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Reaktionen auf Medikamente

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Fotolia © ARTFULLY-79Arzneimittel sind neben Nahrungsmitteln und Insektenstichen die dritthäufigste Ursache anaphylaktischer Reaktionen. Neben der IgE-vermittelten Reaktion sind auch Intoleranzreaktionen möglich. In 0,7-8 % aller Fälle tritt Anaphylaxie nach Antibiotika auf. Zu Todesfällen kommt es einmal bei 50.000-100.000 Behandlungen. Kontrastmittel lösen bei 1:100.000 Anwendungen tödlich verlaufende Anaphylaxien aus, vor dem Hintergrund von mehr als 70 Millionen Behandlungen/Jahr ein ernst zu nehmendes Problem.

Die allergische Reaktion (bis zu 12 Stunden nach Kontakt) auf Medikamente bzw. deren Inhaltsstoffen setzt eine spezifische T-Zell-abhängige Sensibilisierung voraus. Typische Reaktionsarten sind das Arzneimittelexanthem, Intoleranz- sowie akute spontane Urtikaria, Anaphylaxie, Angioödem, Rhinitis, Asthma, aber auch leichtere Überempfindlichkeitsreaktionen. Auslöser sind in der Regel ß-Laktam-Antibiotika, Pyrazolone, Sulfonamide und artfremde Eiweiße. Weitere typische Reaktionen treten z.B. bei Überdosierung (Toxizität) auf, aber auch als unvermeidliche unerwünschte Arzneimittelwirkung (UAW) bei gleicher Dosierung, die zur Erzielung eines gewünschten Effekts notwendig ist (z.B. bei Zytostatika- und Arzneimittelinteraktionen). Verzögerte allergische Reaktionen (Typ II und III) zeigen ihre Symptome erst mehrere Stunden nach Kontakt auf, z.B. als Purpura-Hautveränderung, Vaskulitis und Erythema nodosum.

Schwere unerwünschte Arzneimittelreaktionen wie z.B. das Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) als häufigstes Arzneimittelexanthem oder toxisch-epidermale Nekrosen (TEN) sind selten, aber oft lebensbedrohend. Auslöser sind z.B. antibakterielle Sulfonamide, Allopurinol (bei chronischer Gicht), Oxicam-NSAIDs, Nevirapin (HIV) sowie die Antiepileptika Carbamazepin, Phenytoin und Lamotrigin. Typische Symptome sind neben schweren Hautreaktionen Übelkeit bis hin zu Erbrechen, Blutbildungsstörungen, Nierensteinbildung, Leberschäden, Polyneuropathie oder Fieber und Ausschlag.

Intoleranzreaktionen, bei denen UAW bei niedrigen Arzneimitteldosen auftreten, gehören zum Reaktionsbild ebenso wie pseudoallergische Reaktionen (gleiche Reaktionen ohne spezifische Sensibilisierung). ACE-Hemmer können pseudoallergische Urtikaria ohne IgE-Beteiligung auslösen. Neben-/Wechselwirkungen lassen Reaktionen u.U. erst nach mehrmaligem Kontakt auftreten. Reaktionen bei genetischen oder pharmakokinetischen Besonderheiten bzw. Autoimmunreaktionen, z.B. bei Isoniazid oder Hydralazin sind auch möglich.

Am häufigsten werden Anaphylaxien ausgelöst durch Amoxicillin (40 %), Cephalosporine (15 %), andere Antibiotika (5 %), NSAID, z.B. ASS (13 %) oder Rheumamittel, Muskelrelaxanzien (6 %), Paracetamol (5%), Spezifische Immuntherapie mit Insektengift (3 %), Kontrastmittel (2%), Naturlatex (2 %) sowie andere Medikamente (9%). Die häufigsten Arzneimittelreaktionen treten auf bei Aspirin/ASS, Paracetamol, Diclofenac und Ibuprofen.

Echte Arzneimittelallergien sind selten, meist handelt es sich um Reaktionen auf Arzneibestandteile wie Aromen, Konservierungsstoffe oder auch Nahrungsmittelallergene als Hilfs- und Wirkstoffe wie z.B. geschmacksverbessernde Zusätze wie z.B. Himbeere (ASS- und histaminreich) oder Fenchel, Pfefferminze, Kamille, Kümmel oder auch Cremaphor, ein Hilfsmittel, das aber in der oralen Zubereitung nicht vorkommt. Die meisten Inhaltsstoffe werden erst nach Bindung an Proteine zu Allergenen. Das macht die Diagnostik schwierig. Seit 2018 besteht eine Deklarationspflicht für 26 allergieauslösende Duftstoffe in Medikamenten (Vorgabe der Europäischen Arzneimittelagentur und Europäische Kommission für die Deklaration von allergieauslösenden Hilfsstoffen in Arzneimitteln).

Überempfindlichkeitsreaktionen auf Arzneien sind bei Erwachsenen 1,5-mal häufiger als bei Kindern. Positive Tests finden sich laut einer Studie eines Teams französischer, portugiesischer und italienischer Allergologen vor allem dann, wenn die Verdachtsreaktion im höheren Alter aufgetreten ist und wenig Zeit zwischen Reaktion und Test liegt. Viele Arzneimittelallergiker nehmen aber das unverträgliche Medikament nach einiger Zeit erneut ein, entweder weil sie die Allergie vergessen haben, die Packungsbeilage nicht lesen, neugierig sind, ob die Reaktion erneut auftritt oder der Arzt der Meinung war, das Mittel wäre nun wieder verträglich.

Da Reaktionen durchaus lebensbedrohlich ablaufen können, ist eine Testung unter klinischen Bedingungen unerlässlich. Ein Hauttest ist nicht immer zuverlässig, eine positive Reaktion zeigt aber die Überempfindlichkeit der Haut an (auch wenn auf Milbe statt Arznei getestet wird) oder das Medikament ruft erst dann Reaktionen hervor, wenn es vom Körper verarbeitet und umgewandelt wird. Fragen zu Medikamenten, Dosierungen, Nebenwirkungen beantwortet die Unabhängige Patientenberatung Deutschland, Tel. 0800-0117725 gebührenfrei im Festnetz.

Es empfiehl sich, bei Reaktionen zunächst den Beipackzettel zu lesen, ob sich hieraus ein Indiz für das Symptom ergibt (Nebenwirkung, Wechselwirkung) oder andere Gründe für körperliche Reaktionen in Frage kommen (Überanstrengung, Pollen, Kontaktallergen, Schimmelpilze, Intoleranz). Die Anamnese klärt die Krankengeschichte (bekannte Allergien, wann wurde das Medikament genommen, wie schnell treten Reaktionen auf etc.).

Ein Hauttest sowie Blutuntersuchung (IgE-Antikörper) und Provokation unter ärztlicher Aufsicht schließt sich an. Eine Ausnahme bildet der Flush (plötzliches starkes Haut- oder Magenbrennen), er ist als allergische Reaktion nicht im Testrahmen nachweisbar.

Roswitha Stracke www.r_stracke@outlook.de

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