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Für Jene, die (oftmals) wenig von sich halten - Teil 2

Selbstwert ist ein grundlegendes Eingestellt sein uns selbst gegenüber. Es kann als Selbstunterschätzung, aber auch als Selbstüberschätzung zum Ausdruck kommen. Es kann sich global, aber auch sektoral manifestieren. Körperbezogener, emotionaler, leistungsbezogener und auch auf den Umgang mit anderen gerichteter Selbstwert lässt sich voneinander unterscheiden.

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Je nach Lebensbereich (Beruf, Gruppe) oder Situation (Prüfung, Party) oder Rolle (Vorgesetzter, Patient) ist unser Selbstwert unterschiedlich stark ausgeprägt. Unser auf den Selbstwert bezogenes Erleben und Verhalten verändert sich im Lebenslauf. Es wird jenseits der Sechzig zunehmend defizitär. Misserfolge, Versagensängste, angemessene Regulierung von Nähe und Distanz, leichtes Gekränkt sein, Entscheidungsunsicherheit und innere Leere, aber auch Selbstüberschätzung sind die häufigsten negativen Wirkungen. Förderlich sind alle Veränderungen, die auf einen sicheren (in sich ruhenden) Selbstwert orientiert sind. Darauf bezogen sich die Hinweise zur Selbstmodifikation.

Welche Umstände/Bedingungen führen zu beeinträchtigendem Selbstwert?

Eine wesentliche Bedingung für gestörten Selbstwert ist zweifellos unsere Selbstkritik. Frau XY mag dazu neigen, Ursachen für Misserfolge und Fehler primär in der eigenen Person zu sehen. Sie erlebt sich dadurch als wertlos. Niedriger Selbstwert ist dabei einerseits Ursache, andererseits Folge von erlebten Misserfolgen und sozialen Belastungen. Weil sie beständig an ihrem Hautbild herummäkelt, deswegen traut sie sich nicht, auch mal im Rampenlicht zu stehen. Sie bleibt hinter ihren Bedürfnissen nach Anerkennung zurück und fühlt sich folglich minderwertig.
Herr YX mag seine weißen Flecken auf der Haut (Vitiligo) leicht und gekonnt verdecken, denn sie finden sich am unteren Rücken und im Genitalbereich. Im Dienst gibt er gern den Ton an, präsentiert gern und gekonnt seinen muskulösen und gut durchtrainierten Körper. Beim Zusammensein mit anderen meint er zu wissen, was für sie gut und richtig ist. Kommt es aber zu intimen Begegnungen, dann hat er allerlei Ausreden und Rechtfertigungen, sich zu entkleiden aus Angst und Sorge, sein Selbstwertgefühl könnte einen Kratzer bekommen. Das führt einerseits dazu, eine Korrektur der Selbstsicht zu meiden, andererseits zur Überkompensation des vorgeblichen Selbstwertes. Gegenüber Kritik oder konstruktivem Feedback reagiert er mit egozentrischem Verhalten, narzisstischen Attitüden und einem Mangel an Empathie.
Wir halten fest: Sowohl unter- als auch übernormal beeinträchtigter Selbstwert folgt einem Teufelskreis, dessen Funktion und Wirkung darin besteht, den persönlichen Selbstwert zu destabilisieren.

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Welche positiven Wirkungen hat ein angemessener Selbstwert?

Die Weltgesundheitsorganisation hat in ihrer Verfassung festgelegt, dass unter Gesundheit der „Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen“ zu verstehen sei. Menschen mit problematischem Selbstwerterleben fühlen sich nicht wohl in ihrer Haut. Der Zusammenhang zwischen körperlicher und psychischer Gesundheit und Wohlbefinden ist in seinen zahlreichen Facetten gut untersucht. Die Befunde sind robust und zuverlässig.

Zufrieden heisst belastbar

Sie sind zufrieden mit Ihrem Privatleben und im Beruf? Dann sind Sie sehr wahrscheinlich in hektischen und anstrengenden Situationen auch stärker belastbar. Sie definieren sich nicht ausschließlich über Ihre Leistung und können auch mal eine Niederlage/Kränkung wegstecken. Das schlägt positiv zu Buche im Hinblick auf Ihr Selbstwerterleben und -verhalten. Denn Menschen, die sich mehr zutrauen und das Vertrauen haben, mit verschiedenen Situationen gut umgehen zu können; sind in der Lage, besser für sich selbst zu sorgen und ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse besser zu verwirklichen. Sie haben selbstredend befriedigendere soziale Beziehungen, wobei den partnerbezogenen und familiären Beziehungen ein hoher Stellenwert eingeräumt wird. 
Katastrophisierende Grübeleien und Gedankengebäude sind ihnen weitgehend fremd. Sie können mit Besorgnissen, Zurechtweisungen, Trennungen und Verlusten gebührend umgehen. Konflikte regeln Personen mit sicherem Selbstwert kaum via "wie du mir, so ich dir", sondern sprechen, entscheiden und regeln "im guten Glauben" lösungsorientiert, kreativ und kooperativ. Falls dies auf Widerstand stößt beim Gegenüber, dann sind sie auch in der Lage, sich fair und aufrichtig aus toxischen Beziehungen zu lösen. - Grund genug, am eigenen, maßgeschneiderten Selbstwert kontinuierlich zu arbeiten!

Hinweise und Übungen zu angemessenem Selbstwert

Im Internet sind ungezählte Übungen zur Stabilisierung eines sicheren Selbstwertes zu finden. Man kann sie erfolgreich nutzen, wenn sie kontinuierlich praktiziert werden. In Gruppen ist das effizienter. Manche Krankenkassen, Volkshochschulen oder kirchliche Träger haben Selbstsicherheitskurse im Angebot. Warum sollten Sie die verschiedentlich in dieser Zeitschrift angebotenen Selbsthilfegruppen nicht auch für die systematische Stärkung Ihres sicheren Selbstwertes nutzen?

Die Schwachstellen aufschreiben

Bitten, Wünsche oder Forderungen zu äußern, Nein zu sagen, positive und negative Gefühle auszudrücken, ein Gespräch anzufangen und aufrecht zu erhalten, auf Kritik angemessen zu reagieren, erwünschte Kontakte auszubauen und unerwünschte Kontakte zu beenden, sich zu entschuldigen oder eine Schwäche einzugestehen - das alles können relevante "Trainungsinhalte" sein. Ziel ist dabei, sich weder selbstunsicher noch aggressiv, sondern angemessen und sozial kompetent zu verhalten. offen für neue Erfahrungen und bereit zu sein, aktiv an Veränderungen mitzuarbeiten.
Beginnen Sie damit, aus den soeben aufgezählten Defiziten Ihre Schwachstellen aufzuschreiben. Seien Sie dabei situationsbezogen und konkret; wer, was, wo, wann, wie, wem gegenüber! Nehmen Sie sich für jeden Tag eine - nur eine! - Notiz vor und lassen Sie sie im Alltag Wirklichkeit werden!
Einen anderen methodischen Weg bieten Achtsamkeitsübungen, Selbstfürsorge, das Erkennen des „inneren Kritikers“ und das Etablieren eines „liebevollen inneren Beobachters.

Univ.-Prof. Dr. rer. nat. O. Berndt ScholzDazu passt die folgende Geschichte:
Ein Pinguin fühlt sich am wohlsten bei Eis, Schnee und Kälte. Hier fühlt er sich sicher und ist mit sich und seiner Umwelt zufrieden. Er weiß um seine Stärken und Schwächen. Und um deren Grenzen! - Plötzlich findet er sich wieder in einer Wüste. Heiß und unwirtlich ist es hier. Ihm ist angst und bange; denn seine Existenz ist im Begriff, ausgelöscht zu werden. In dieser Unbarmherzigkeit drehen sich immerfort um die Frage: Wie ist es gekommen, dass ich hier bin und dass mir dermaßen übel mitgespielt wird? Irgendwann beginnt er, sich zu fragen: Wie komme ich hier am besten raus? Wie kriege ich es hin, bloß schnell von hier fort zu kommen? Welche Frage ist hilfreicher?
Und wenn Sie allein oder in einer Selbsthilfegruppe nicht recht weiterkommen, dann gibt es immer noch den Gang zum professionellen Psychotherapeuten. Ihre inneren und die äußeren Hürden zu überwinden - das ist der erste Schritt auf dem Wege zu Ihrem sicheren, maßgeschneiderten Selbstwert!

Quelle: Deutscher Neurodermitis Bund e.V. - Mitgliedermagazin hautfreund

Autor: Univ.-Prof. Dr. rer. nat. O. Berndt Scholz

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