von Dipl.-oec. troph. Susanne Miesera
Bräune ist in, wer zeigt schon gerne blasse Beine im Freien. Doch
wie oft hatten Sie einen Sonnenbrand im Laufe ihres Lebens? Jeder
Sonnenbrand schädigt die Haut und erhöht das Hautkrebsrisiko. Pro Jahr
treten in Deutschland über 200.000 Hautkrebs-Neuerkrankungen auf. Neben
der therapeutischen Nutzung des UVA-Lichts bei Neurodermitis
(HAUTFREUND 1/08), können genau die gleichen UV Wellen zu viel werden.
Gefährlich ist die erste Frühlingssonne, die auf sonnenentwöhnte Haut
trifft, genauso wie die heiße Sommersonne. Die Intensität der
Sommersonne übertrifft die ersten Sonnentage des Frühlings und kann bei
hellhäutigen Menschen schwere Verbrennungen verursachen. Lesen Sie hier
wie Sie Ihre Haut schützen können.
Kinder
Kinder sind deutlich gefährdeter als Erwachsene, da die Kinderhaut
empfindlicher als die erwachsene Haut ist. Bei Kindern sind die
körpereigenen Schutzmechanismen gegenüber UV-Strahlen noch nicht
optimal entwickelt. Die Haut der Kinder hat den Schutz in Form von
Pigmentierung und Lichtschwiele noch nicht, dadurch ist die
Barrierefunktion der Hornschicht nicht voll ausgeprägt und die
Sonnenempfindlichkeit der Haut erhöht.. Umso jünger, umso weniger
schützende Hornhaut. Die Talgdrüsen bilden im Kindesalter nur einen
geringen Lipidfilm auf der Hautoberfläche, bei Neurodermitiskindern ist
das Fehlen des Schutzlipidfilmes noch schlimmer. Schweiß kann etwas
UV-Licht absorbieren, aber bei Kindern sind die Schweißdrüsen erst
schwach ausgebildet. Diese fehlenden Schutzmechanismen treffen
Neurodermitiskinder besonders hart, da die chronischen Entzündungen der
Haut das Bild verschlechtern.
Kinder passen ihr Verhalten nicht den Gefahren der Sonnenbestrahlung
an. Sie verbringen mehr Zeit im Freien, cremen sich ungern ein und sind
dadurch höheren UVDosen ausgesetzt. 80 Prozent ihrer UV-Strahlendosis
bekommen Menschen bis zum 18. Lebensjahr ab - ein guter Sonnenschutz
ist also besonders in jungen Jahren wichtig. Die Vermeidung von
Sonnenbränden im Kindesalter ist besonders wichtig wegen der Gefahr von
Spätschäden der Haut. Bei Kindern mit Neurodermitis sieht dieser Schutz
nicht wesentlich anders aus als bei anderen Kleinen.
Sonnenschutz gliedert sich in vier Vorsichtsmaßnahmen
Eigenschutzzeit der Haut
Menschen reagieren unterschiedlich empfindlich auf die Sonne. Ein
Kriterium sind die Hauttypen (Heft 1/08). Je dunkler Augenfarbe,
Haarfarbe, Hautton, desto länger ist der Eigenschutz. Einen kurzen
Überblick gibt die Abbildung. Es werden 6 Hauttypen unterschieden von
Typ I sehr hellhäutig mit fehlender Pigmentierung nach
Sonnenbestrahlung bis zum TypVI sehr dunkelhäutig mit dauerhafter
Pigmentierung ohne Sonnenbrand. In Europa sind meist die Hauttypen I-IV
zu finden.
Sonne vermeiden
Im Sommer sind die UV-Strahlen intensiver, weil der Weg der
Strahlen von der Ozonschicht zum Boden kürzer ist. Am stärksten ist die
Intensität um die Mittagszeit, da der Einfallswinkel steil ist und der
Weg zum Boden am kürzesten.
Schauen Sie unsere südlichen Nachbarn an, die die heißesten Stunden des
Tages am besten in Innenräumen verbringen. Diese Vorsichtsmaßnahme
schützt vor UVB-Strahlung, die für Sonnenbrand, lichtbedingte Alterung
der Haut und Tumorbildung verantwortlich ist, ebenso wie vor UVA-Licht,
das mehr krankmachende Lichtreaktionen auslöst.
Sonne reduzieren können Sie auch im Schatten, aber bedenken Sie, dass
ein Teil der Sonnenstrahlen auch im Schatten wirkt. Selbst bei
Bewölkung kann die UV-Strahlung noch bis zu 30–50 % betragen. Hier gilt
zusätzlich eincremen. Ein weiterer wichtiger Faktor für die
Sonnenintensität ist die Reflexion eines hellen Untergrundes, welcher
die Strahlung massiv erhöhen kann: Schnee bis +85 %, Sand bis +15 %
Wasser bis + 5 %
Textilien tragen
Jedes Kleidungsstück schützt Ihre Haut vor den Sonnenstrahlen. Die
unterschiedliche Schutzwirkung wurde im Heft 2/08 beschrieben. Einen
kurzen Auszug gibt die Abbildung.
Abbildung 2
Fasern haben eine unterschiedliche Schutzwirkung. Für besonders
sensible Menschen gilt: Umso dunkler und umso dichter das Gewebe, umso
besser ist der Schutz. Zusätzlichen Schutz bieten Spezialtextilien und
Schutzzeichen.
Pflege der Haut
Die Eigenschutzzeit der Haut kann durch die Verwendung von
Sonnencremes, –ölen und –lotionen mit einem bestimmten
Sonnenschutzfaktor (SPF sun protection factor) oder Lichtschutzfaktor
(LSF) entsprechend verlängert werden. Sonnenpflegeprodukte müssen immer
den Lichtschutzfaktor nennen. Der Lichtschutzfaktor (LF oder LSF) von
Sonnenschutzcreme gibt an, wie viel länger man sich im Vergleich zu
ungeschützter Haut bräunen kann, ohne eine sichtbare Rötung oder einen
Sonnenbrand zu bekommen. Der amerikanische SPF (Sun Protection Factor)
ist fast doppelt so hoch ist wie der europäische Faktor. Eine SPF Zahl
von 8 entspricht also dem europäischen Faktor 4. Genau genommen müsste
man zwischen UVB und UVA Filterschutz unterscheiden. Die Bewertung der
UVB-Filter ist standardisiert, während die Bestimmung des
Sonnenschutzfaktors UVA noch nicht klar geregelt ist. UVA- und UVB-
Schutz wird häufig nicht differenziert auf Packungen markiert.
Zum Beispiel ermöglicht der Lichtschutzfaktor 10 allgemein ca. einen
10-mal längeren Aufenthalt in der Sonne, als dies nur mit dem
Eigenschutz der Haut möglich wäre. Die Wirkung des Lichtschutzfaktors
ist aber von der aufgetragenen Menge der Sonnenschutzcreme abhängig.
Nur dünn und lückenhaft aufgetragen, verringert sich der Schutz. Um den
experimentell ermittelten Lichtschutzfaktor unter den tatsächlichen
Anwendungsbedingungen zu erreichen, müsste das Mittel in einer Menge
von zwei Milligramm pro Quadratzentimeter aufgetragen werden, das
entspricht für den Körper eines durchschnittlichen Erwachsenen, etwa 40
Gramm (5-6 Esslöffel). Wird nur die Hälfte dieser Menge aufgetragen,
kann die Schutzwirkung bereits um zwei Drittel verringert sein.
Wiederholtes Eincremen verlängert den Schutz nicht. Dennoch ist ein
nochmaliges Eincremen sinnvoll, da Schweiß, Wasser, Sand oder
Abtrocknen die Wirkung vermindern.
Jeder kann seinen benötigten Lichtschutzfaktor selbst bestimmen Dabei
ist es notwendig die Eigenschutzzeit der Haut zu kennen. Diese
Eigenschutzzeit ist abhängig vom Hauttyp und der Vorbräunung.
Rechenbeispiele gibt es unter
www.sonnenschutz.haut.de/wms/haut/service/lsf_tipp.
Am Wasser und auf dem Schnee ist die Eigenschutzzeit stark verkürzt.
Empfindliche Personen sollten höhere Lichtschutzfaktoren verwenden.
Welche Höhe des Schutzfaktors erforderlich ist, richtet sich nach dem
individuellen Hauttyp und der erreichten Sonnengewöhnung. Die Faktoren
sollten nicht zu hoch gewählt werden, da Faktoren über 30 meist nur
durch chemische Filter zu erzielen sind und sehr hoher Faktoren dazu
führen, dass übermäßig lange in der Sonne geblieben wird.
Die EU-Kommission hat 2006 eine Empfehlung zur Kennzeichnung von
Sonnenschutzmitteln herausgegeben, um beim Sonnenschutz europaweit mehr
Sicherheit und Transparenz zu schaffen.
Zusätzlich soll zum Lichtschutzfaktor soll eine Schutzkategorie
("niedrig", "mittel", "hoch" oder "sehr hoch") angegeben werden.
Hersteller haben darauf reagiert und vermerken teilweise seit kurzem
zusätzlich verschiedene Produktkategorien auf den Verpackungen. Diesen
sind Lichtschutzfaktoren zugeordnet:
Produktkategorie Lichtschutzfaktoren
Basis (low) 6, 10
Mittel (medium) 15, 20, 25
Hoch (high) 30, 50
Sehr hoch (very high) 50+
Wie von der Kommission empfohlen, werden zum Teil verbesserte
Anwendungsempfehlungen auf den Verpackungen ergänzt. Folgende
Empfehlungen sollen auf den Verpackungen zu finden sein:
· Intensive Mittagssonne vermeiden
· Vor dem Sonnen auftragen
· Mehrfach auftragen, um den Lichtschutz aufrecht zu erhalten, insbesondere nach dem
Aufenthalt im Wasser.
· Sonnenschutzmittel großzügig auftragen. Geringe Auftragsmengen reduzieren die Schutzleistung.
· Auch Sonnenschutzmittel mit hohen Lichtschutzfaktoren bieten keinen vollständigen Schutz vor
UV-Strahlen.
Speziell für Kinder gelten folgende Anwendungshinweise:
· Babys und Kleinkinder vor direkter Sonneneinstrahlung schützen.
· Für Babys und Kleinkinder schützende Kleidung sowie Sonnenschutzmittel mit hohem
Lichtschutzfaktor (LSF größer als 25) verwenden
Die neuen Empfehlungen der EU sollten spätestens im Laufe des
Sommers 2009 auf alle im Handel befindlichen Sonnenschutzmittel
angewandt werden.
Sonnenschutzmittel
Egal ob Sie lieber Creme, Lotionen, Sprays verwenden.
Sonnenschutzmittel wirken physikalisch oder chemisch, bzw. als eine
Kombination. Als Filtersubstanzen werden verschiedene Verbindungen
eingesetzt, die die UV-Strahlen absorbieren d.h. aufnehmen (UV-Filter)
oder reflektieren (Pigmente).
Physikalischer Schutz
feine mineralische Deckpigmente wie Zinkoxid, Titandioxid und Eisenoxid
reflektieren das Sonnenlicht. Sie wirken wie kleine Spiegel, die
ultravioletten und sichtbaren Bereiche des Sonnenspektrums reflektieren
und streuen. Schon eine fünfprozentige Konzentration von Titandioxid
ergibt einen Lichtschutzfaktor von 15. Die Pigmente bleiben auf der
Hautoberfläche haften, können allerdings durch Reiben abgetragen werden
und sollten ab und zu erneut aufgetragen werden. Physikalischen
Sonnenschutz erkannte man bisher am weißen Film der als Cremerückstand
sichtbar bleibt. Neue Produkte setzen mineralische Lichtschutzfilter
mit Nanopartikeln ein. Nanopartikel sind kleiner als 100 Nanometer,
dabei entspricht ein Nanometer einem milliardstel Meter. Die Minigröße
hat den Vorteil, dass die Lichtschutzstoffe nicht wie eine weiße
Schicht auf der Haut liegen, sondern gut zu verteilen sind. Bislang
haben sich die kleinen Filterteilchen zwar als unschädlich erwiesen. Es
bleibt aber noch nachzuweisen was mit Titandioxid in Nanogröße bei
geschädigter Haut wie bei Neurodermitis geschieht. Der Vorteil
physikalischer Lichtschutzfilter liegt darin, dass der Schutz sofort
nach dem Auftragen wirksam ist. Sie haben oft ein lange Wirkdauer und
Wasserfestigkeit. Größere Deckpigmente werden nicht in die Haut
aufgenommen, dies vermeidet allergische Reaktionen. Für die Kleinen
sind Sonnenschutzmittel mit Mikropigmenten das Mittel der Wahl.
Chemischer Schutz
durch
Substanzen, die zunächst in die Haut aufgenommen und dann als UV Filter
wirken. Nach dem Verteilen auf der Haut dringen die chemischen
Substanzen in die oberste Hautschicht ein und bauen dort eine
unsichtbare Schutzschicht auf. Je nach ihrem Wirkungsspektrum werden
sie in UVA- und UVB-Filter unterschieden. Es gibt auch Filter, die
beide Spektren absorbieren können (Breitbandfilter). Beispiele sind
UVA-Filter: Butylmethoxydibenzoylmethane und Tereththalylidene
Sulfonic Acid. UVB-Filter: Paraaminobenzoesäure (PABA) und seine Ester
sowie ein Campferderivat, Zimtsäureester, Benzimidazolderivat.
Bei sensiblen Menschen können die Substanzen Allergien auslösen.
Bis ein maximaler Sonnenschutz entsteht, bedarf es einer Wartezeit. So
sollten die Präparate mindesten 30 Minuten vor dem Sonnenbaden
aufgetragen werden. Bei Säuglingen und Kleinkindern sollten wegen der
relativ großen Hautoberfläche und der möglichen Sensibilisierung durch
die Resorption Produkte mit chemischen Filtern nicht genommen werden.
Oft basiert die Schutzwirkung der Sonnenmittel auf einer
Kombination der Wirkung physikalischer und chemischer Filtersubstanzen.
Die Wasserfestigkeit bzw. Wasserbeständigkeit wird in Europa nicht nach
verbindlichen Richtlinien ermittelt. Deshalb sollten auch "wasserfeste"
Sonnenschutzmittel nach dem Schwimmen und Abtrocknen neu aufgetragen
werden. Die Schutzzeit verlängert sich dadurch allerdings nicht. Die
Haltbarkeit von garantierten 30 Monaten haben Tests bestätigt.
Zum Nachlesen
Ökotest Test: Juni 2008 Sonnenschutzmittel, Sonnenschirme
Ökotest Jahrbuch Kleinkinder für 2005 Kindersonnenschutzmitteln
Stiftung Warentest 6/2003 und 9/2003.
Broschüre Sonnen mit Verstand, Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit
Schauder, S.: Neues zum Sonnenschutz bei Kindern und Jugendlichen.
Pädiatrischen Praxis, Vol. 54, 1998: 231-261.; Schauder, S.:
Sonnenbrand und Sonnenschutz.. Pädiatrischen Praxis, 51, 1996: 279-286.
Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP)
www.unserehaut.de
UV Index Berechnung
http://www.haut.de/wms/haut/service/lsf_tipp
Inhaltstoffe Verzeichnis
http://sonnenschutz.haut.de/wms/haut/inhaltsstoffe_inci
Quellen Pictogramm
http://ec.europa.eu/health-eu/news/sun_uv_de.htm