
Wenn
zwar das Bett saniert ist, aber im Raum noch optimale Lebensbedingungen
für Milben herrschen, dann kommt es, wie bereits erwähnt, zu einer
schnellen erneuten Kontamination des sanierten Bettes. Um dies zu
verhindern, sollte, wenn möglich, auch der Schlafraum umgestaltet
werden.
Wichtig ist es, die Luftfeuchtigkeit des Raums gering zu halten, denn kontinuierlich trockene Luft stört Milben empfindlich.
Wenn der Schlafraum so wenig Möbel wie möglich und zusätzlich wenige
„Staubfänger“ enthält, kann das tägliche Staubwischen erleichtert
werden. Außerdem wird der Lebensraum der Milben eingeengt.
Ventilatoren haben keinen Effekt. Sie reduzieren die
Luftfeuchtigkeit nicht ausreichend, um Milben und Milbenallergene zu
reduzieren.
Ein weiteres wichtiges Milbenreservoir sind Teppichböden. Es konnte
eindeutig in Untersuchungen gezeigt werden, dass Teppichböden eine
höhere Allergenmenge aufweisen als wischbare Böden. Diese müssen dann
allerdings auch regelmäßig abgesaugt und gewischt werden, da sonst von
glatten Böden erhebliche Mengen an Staub aufgewirbelt werden können.
Milben können sich in den Teppichfasern sehr gut fixieren und lassen
sich durch Staubsaugen nicht in ausreichendem Maße und dauerhaft
entfernen.
Daran können auch synthetische Teppichfasern, Hightech-Staubsauger,
Dampfstrahlreiniger und akarizide Zusätze nichts ändern, da sie meist
nur kurzfristige Effekte erzielen. Nur wenn die Entfernung von
Teppichböden überhaupt nicht zumutbar erscheint, sollte über solche
Alternativen nachgedacht werden (s.u.).
Welche wischbaren Materialien für den Fußbodenbelag verwendet
werden, hängt vom Geschmack und auch den finanziellen Möglichkeiten ab.
Fliesen sind in der Pflege und Haltbarkeit am günstigsten. Es können
aber auch Parkett, Laminat, versiegelter Kork oder
Kunststoffbodenbeläge verwendet werden. Je nach Qualität, Herkunft und
Preis haben diese Bodenbeläge ihre Vor- und Nachteile, insbesondere was
die Haltbarkeit und mögliche Schadstofffreisetzung der Beläge selbst
oder der verwendeten Kleber betrifft.
Möchte man auf diesen Böden nicht auf Teppiche verzichten, sollten zumindest kleine, leicht waschbare Teppiche gewählt werden.
Herkömmliche Staubsauger geben die angesaugte Luft über einen Filter
direkt wieder ab. Je nach Qualität der Filter gelangen auf diese Weise
kleine Staubpartikel, die Allergene enthalten, wieder in die Raumluft.
Gute Filter sollen eine Filterleistung von mindestens 99,97% aufweisen
und ein Staubrückhaltevermögen von mehr als 0,05 mg/m3 haben. Diese
Werte werden von den Staubsaugern trotz der Filter im normalen
Haushaltsbetrieb nicht erreicht.

Die
beste Lösung, um das Verteilen von Staub und Allergenen in die Luft zu
vermeiden, sind Staubsauger, bei denen außerhalb der Wohnung der
Unterdruck erzeugt und die Abluft nach draußen geleitet wird. Über ein
Rohrsystem in den Wänden kann in den verschiedenen Räumen ein Schlauch
mit Saugrohr angeschlossen werden. Dieses System kann nachträglich in
Wohnungen eingebaut werden. Die Maßnahme ist aber teuer. Die
Berücksichtigung einer entsprechenden Anlage wäre bei der Planung eines
Neubaus allerdings sinnvoll und günstig.
Die relevante Saugleistung
der Staubsauger stellt nicht die Nennleistung der Geräte, die meist
wesentlich höher liegt, dar, sondern die Luftleistung. Sie besagt, mit
welcher Leistung Staub und Fremdstoffe vom Boden abgesaugt werden. Die
maximale Luftleistung liegt bei Qualitätsstaubsaugern zwischen 140 und
300 Watt.
Für den Erhalt einer optimalen Saugleistung ist es wichtig, den
Staubsaugerbeutel häufig zu wechseln (25). Es werden nun spezielle
Saugsysteme angeboten, die keinen Festfilter haben. Ihr
Funktionsprinzip ist, dass die angesaugte Luft mit einer Zentrifuge
durch ein Wasserbad geleitet wird. Die ausgeblasene Luft soll dadurch
von Staubpartikeln gereinigt und gleichzeitig auch von chemischen
Stoffen befreit werden; zusätzlich wird sie dabei angefeuchtet. Die
Preise für das Gerät und Zubehör belaufen sich auf über 1500 €.
Wenn angesaugte Luft durch Wasser geleitet wird, dann kann das zu einer
Reduktion von Partikeln und auch von chemischen Substanzen führen.
Ehrnsberger (25) berichtet von Untersuchungen zu entsprechenden
Saugsystemen: Auch bei diesen Saugern werden noch Teilchen in einer
Größe von 0,7–15 ?m emittiert; größere Partikel wie Pollenkörner, Pilz
sporen und Hausstaubmilben können zurückgehalten werden, ebenso
Formaldehyd und andere wasserlösliche oder sehr reaktive chemische
Substanzen. Inwieweit durch solche Staubsauger allerdings die
Allergenbelastung von Wohnungen wirklich reduziert werden kann, ist
nach den vorliegenden Ergebnissen nicht eindeutig abzuschätzen und
fraglich, da Hausstaubmilbenallergene an Teilchen zwischen 2 und 10 ?m
binden und somit nicht genügend entfernt werden. Ein Vergleich von drei
Saugsystemen zur Reduktion von Milbenallergenen aus Matratzen
(herkömmlicher Sauger, Staubsauger mit Wasserfalle und zentrale
Sauganlage) ergab keine Leistungsunterschiede.
Dass von den Firmen zusätzlich zum Gerät akarizide Präparate
vertrieben und empfohlen werden, läßt darauf schließen, dass nur in
dieser Kombination eine ausreichende Allergenreduktion erreicht werden
kann. Unklar bleibt auch, inwieweit die regelmäßige Anwendung des
Gerätes und insbesondere die Anwendung als Feuchtreiniger oder
Luftreinigungsgerät über eine längere Zeit zu einer Erhöhung der
Luftfeuchtigkeit führt und so möglicherweise die Wachstumsbedingungen
für Milben und Schimmelpilze noch verbessern kann. Außerdem besteht
wegen des stehenden Wasserreservoirs die Gefahr der
Schimmelpilzbesiedlung des Gerätes selbst.
Eine etwas bessere milbenabtötende Wirkung scheinen Dampfstrahlreiniger
zu besitzen (19), möglicherweise durch die zusätzliche Hitzewirkung.
Untersuchungen an Teppichstücken, die nur feucht gereinigt wurden,
zeigten allerdings nach drei Monaten wieder eine so starke Besiedlung
wie vor der Reinigung. Waschen von Teppichen bei niedrige Temperaturen
erfordert akarizide Zusätze, um eine ausreichende Milbenreduktion zu
erreichen.
In einer aktuellen Untersuchung der Effektivität von
Luftreinigungsgeräten von van der Heide et al. (35) konnte gezeigt
werden, dass Luftreinigungsgeräte trotz ihrer gesicherten Fähigkeit,
Staubpartikel und Allergene abzufangen, an der Symptomatik der
Patienten nur minimal, wenn überhaupt, etwas ändern. Obwohl deren
Vermeidung zu den allgemein akzeptierten Hausstaubsanierungsmaßnahmen
gehört, hatte ein Drittel der untersuchten Patienten noch Tiere in der
Wohnung. In einem Drittel der Wohnungen wurde noch geraucht, circa zwei
Drittel hatten noch Teppichböden – auch in den Schlafzimmern.
Führt der Einsatz von Luftfiltergeräten dazu, dass die Patienten auf
weitergehende Allergenreduktionsmaßnahmen in den Wohnungen verzichten,
wird dies mit einer unveränderten oder sogar verschlechterten
bronchialen Hyperreagibilität und Asthma- symptomatik erkauft.
Nur das Zusammenwirken umfassender Sanierungsmaßnahmen führt zu
einer klinischen Besserung; zu diesem Schluss kommen auch die Autoren.
Der Einsatz von Luftfiltergeräten gehört sicher nicht zu den
entscheidenden und ersten Schritten einer Hausstaubsanierung.
Benzylbenzoathaltige akarizide Präparate haben eine milbenabtötende
Wirkung. Durch die Anwendung dieser Produkte in Kombination mit den
damit verbundenen Reinigungsmaßnahmen ist eine Reduktion der
Allergenmenge zu erreichen. Widersprüchlich sind Studien zur
Wirksamkeit in der praktischen Anwendung im Vergleich zu Plazebo. Für
Matratzen ist die Wirksamkeit nicht belegt, so dass die Hersteller vor
der Anwendung der Akarizide zu einer neuen Matratze raten.
Benzylbenzoat war nicht wirksamer als Plazebo.
Benzylbenzoat hat bei sachgemäßer Anwendung keine akut toxischen
Wirkungen auf den Menschen. Es sind haut- und schleimhautreizende
Wirkungen des Benzylbenzoats bekannt. In den Konzentrationen, in denen
es als Akarizid verwendet wird, ist diese Reizwirkung aber deutlich
geringer als in der Anwendung als Antiscabioid oder des reinen Stoffs
(3–5% gegenüber 10–25% oder 100 %) (33, 51, 56). Kontaktallergische
Reaktionen sind aus der Literatur bekannt, wenn auch sehr selten. Im
Informationsverbund dermatologischer Kliniken (IVDK) wurden zwischen
1993 und 1995 bei einer Gesamtfallzahl von 28.572 lediglich sechs
Patienten auf Benzylbenzoat getestet, mit negativem Ergebnis (mündliche
Mitteilung Dr. A. Schnuch, IVDK, 1996). Ein Sensibilisierungsrisiko ist
somit als gering anzusehen.
Da die Anwendung für Haushalte von Hausstaubmilbenallergikern
vorgesehen ist, ist eine Gruppe von besonders disponierten,
empfindlichen Personen betroffen.
Das Risiko der bronchialen Reizung oder einer Hautreizung nach Exposition auf ekzematöser Haut ist größer.
Unter diesem Aspekt sind die Empfehlungen der Hersteller zu sehen, die
die Anwendung durch die allergischen Personen nicht empfehlen und zum
Tragen von Handschuhen beim Auftragen bzw. zum anschließenden Waschen
der Hände raten. Allerdings ist ein Fallbericht, bei dem nach
Verwendung von benzylbenzoathaltigem Teppichreinigungspulver stark
unangenehmer Geruch aufgetreten ist und auch Asthmasymptome bei einem
Patienten ausgelöst wurden (98), ein Einzelfall; auch konnten die
ursächlichen Zusammenhänge nicht eindeutig geklärt werden. Somit ist
von einer sehr guten Verträglichkeit auszugehen, auch nach Anwendung
durch empfindliche Personen.
In der Bewertung der auf dem Markt befindlichen benzylbenzoathaltigen
akariziden Substanzen müssen die weiteren Inhaltsstoffe der Präparate
ebenfalls berücksichtigt werden. Im Falle der Tanninsäure ist eine
Reizwirkung an nicht intakter Haut auch in Anwendungskonzentrationen
vorhanden.
Wenn die Entfernung von Teppichböden nicht möglich ist, könnte die
Anwendung von Akariziden eine Alternative darstellen. Die Präparate
haben allerdings nur eine begrenzte Wirkung, es wandern neue
Milbenpopulationen ein, von einer 2 bis 4maligen Anwendung pro Jahr ist
deshalb auszugehen.
Luftbefeuchtergeräte können sinnvoll sein, wenn die Luftfeuchtigkeit in
einem Raum tatsächlich längerfristig 30 % oder weniger beträgt. In der
Heizperiode könnte dies der Fall sein (88). In unseren Breiten ist es
ansonsten eher schwierig, die Luftfeuchtigkeit in den Wohnungen gering
genug zu halten, damit dem Wachstum von Schimmelpilzen und
Hausstaubmilben kein Vorschub geleistet wird.
Durch das stehende Wasser in den Befeuchtern besteht zusätzlich das
Risiko einer Schimmelpilzbesiedlung und einer Verteilung der Sporen bei
der Feuchtigkeitsabgabe.
Dies ist, wenn überhaupt, nur bei ganz regelmäßiger Reinigung zu vermeiden.
Für Ekzematiker, die unter trockener Luft stärker als Asthmatiker
leiden und mit einer Exazerbation ihres atopischen Ekzems reagieren
könnten, sollte versucht werden, die Luftfeuchtigkeit im Bereich von
45–55% zu halten (69). Eine generelle Empfehlung von Luftbefeuchtern
ergibt sich daraus allerdings nicht. Zuvor wäre zu prüfen, ob nicht
gezieltes Lüften als Stosslüften zu ausreichenden Feuchtigkeitswerten
führt.
Auch wenn Rauchen keinen direkten Einfluß auf die
Hausstaubmilbenallergenmenge hat, führt es in Wohnungen zu einer sehr
hohen Schadstoffbelastung, schädigt die Atemwege und kann bei
Passivrauchexponierten Sensibilisierungen Vorschub leisten; deshalb
sollte in der Wohnung und insbesondere in den Schlafräumen nicht
geraucht werden.
3. Wohnung
Muss bei hochgradiger allergischer Symptomatik auch eine Sanierung
der gesamten Wohnung in Betracht gezogen werden, dann wäre eine
Ausweitung der für den Schlafraum ausgesprochenen Empfehlungen auf die
Wohnung sinnvoll.
Die Sitzmöbel in den Wohnräumen sollten abwischbar, die Polstermöbel am
besten mit Leder oder entsprechend abwischbaren Bezügen versehen sein.
Neben den genannten Maßnahmen rückt die Bedeutung der verwendeten
Heizungsart, Tapete und der weiteren Möbel in den Hintergrund. Wenn
auch dies berücksichtigt werden soll und kann, wäre die Verwendung von
Strahlungsheizungen, wie sie Fußbodenheizungen, Wand- und
Fußleistenheizungen darstellen, empfehlenswert. Bei den
Fußbodenheizungen kann es allerdings auch durch die manchmal notwendige
Aufheizung der Fußbodenoberfläche auf über 23 °C zu stärkeren Luft- und
damit auch Allergenaufwirbelungen kommen. Nachtspeicheröfen sollten
nicht eingesetzt werden, da sie mit ihrem Gebläse ebenfalls große
Allergenmengen aufwirbeln und verteilen konnen.
Bei Tapeten ist die Verwendung von glatten, strukturlosen Papiertapeten sinnvoll.
Beim Kauf neuer Möbel sollte auf die Formaldehydemissionsklassen
geachtet werden (E1). Daneben sollte beim Kauf von neuen
Massivholzmöbeln bedacht werden, dass Kiefern- und Fichtenholzmöbel
starke Emissionen von Terpenen aufweisen können, die bei sehr
Empfindlichen zu Reizungen der Schleimhäute führen können.
Stellungnahme der Dokumentations- und
Informationsstelle für Allergiefragen im Kindes- und Jugendalter
(DISA). S. Schmidt; Schriftleitung der DISA in Zusammenarbeit und
Abstimmung mit Experten aus dem wissenschaftlichen Forum der DISA: C.P.
Bauer, Gaißach; K.-Ch. Bergmann, Bad Lippspringe; J. Forster, Freiburg;
Th. Lob-Corzilius, Osnabrück; K.E. von Mühlendahl, Osnabrück; B.
Niggemann, Berlin; W. Rebien, Hamburg; J. Ring, München; E. Rietschel,
Köln; G. Schultze-Werninghaus, Bochum; J. Seidenberg, Oldenburg; R.
Szczepanski, Osnabrück
Quelle: Allergo Journal Nr.3, 1998, S. 156 bis 163.
Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung von MMV Medien & Medizin Verlagsgesellschaft GmbH München.