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Mit Binsenweisheiten umgehen

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Das Leben mit einer chronischen Hauterkrankung wie Neurodermitis, Rosazea oder Vitiligo stellt den Betroffenen fast tagtäglich vor Herausforderungen; vor allem dann, wenn einem Binsenweisheiten begegnen – sei es, dass in einer Zeitschrift oder in einem Bericht ein neues Produkt zur Abhilfe angepriesen wird oder dass Mitmenschen einem helfen und dem Betroffenen gut gemeinte Ratschläge mit auf den Weg geben wollen. Dabei wirken diese Ratschläge oft mehr wie Schläge als wie ein guter Rat, denn es hinterlässt beim Hautbetroffenen den Eindruck, er tue nicht genug für seine Haut. Beispiele dieser Binsenweisheiten gibt es viele: „Ach, das mit deiner Hauterkrankung das wird schon, wenn du durch die Pubertät durch bist, oder spätestens beim ersten Kind wird alles anders.“  „Am besten du trinkst einfach keine Milch mehr!“ „Aber es könnte auch von den Zähnen kommen, einfach alle ziehen, dann ein Gebiss, dann löst sich das mit der Hauterkrankung schon von ganz alleine.“ „Mach doch einfach Psychotherapie, denn das mit der Haut kommt doch nur vom Stress und davon, dass du damit überhaupt nicht gut umgehen kannst.“ „Alle sieben Jahre verändert sich der Mensch, also dann könnte mit 21, 28 oder 35 Jahren… deine Hauterkrankung verschwinden.“

Täuschung und Enttäuschung infolge

Wahrscheinlich haben Sie selbst als Betroffene noch viele Binsenweisheiten auf Lager, die Ihnen an dieser Stelle einfallen. Und wahrscheinlich haben Sie auch Vieles davon ausprobiert, in der Hoffnung auf Heilung oder Besserung Ihrer Hauterkrankung.
Binsenweisheiten oder Binsenwahrheiten beschreiben Inhalte oder Erkenntnisse, die inhaltlich wert- bzw. haltlos sind, aber auf interessante Art und Weise vorgebracht werden. In einer Anzeige für das Portal www.hautsache.de wird z.B. die „Spargel-Behandlung“ als Binsenweisheit beschrieben, um zu verdeutlichen, wie groß der Leidensdruck eines Hautbetroffenen sein muss, selbst diese Binsenweisheit auszuprobieren, obwohl einem der eigene gesunde Menschenverstand schon bei der Formulierung dieser angeblichen Weisheit sagt, wie banal diese Vorgehensweise klingt. Aber die Hoffnung auf Besserung oder Heilung der eigenen Hautbeschwerden lässt den Betroffenen Vieles ausprobieren. Umso größer ist die meist folgende Enttäuschung, wenn man sich selbst im Vorfeld getäuscht hat.

Binsenweisheiten – was sind das eigentlich?

Nach einer Sage soll die Binsenweisheit auf ein griechisches Gleichnis aus der Antike zurückgehen. Seinem Barbier gegenüber sprach König Midas das Verbot aus, herum zu erzählen, dass er Eselsohren habe, die er mit Hilfe seiner Frisur versteckte. Sein Barbier jedoch konnte nur schwerlich dieses Geheimnis verschweigen und soll es in ein Erdloch hineingerufen haben. In diesem Erdloch wucherten Binsen, die dieses Geheimnis weitergaben an andere Binsen bis in die ganze Welt hinaus. Aus dem Geheimnis entwickelte sich eine Binsenweisheit. Soweit die altgriechische Sage. Übertragen wir diese auf unsere Zeit, wird deutlich, wie schnell ein gut gemeinter Ratschlag Furore machen kann, wenn man diesen an den richtigen Stellen platziert und für entsprechende Verbreitung sorgt. Aber wer „wacht“ darüber, dass diese Information oder dieser Ratschlag auch seine Richtigkeit hat? Wer bewahrt den Hautbetroffenen davor, „sich zum Deppen“ zu machen, wenn er die sog. Spargelbehandlung ausprobiert, oder davor, Entscheidungen mit massiven Konsequenzen zu fällen, die sich im Nachhinein nicht mehr rückgängig machen lassen?  Man denke nur an die absurde Idee, sich der Haut wegen alle Zähne ziehen zu lassen.

Nach dem letzten Strohhalm greifen wollen…

Natürlich sollte man als Hautbetroffener seine Augen und Ohren offen halten, um wissenschaftlich und hautbehandlungstechnisch auf dem neuesten Stand zu sein. Denn die Forschung trägt ja schließlich zur Entwicklung von Behandlungsansätzen bei. Weit ab davon treiben aber auch Scharlatane ihr Unwesen und versuchen, mit der Hoffnung der Hautbetroffenen „gutes“ Geld zu verdienen. Linderung oder Heilung wird versprochen, aber nicht eingehalten. Und der Hautbetroffene fällt nur allzu gern auf die marketingtechnisch wohl platzierten Informationen herein, weil er in seiner Verzweiflung auch nach dem letzten Strohhalm greifen würde… Es erinnert an das psychologische Gleichnis, dass man einen einsamen Menschen nur lang genug mit einem Besen in die Besenkammer einsperren muss, damit er sich schließlich in den Besen verliebt und ihm schöne Augen macht…

Glaube und Aberglaube…

Wie unterscheidet man zwischen Glaube und Aberglaube? Schließlich gibt es doch unzählige Beispiele aus der Positiven Psychologie, dass der Glaube Berge versetzen kann. Beim Placebo-Effekt beispielsweise werden in Studien Patienten anstatt eines Medikaments entsprechende Scheinarzneimittel verabreicht, ohne dass die Patienten davon wissen. Oftmals ziehen diese Behandlungen positive Veränderungen im Befinden des Patienten nach sich. Der Glaube an etwas kann also auch positive Folgen haben; aber kann er auch allein dafür verantwortlich sein, um für Heilung bei einer chronischen Hauterkrankung wie Vititligo, Rosazea oder Neurodermitis zu sorgen? Der derzeitige wissenschaftliche Forschungsstand kann diesen Zusammenhang nicht bestätigen. Vielmehr zeigen aber Befunde aus der Psychoimmunologie, dass Menschen mit einer positiven Einstellung dem Leben gegenüber mit negativem Stress besser umgehen können und auf diese Weise ihr Immunsystem positiv unterstützen. Und gerade immunologische Prozesse spielen bei den drei erwähnten chronischen Hauterkrankungen keine unbedeutsame Rolle. Der Körper ist eben mehr als die Summe seiner Einzelteile. Das Zusammenspiel ist komplexer Natur und nur schwer zu durchschauen.

Gesunder Menschenverstand…

Wie schafft man es als Hautbetroffener, nicht vom Glauben in den Aberglauben abzurutschen und nicht verzweifelt nach dubiosen „Strohhalmen“ zu greifen, die da Heilung „versprechen“? Wie findet man sich als Laie zurecht, wenn man vor wissenschaftlichen Studien steht, die man selbst nicht versteht?
Als erwachsener Hautbetroffener sind Sie selbst für sich und Ihre Haut verantwortlich. Und das ist keine leichte Aufgabe in einer Zeit, in der man durch die Medienwelt mit Informationen überflutet wird. Mit einem wachsamen Auge allein wird man kaum beurteilen können, was „gut“ für die eigene Haut sein könnte. Und so empfiehlt es sich, eine möglicherweise „gute“ Information aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Sprechen Sie mit Ärzten und Apothekern Ihres Vertrauens sowie mit einem Selbsthilfeverein. Denn an diesen Stellen laufen sowohl „gute“ als auch „schlechte“ Informationen zusammen. Ein Einzelfall allein bestätigt noch nicht die Wirksamkeit eines Produkts, hier bedarf es umfassender wissenschaftlicher Studien, denn ein Produkt kann auch massive Nebenwirkungen nach sich ziehen. Die Informationen von vielen Einzelfällen laufen bei Ärzten, Apothekern und Selbsthilfevereinen zusammen. Diese stellen keine wissenschaftliche Studie dar, ermöglichen aber erste Hinweise. Und gesunder Menschenverstand zeichnet sich vor allem durch ein wachsames, kritisches Auge aus. Schon Lessing sagte: „Die Menge auf etwas aufmerksam zu machen heißt: dem gesunden Menschenverstand auf die Spur zu helfen.“

Autorin: Dipl.-Psych. Sonja Dargatz, Hamburg

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