Loading...

Anzeige

Anzeige

Placebo, Nocebo - wie unsere Wahrnehmung beeinflusst werden kann

Glauben heißt nicht wissen –aber wir wissen genau, was wir glauben! Und man weiß ja, der Glaube versetzt Berge. Was ich glaube oder nicht, beeinflusst mein Denken. Dieses Denken kann von außen beeinflusst werden, ob zum eigenen oder dem Nutzen anderer bleibt abzuwarten.

Bild

Mangels tatsächlicher Bilder oder wissenschaftlich haltbarer Beweise machen wir uns ein eigenes Bild, eine Fantasie, die oft weiterhilft, wenn wir an Grenzen stoßen. Dieses Bild wird aber oft von außen vorgegeben, z.B. durch sogenannte suggestive Handlungen mit zunächst logisch klingenden suggestiven Worten, Mimik oder Gesten. Eine geschulte Person kann uns ein erwünschtes „Bild“ vorgeben. Im Endeffekt sind wir überzeugt, uns selbst „etwas Gutes“ angetan zu haben und u.U. unser eigener Heiler zu sein. So erklären sich z.B. viele Suggestivbehandlungen, die rein wissenschaftlich betrachtet Nonsens sind. Solche suggestiven Heilmethoden, die revolutionär alle Gesetze außer Kraft setzen können, ziehen normalerweise Nobelpreise nach sich. Doch sind die Anbieter dieser Behandlungen viel zu bescheiden, um diese Früchte ihrer Arbeit zu ernten. Dank und gute Einnahmen sind ihnen genug. Gott sei Dank geht es heute für Scharlatane glimpflicher ab als in grauer Vorzeit, da konnte schon mal ein Übeltäter geteert und gefedert werden, seinen Kopf verlieren oder bei Wasser und Brot im tiefen Kerker darben.

Suggestion hat einen großen Wert

Suggestion hat also einen großen Wert in unserer Wahrnehmung von Geschehnissen. Dazu ein Beispiel aus der Psychologie (aus: Warum der Mensch glaubt, Martin Urban):  Der Psychologe Richard Wiseman (GB) lud Personen zu einer Seance ein. Sie sollten mit Hilfe ihrer Geisteskraft einen Tisch bewegen. Der Tisch bewegte sich keineswegs, aber Wiseman feuerte seine Probanden suggestiv an: „So ist es gut, der Tisch hebt sich nun, so ist es gut.“ Am Ende der Sitzung glaubte fast jeder Dritte, der Tisch habe sich bewegt, ebenso viele waren sich nicht ganz sicher. Dann folgte die Gegenprobe: Mit Hilfe eines Tricks (ein langer Stock, den ein unsichtbarer Mitarbeiter benutzte) sorgte er dafür, dass sich eine kleine Tafel tatsächlich bewegte. Wiseman suggerierte den Teilnehmern:“ Es funktioniert nicht, macht nichts, seien Sie nicht enttäuscht.“  86 % der Teilnehmer waren am Ende fälschlicherweise überzeugt, die Tafel habe sich nicht bewegt.  

Hier wurde ein Mittel der Suggestion gezielt eingesetzt, der sogenannte Placebo- bzw. Nocebo-Effekt. Trotz besseren Wissens wurde das Auge getäuscht (oder das Gehirn abgeschaltet), allein aufgrund der eindringlichen Vorgabe. Die starke Konzentration auf das erwartete Ereignis ließ dieses auch tatsächlich vor dem inneren Auge entstehen. So kann auch der Hilfesuchende durch Suggestion „glauben“. Der erzielte Effekt ist allerdings weder dauerhaft noch ist die eigentliche Ursache damit behoben. Oft tritt bereits eine subjektive Besserung, z. B. in der Medizin ein, weil sich jemand Zeit nimmt, zuhört, meine Bedenken aufgreift und in positive Richtungen leitet. Man bekommt die eigene Diagnose bzw. Ansichtsweise bestätigt, auch wenn man eigentlich damit völlig falsch liegt – aber das glaubt ja keiner. 

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Der Placebo-Effekt

Placebos in Form von eigentlich wirkungslosen Medikamenten oder Behandlungen (Scheinoperationen) werden normalerweise eingesetzt, wenn aus besonderen Gründen andere bzw. stärkere Mittel nicht oder nicht in ausreichendem Maße möglich sind. So können z.B. schwierige Heilungsverläufe positiv beeinflusst bzw. Selbstheilungskräfte aktiviert werden. Da ist es schon mal von Vorteil, den Patienten mit einer Scheinbehandlung „in Sicherheit“ zu wiegen und ihm trotzdem das Gefühl zu geben, man habe alles für ihn getan. Der Placebo-Effekt („“Es wird mir gefallen“) hängt auch von äußeren „Hilfsmitteln“ ab: man weiß, dass der Patient sich erst richtig behandelt fühlt, wenn er z.B. eine besonders große oder bittere Pille bekommt, auch Medikamenten-Farben spielen eine Rolle. Aber auch die direkte Ansprache: „Das find ich toll, machen Sie das mal“ sowie großzügige Gesten, Nennbeispiele angeblicher Heilungen etc. forciert eine zumindest subjektive Besserung. 

Der Nocebo-Effekt

Der Nocebo-Effekt (lat. Nocere = Schaden) bewirkt eine negative Grundhaltung („ich werde schaden“), d.h. eine vorauseilende negative Bemerkung „Sie können das ja probieren, aber ich glaube nicht, dass es hilft“ kann dazu führen, dass sich Beschwerden entwickeln bzw. verstärken. Findige Heiler können so die bisherige Behandlung als unwirksam darstellen und die Unsicherheit des Patienten zu eigenem Zweck nutzen („böse Schulmedizin“). Interessant ist, dass auch Placebos Nebenwirkungen haben können, das gereicht von Hautproblemen bis zu Übelkeit und Erbrechen. Keine Wirkung ohne Nebenwirkung!

Auch im Alltag findet sich das Phänomen Suggestion. Denken Sie an das Kind, das sich verletzt; sobald die Mutter pustet, verschwindet der Schmerz. Dieser Effekt funktioniert ein Leben lang. Zuspruch und Mitgefühl sind solche Placebos, kosten nichts, helfen aber ungemein. Placebos und Nocebos sind objektiv nachweisbare physiologische Effekte von Erwartung und Erfahrung und können am besten bei Schmerzpatienten zur Anwendung kommen. 

Bevor wir das Thema in der nächsten Folge vertiefen, lassen Sie uns darüber nicht den Humor verlieren. Wie finden Sie den? Eine Nonne fährt nachts mit dem Auto durch eine einsame Gegend. Plötzlich geht ihr das Benzin aus. Zu Fuß wandert sie zur nächsten Tankstelle, vergisst aber in der Aufregung, einen Benzinkanister mitzunehmen. Auch der Tankstellenwart hat keine solchen Kanister. Er findet in seinen Räumen nur einen alten Pisspott. Den füllt er der Nonne mit Benzin. Sie geht damit fröhlich zu ihrem Auto zurück und beginnt, das Benzin einzufüllen. In diesem Augenblick kommt ein Auto vorbei. Der Fahrer hält an, kurbelt das Fenster herunter und sagt: „Ihren Glauben, Schwester, möchte ich haben.“

Quelle: hautfreund 22.4

Autor: Roswitha Stracke

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren!

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Jetzt unseren Newsletter abonnieren!

Immer aktuelle Infos zu Ihrem Hautthema. Monatlich direkt ins E-Mail-Postfach!

powered by webEdition CMS