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Wenn Juckreiz stresst...

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von Dipl.-Psych. Sonja Dargatz

Diese Tage in den Wintermonaten kennen Sie bestimmt: Ihre Haut ist gerötet, trocken und angespannt dank Heizungsluft, dicker Kleidung und kalten Temperaturen draußen. Den täglichen Wechsel zwischen mollig warmer Zimmertemperatur drinnen und Minustemperaturen im Freien nimmt Ihnen Ihre Haut übel und reagiert neben Rötung, Spannungsgefühlen und trockener Haut vor allem mit Juckreiz. So mancher Neurodermitiker geht „einfach“ unter die heiße Dusche und versucht auf diese Weise, den Juckreiz durch Hitze zu übertönen. Dieses Pseudo-Anti-Juckreizmittel funktioniert aber nur kurzfristig - gerade mal bis zum Duschende. Denn das heiße Wasser trocknet die ohnehin schon wintertrockene Haut nur noch weiter aus. Schon wenige Minuten später (relativ langfristig) juckt es noch mehr als zuvor.

Der Juck` reizt gewaltig

Wer von Juckreiz gequält wird, würde am liebsten aus der Haut fahren. Lässig reagieren zu können, dass es einen so gar nicht „juckt“, scheint für den Betroffenen fast undenkbar. An Tagen eines neuen Neurodermitis-Schubes würde so mancher Neurodermitis-Betroffene seine Haut liebend gern einfach in die Reinigung geben und tags später als heile Haut wieder überwerfen wollen. Gedanken wie diese zeigen, unter welchem immensen Stress der Betroffene und oft auch sekundär seine Umwelt stehen. Wer kennt nicht die Situation, dass man sich mit dem Partner über eine Kleinigkeit in die Wolle kriegt. Eine Kleinigkeit, über die man an hautentspannten Tagen locker hinweg sehen könnte. Der Juckreiz lässt den Stresspegel ansteigen. Und das dicke Fell schwindet zusehends dahin. Man fühlt sich in seiner Haut nicht nur nicht mehr wohl; man würde ihr am liebsten entfliehen. Und körperliche Nähe des Partners wird in dieser hautgereizten Situation noch viel mehr zum Problem. Denn wer schafft es schon, sich an solchen Hautschmerz-erfüllten Tagen beim Austausch von Zärtlichkeiten einfach fallen lassen zu können, wenn die Haut schmerzt und von Juckreiz gerade in den Abendstunden zunehmend geplagt wird. Der Schweiß des Partners auf der Haut facht den Juckreiz erst noch richtig an. Im Hautschub schwitzt man viel leichter, die Haut erscheint einem erhitzt und juckt und juckt und juckt, und das gerade an jenen Stellen, wo Hautfalten aufeinander treffen, z.B. Armbeugen. Was also tun, wenn einen der Juckreiz fast wahnsinnig werden lässt?

Dem Teufelskreislauf unterbrechen

Das Kratzen an sich stellt erst einmal eine natürliche Reaktion auf Juckreiz dar. Denken Sie nur an Ihren letzten Mückenstich und daran, wie er sie gequält hat. Und mit dem Kratzen befindet man sich sofort inmitten des Teufelskreislaufes des Juckreizes wieder. Fälschlicherweise glaubt so mancher bzw. möchte so mancher daran glauben, dass Kratzen den Juckreiz wirklich reduzieren oder zum Verstummen bringen könnte. Leider weit gefehlt.
Sowohl Juckreiz als auch Schmerz werden in unserem Körper über dieselben Wege weitergeleitet. Wenn wir kratzen, schaffen es die auf diese Weise entstehenden Schmerzimpulse die Nervenbahnen für die zuvor quälenden Juckreiz-Impulse für kurze Zeit zu besetzen. Diese Zusammenhänge machen deutlich, warum Kratzverhalten aufrecht erhalten wird und für den Betroffenen so schwer zu unterlassen ist. Schließlich belohnt den Betroffenen das Kratzen, wenn auch nur für Momente, mit juckreizarmen Erleben. Dieser Umstand wird auch als Verstärkung bezeichnet.
Das Kratzen aber fügt der bereits betroffenen Haut weiteren Schaden zu. Die Haut antwortet noch schneller mit Juckreiz als zuvor. Der Teufelskreislauf nimmt seinen Lauf.
Der Betroffene erlebt für sich zusehends eine erhöhte Selbstwahrnehmung und häufig negative Gedanken über sich und seine Haut, wie sie ihn entstellt, über seine Hilflosigkeit in diesen Momenten des quälenden Juckreizes, ebenso über seine Kontrolllosigkeit bezogen auf das eigene Kratzverhalten. Welche Mittel und Strategien können wir also in den Wintermonaten einsetzen, um mehr in Harmonie mit unserer Haut zu leben?

Selbstfürsorge im Winter

Beginnen wir mit der Raumtemperatur: Diese sollte eher kühler sein, aber nicht zu kalt, Sie sollen ja nicht frieren; aber eine Baumwoll-, Frottee- oder Mikrofaser-Kuscheldecke beim Fernsehabend auf der Couch lässt selbst die heutzutage angestiegenen Heizkosten im Rahmen halten. Und auch der Kuschelfaktor zum Partner sollte hier Beachtung finden. Zu vermeiden sind eine Kamin- und Ofenheizung bei Hautbetroffenheit.
Langes und ausgiebiges heißes Duschen sind Sommer wie Winter für Neurodermitiker tabu. Kurzes Duschen bei max. 36 Grad mit rückfettenden Duschölen ist empfehlenswert. Das kalte Abduschen am Ende nie vergessen. So lässt sich nach Vater Kneipp unser Immunsystem unterstützen. Es härtet sozusagen Ihre Haut ab. Die Haut nach der Dusche frei trocknen lassen oder nur abtupfen, aber nicht abrubbeln. Denn auch das könnte Juckreiz provozieren.
Wenn Sie eine Badewanne haben oder auch nur eine Duschwanne für ein Sitzbad, dann empfiehlt es sich, alle paar Tage abwechselnd mit Öl-, Salz- und Schwefelbädern zu baden. Gerade der juckreizhemmende Stoff Polidocanol wird heutzutage auch einigen Badeölen zugesetzt und bringt deutlich Linderung. Auch hier sollte das Badewasser max. 36 Grad warm sein. Eine Badedauer von max. 15 Minuten sollte  nicht überschritten werden. Nach dem Duschen oder Baden ist Eincremen Pflicht. Im Winter sollte die Hautpflege mehr Fettanteile als Feuchtigkeitsanteile enthalten; im Sommer verhält es sich damit genau umgekehrt; also mehr Feuchtigkeit als Fett. Allerdings sind Fettcremes nicht das Mittel der Wahl im Schub. Dann empfiehlt es sich eher, eine Lotion mit Nachtkerzenöl, Lipiden, Birkenextrakt oder Polidocanol zu wählen, und diese mehrmals täglich sanft aufzutragen.
Nehmen und vor allem gönnen Sie sich morgens und abends in Ruhe die Zeit, Ihre Haut zu pflegen. Sie wird es Ihnen langfristig danken. Gestalten Sie sich Ihr Bad zur kleinen eigenen Wellness-Oase, vielleicht auch mit einem CD-Player und Ihrer Lieblings-CD. Ein wenig Ablenkung zum quälenden Juckreiz kann Sie dabei unterstützen, mehr Harmonie mit Ihrer Haut wieder zu erlangen.
Da gerade die Gesichtshaut im Winter vom ständigen Wärme-Kälte-Wechsel betroffen ist, empfiehlt sich, bei Minustemperaturen eine Cold-Cream aus der Apotheke zur Pflege der Gesichtshaut zu verwenden. Vielen hilft es auch, die Tagescreme mit der Nachtcreme zu tauschen. Die reichhaltigere Nachtcreme kommt so am Tage, die leichtere Creme zur Nacht zum Einsatz.
Auch die alltägliche Bodylotion im Kühlschrank aufzubewahren, stellt eine gute Möglichkeit dar, um diese bei Juckreiz kühlend auf die eigene Haut aufzutragen und Linderung zu verspüren.
Kommen wir zur Kleidung. Das letzte, was Sie in der Winterperiode tragen sollten, sind Materialien, die Ihre Haut reizen, wie z.B. Wolle. Der gereizten Haut bekommen hingegen Baumwolle, Viskose, Seide, Mikrofaser und Leinen. Wegen des Hitzestaus sollte die Kleidung nicht zu eng sitzen. Unterwerfen Sie sich dem Mode – Mantra des Zwiebel-Looks. Tragen Sie mehrere Lagen übereinander, so dass Sie sich - von draußen herein gekommen – optimal der Temperatur im Büro oder zu Hause etc. anpassen können.

Erste Hilfe bei Juckreizattacken

Was können Sie nun an Strategien einsetzen neben verschreibungspflichtigen Cremes?
Eine Erste-Hilfe-Methode im akuten Juckreiz ist Kälte, z.B. die juckende Armkehle unter kaltes Wasser im Waschbecken zu halten oder ein Coldpack aus dem Eisschrank mit einem Handtuch umwickelt kühlend aufzulegen. Auch ein Thermalspray aus der Apotheke kann hier Linderung verschaffen.
Ebenso können Ihnen Quarkwickel helfen. Dazu bestreichen Sie Kompressen aus der Apotheke mit Magerquark und legen die Wickel für circa 10 Minuten auf betroffene Stellen. Der Quark selbst kommt dabei nicht auf die Haut. Es sickert aber Flüssigkeit durch die Kompresse hindurch. Es empfiehlt sich dazu, entspannende Musik zu hören. Auch ein Spaziergang an der kühlen Winterluft schafft in dieser Situation oftmals für Abhilfe.
Tragen Sie an diesen „bad-skin-days“, also an schlechten Hauttagen zu Hause langärmlige Baumwollshirts als Kratzschutz. Der bloße Anblick von Krusten und Kratzern verleitet den Betroffenen schnell zum pulen und kratzen. Es fördert so die weitere Entstehung bzw. Verschlimmerung des bereits vorhandenen Juckreizes.  Auf aufgekratzte Stellen lassen sich in dieser Situation gut Silberpflaster, ebenfalls aus der Apotheke, aufkleben. Auch spezielle Silberwäsche / Textilien werden bei Neurodermitis empfohlen.
Und wichtig ist ebenso, wenn Sie sich beim Kratzen ertappen, es sofort sein zu lassen. Auch Ihr Partner sollte Sie auf unbewusstes bzw. automatisiertes Kratzen zu Hause und in der Freizeit hinweisen.
Wenn Sie meinen, wirklich kratzen zu müssen, dann hilft es auch, sich z.B. an nicht betroffenen Stellen stellvertretend zu kratzen und den Juckreiz-Impuls auf diese umzuleiten. Es kann auch helfen, dann lieber stellvertretend das Sofa, auf dem man gerade verweilt, zu kratzen.

Gefühlsmanagement

An solchen haut-schweren Tagen ist ebenso wichtig, sich seinem Partner anzuvertrauen. Erklären Sie diese Tage abends nach einem (Sitz-)bad zur Sofa-Kuschel-Zone. Gerade das leichte Kraulen des Partners über der Kleidung, die man trägt, kann ebenso entspannend wirken. Auch ein Igelball ist in dieser Situation ein wunderbares Massagemittel, der auf dem Stoff eingesetzt, der Haut nicht so zusetzen kann, wie es das bloße Kratzen anrichten könnte. So wäre auch das Problem für Derzeit-Singles gelöst.
Nicht zuletzt sollte auch der Einsatz von  Antiallergika / Antihistaminika erwähnt werden, der einem den Juckreiz größtenteils stillt und den Betroffenen eher durchschlafen lässt.
Gerade weil an solchen Tagen, dass eigene Fell dünn erscheint, spielt auch der Umgang mit den Gefühlen eine wichtige Rolle. Wenn Ihnen nach Weinen zu Mute ist, weinen Sie und suchen Sie die Schulter des Partners. Das Zulassen der Gefühle selbst hat einen erlösenden Effekt. Wenn Sie gereizt schimpfen und schreien wollen, tun Sie auch dies. Gehen Sie dafür zu Hause in einen beliebigen Raum und schimpfen Sie, schreien Sie die Wand an oder stampfen Sie auf Rumpelstilzchen`s Spuren mit dem Fuß auf den Boden. Vielleicht haben Sie auch eine CD, die Sie in diesen Situationen gerne hören und Sie zum Mitsingen antreibt.
Danach sollten Sie sich allerdings einem Ihrer Hobbies widmen, dass Sie ablenkt und Sie auf andere Gedanken bringt.



Jetzt erst recht gut zu sich sein.

Zu guter Letzt, seien Sie gnädig mit sich und Ihrer Haut an hautschweren Tagen, fahren Sie das Minimalprogramm an alltäglichen Verpflichtungen. Nehmen Sie sich Zeit für sich und Ihre Haut. Allerdings sollte auch hier die ressourcenorientierte Perspektive überwiegen: Ablenken, Genießen z.B. bei einem schönen Abendessen oder einen schönen Film schauen, mit Freunden telefonieren etc. Denn schon Freud stellte fest, dass der Mensch eher versucht, Schmerz zu vermeiden, als Freude zu suchen. D.h. die Neurodermitis muss aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit herausgerückt werden.

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