen Immunsystem als fremde Eiweiße erkannt und lösen den Abwehrmechanismus unseres Körpers aus.

Wissenschaftlich noch nicht geklärt ist heute die Frage, warum der eine Mensch auf diese Fremdeiweiße in Form einer so genannten Hausstaubmilben-Allergie reagiert, der andere aber nicht. Es sind also weniger die Hausstaubmilben selbst, die diese Allergieform hervorrufen, sondern der Inhalt der Kotbällchen. Ziel jeder Sanierungsmaßnahme muss es daher sein, primär die Hausstaubmilben zu vernichten, um die Produktion der Kotbällchen zu reduzieren, und die krankmachenden Allergene zu entfernen.

Wirksamstes Mittel gegen Milben waren bislang Produkte, die Benzylbenzoat als Wirksubstanz enthielten. Nach einer Entscheidung der EU-Kommission dürfen nun keine benzylbenzoathaltigen Mittel zur Bekämpfung von Hausstaubmilben mehr eingesetzt werden. Bis zum heutigen Tag gibt es aber kaum ein Mittel, das toxikologisch so umfassend untersucht und so effizient wirksam war.

Als Nachfolgeprodukte gelten die aus dem Neembaum (oder auch Niembaum) gewonnenen Extrakte, die in Ihrer Wirksamkeit sehr unterschiedlich sind, je nach dem, ob sie aus dem Neembaumsamen oder anderen Extrakten des Neembaums hergestellt wurden. Aus dem Neembaum können etwa 100 unterschiedliche Substanzen (z.B. Azadirachtin) gewonnen werden.  Nach Untersuchungen von Rembold et al.¹) und Franz ²) ist wohl allen derzeit auf dem Markt befindlichen Neemprodukten gemeinsam, dass sie keine milbenbeseitigende Wirkung auf die Hausstaubmilben haben, auch wenn der ein oder andere Anbieter behauptet,  ihr Produkt habe eine akarizide (milbenabtötende) Wirkung. Daneben gibt es durchaus auch solche Produkte, die überhaupt keine Wirkung zeigen.
Im Wesentlichen verändern die auf dem Markt befindlichen Produkte lediglich die Futteraufnahme der Milben (sogenanntes Repellent) oder hemmen das Wachstum und die Fortpflanzung der Hausstaubmilben. Das bedeutet, dass es lange Zeit braucht,  um die Hausstaubmilben wirkungsvoll zu bekämpfen. Häufig ist die Repellentwirkung schon nach wenigen Tagen nicht mehr in den behandelten Textilien nachweisbar. Wie soll dann eine Langzeitwirkung von bis zu 12 Monaten entstehen? Die Wirkung auf Wachstum und Fortpflanzung stellt sich erst nach mehreren Milbengenerationen ein. Und wenn die Milben das Gift nicht fressen, wie soll es dann eine Wirkung auf das Wachstum oder die Fortpflanzung haben? 

Rembold et al.¹) untersuchten das in Milbiol und TN-MP 100 verwendete Neemöl (synonym Margosaöl), das durch Extraktion des Samens mit überkritischem Kohlendioxid gewonnen wird. Das Studienergebnis war, dass der im Milbiol verwendete Wirkstoff (Margosaextrakt) eine Störung des Milbenwachstums und keine milbenbeseitigende (akarizide) Wirkung verursacht.

Ein weiterer Nachteil der Neempräparate ist, dass keines der derzeitigen Produkte eine Wirkung auf die Allergene zeigt. Viel wichtiger, als die Milben zu bekämpfen, wäre es, die krankmachenden Allergene, die Bestandteil des Kots sind, in den textilen Gegenständen unschädlich zu machen oder sie daraus zu entfernen. Denn sie sind die eigentliche Ursache für die Hausstaubmilben-Allergie.

Viele der bisher auf dem Markt befindlichen Neemprodukte rühmen sich damit, dass sie durch äußeres Besprühen von z.B. Matratzen die Hausstaubmilben bis in die Tiefe der Textilien vollständig beseitigen können. Nur keines der Mittel konnte den entsprechenden wissenschaftlich anerkannten Nachweis darüber erbringen. Es ist die Kompaktheit unterschiedlicher Materialen, die gerade bei Matratzen aus Gründen des Komforts verarbeitet werden. Sie lassen es nicht zu, dass die lichtscheuen, in der Tiefe der Textilien lebenden Milben erreicht und beseitigt werden können. Es sei denn, es bestünde die Möglichkeit, in das Innere von  Matratzen vorzudringen. Alle bisher bekannten Neempräparate  sind im Wesentlichen dazu geeignet, Teppiche und Teppichböden wegen des kurzen Flors milbenfrei zu bekommen, aber nicht allergenfrei.

Und noch eines kommt hinzu: Verschiedene Anbieter von Neemprodukten sind der Meinung, dass Neemprodukt gleich Neemprodukt ist. So werden Wirkeigenschaften, die durch Neemprodukte gegenüber  Insekten  (Kerbtieren) erzielt wurden, auf Hausstaubmilben übertragen, die aber nicht zu den Insekten, sondern zu den Spinnentieren zählen. Ein weiteres Beispiel, das auf absolutes Unverständnis unter den Wissenschaftlern stößt, ist das Thema Bettwäsche.

Bettwäsche mit Milbensprays zu besprühen ist barer Unsinn. Denn Bettwäsche ist viel effektiver und kostengünstiger bei 60°C waschbar, einer Temperatur, bei der alle Milben vernichtet und die krankmachenden Allergene gleichzeitig heraus gewaschen werden.

Hinzugefügt sei noch, dass viele Neemprodukte Alkohol (Isopropanol) enthalten und für längere Zeit nach dem Auftragen einen zwiebelartigen Geruch entfalten, wodurch  das überempfindliche Bronchialsystem von Patienten mit einer Hausstaubmilben-Allergie zusätzlich gereizt wird.

In Kürze wird es eine vergleichende, wissenschaftliche Veröffentlichung  zur Wirkung  verschiedener, im Handel befindlicher Neemprodukte, geben. Dann wird sich zeigen, was die einzelnen Neemprodukte tatsächlich zu leisten vermögen.

Ergebnisse neuer wissenschaftlicher Untersuchungen mit Neembaumsamenöl haben gezeigt, dass es möglich ist, ein hocheffizientes, milbenbeseitigendes (akarizides) Neembaumprodukt zu entwickeln. Die neue Wirksubstanz ist alkoholfrei, geruchlos und frei von Duftstoffen. Sie beseitigt nicht nur Milben, sondern denaturiert gleichzeitig die krankmachenden Allergene.  

Korrespondenzanschrift
Ronald-R. Siewert
Friedrichs Glück 26
D-40885  Ratingen

¹) Rembold  H., Oetzel  H.  Kontrolle der Hausstaubmilbe, Dermatophagoides farinae, durch Wirkstoffe aus dem Samen des Neembaums, Azadirachta indica  A.Juss. Allergo J 2004, 13:269-73

²) Franz,J-Th. Karenzmaßnahmen gegen Hausstaubmilben, Teil 1:Akarologische Grundlagen. Allergo J 2004; 13:443-51
Franz, J-Th. Karenzmaßnahmen gegen Hausstaubmilben, Teil 2: Sinnvolle Maßnahmen zur Milben- und Milbenallergenreduktion.
Allergo J  2004; 13, 531 - 40

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