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Für Jene, die (oftmals) wenig von sich halten - Teil 1

"Ich mag garnicht mehr aus dem Haus gehen."  "Wie sehe ich aus?"  "Was sollen die Leute von mir denken?" Das sind zermürbende Frage, die sich Menschen mit einer sichtbaren Hauterkrankung stellen und sich ins soziale Abseits begeben.

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Ergeht es Ihnen zuweilen auch so? Wenn Sie mit anderen zusammen sind, fühlen Sie sich unsicher; Sie verhalten sich zurückhaltend und bleiben lieber im Hintergrund? Häufig erwischen Sie sich bei dem Gedanken, langweilig und unattraktiv zu sein; wie Sie Ihre Unsicherheit erfolgreich kaschieren können aus Angst, sich zu blamieren, damit Sie nicht abgelehnt werden? - Dann haben Sie wahrscheinlich ein Problem mit Ihrem Selbstwerterleben.

Was ist das eigentlich Selbstwert und woran erkennt man ihn?

Im Volksmund spricht man oft von Selbstsicherheit, Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl oder Selbstachtung. Wir bewerten uns selbst, unsere Fähigkeiten, Erlebens- und Verhaltensweisen. Und genau das wirkt sich auf unser Verhalten und unsere Gefühle aus. Die psychologische Wissenschaft fasst das alles zusammen in dem Begriff des Selbstwertes (syn. Selbstwertkonzept). Es ist also ein grundlegendes Eingestellt sein uns selbst gegenüber. Je nach Lebensbereich (Beruf, Gruppe) oder Situation (Prüfung, Party) oder Rolle (Vorgesetzter, Patient) ist unser Selbstwert unterschiedlich ausgeprägt. 

Frau X hält sich beispielsweise wegen ihrer Hautprobleme für hässlich (körperlicher Selbstwert). Herr Y mag sich für unfähig halten, seine Gefühle angemessen auszudrücken (emotionaler Selbstwert). Eine jugendliche Person hat Schwierigkeiten im Umgang mit Gleichaltrigen (sozialer Selbstwert). Und eine Fußballmannschaft erlebt sich wegen ihres Ligaabstieges als Leistungsversager, (leistungsabhängiger Selbstwert). Diese Selbstbewertungen können global sein. ("Ich bin ein absoluter Versager in jeglicher Hinsicht." "Ich kann mir nicht helfen, ich find mich in allem total gelungen!"). Sie können aber auch spezifisch sein ("In Sport bin ich eine absolute Niete. Wenn es darum geht, jemanden über den Tisch zu ziehen, bin ich der Größte.").

Diese Beispiele zeigen aber auch, dass es nicht auf ein hohes, sondern auf ein sicheres Selbstwertgefühl ankommt. Hier sei angemerkt, dass ein unechtes, kaschiertes selbstbewusstes Verhalten, dass sich als arrogantes, dominantes Verhalten äußert, zumeist eine Form von Selbstunsicherheit ist.

Die Wissenschaft hat nachweisen können, dass Selbstwert bis zu einem gewissen Grad genetisch determiniert ist. Sie wird zum großen Teil durch Erziehung (Eltern, Schule, Gleichaltrige) geformt. Und sie ist teilweise durch Erfahrungen bedingt. Eine hautkranke Person könnte z.B. ein Kind selbstunsicherer Eltern sein, das bis in die Jugend hinein überbehütet und immer wieder erfahren hat, dass es am besten sei, "wenn man das Maul hält".

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Selbstwert steigt kontinuierlich

Im Verlaufe des Lebens folgt - statistisch betrachtet - unser Selbstwert einem typischen Trend. In der Kindheit (4 bis 11 Jahre) steigt er kontinuierlich an und bleibt anschließend bis zum Alter von 15 Jahren etwa gleich. Danach steigt er bis zum Alter von 30 Jahren deutlich und bis 60 Jahre weiterhin leicht an. Zwischen 60 und 70 Jahren bleibt er etwa gleich. Anschließend geht er bis zum Alter von 90 Jahren leicht und danach deutlich zurück. Wie kann man sich diese robusten Befunde erklären? Mit dem Übergang in neue Lebensphasen kommen neue Aufgaben auf uns zu, für die wir (noch) keine angemessenen Bewältigungsstrategien haben. Senioren beispielsweise haben weniger leistungsbezogenen Erfolgserlebnisse. Ihr soziales Netzwerk (Nachbarn, Kinder, Freundschaften) dünnt sich aus. Ihre körperliche Fitness lässt nach. Sie vereinsamen und werden häufig depressiv. Wohlgemerkt: Es handelt sich um Durchschnittsbefunde, die an vielen tausend Personen erhoben worden sind. Zwischen Männern und Frauen ließen sich keine Unterschiede im Selbstwertgefühl beobachten.

Welche negativen Wirkungen hat ein niedriger und ein überhöhter Selbstwert?

Personen mit niedrigem Selbstwert tendieren zu Selbstkritik. Sie neigen dazu, Ursachen für Misserfolge und Unzulänglichkeiten primär in der eigenen Person zu sehen. Sie reagieren zudem sensibel auf Enttäuschungen, Kritik oder Zurückweisungen.
Niedriger Selbstwert kann sich situationsbezogen oder gar generell in starker Schüchternheit, Versagensängsten oder in unbegründeten Scham- oder Schuldgefühlen, Niedergeschlagenheit, Gekränkt sein, Einsamkeit oder innerer Leere äußern. 
Nicht selten haben sie Schwierigkeiten, Nähe und Distanz entsprechend ihren Bedürfnissen zu regulieren. Niedriger Selbstwert ist dabei einerseits Ursache, andererseits Folge von erlebten Misserfolgen und sozialen Defiziten. 
In Paarbeziehungen kann es sein, dass sie übertrieben anhänglich sind, sich stark anpassen oder sich dem Partner willfährig unterordnen; so dass ihr geringer Selbstwert ein latentes Konfliktpotential in sich birgt, an dessen Ende die Trennung nicht ausbleibt.
Personen unangemessen hohem Selbstwert neigen dazu, sich selbst zu überschätzen und Aufgaben zu übernehmen, denen sie nicht gewachsen sind. Sie sind weniger bereit, Kritik oder konstruktives Feedback anzunehmen. In Konfliktsituationen verhalten sie sich häufig selbstgefällig und arrogant. Sie reagieren mit egozentrischem, selbstgefälligem Verhalten und einem Mangel an Einfühlung. Das kann wegen ihres selbstgefälligen Verhaltensstils sogar die Bereitschaft zu persönlicher Weiterentwicklung reduzieren.

Autor: Univ.-Prof. Dr. rer. nat. O. Berndt ScholzWege zu einem sicheren, gesunden Selbstwert

An Selbsthilfeliteratur, das Selbstwertgefühl zu verbessern, ist wahrlich kein Mangel. Viele dieser Botschaften vermitteln allzu häufig den Mythos, dass man alles erreichen kann. Selbstwert sei der Schlüssel für Erfolg und Glück. Es geht dabei um den Transport von Ideologie und der Vermittlung eines persönlichen oftmals obskuren Menschenbildes. Persönliche Veränderungen sollten stets individuell maßgeschneidert und insbesondere auf die Belange von dermatologischen Patienten bezogen sein. Mit Bezug auf die hinlänglich gesicherten Befunde und den persönlichen Erfahrungen des Autors als psychologischer Psychotherapeut wird das Folgende mitgeteilt. 

-   Setzen Sie sich Ihre eigenen konkreten Ziele, in welchen Situationen selbstsicherer sein möchten! Wo? Wann? Wem gegenüber?

-   Beobachten Sie sich und überlegen genau, inwieweit es hilfreich und angemessen ist, sich selbstsicher und selbstbewusst zu verhalten! Wie will ich mich verhalten? Welchen Eindruck will ich hinterlassen?

-   Teilen Sie bei Meinungsverschiedenheiten zuerst das Gemeinsame mit! Äußern Sie dann Ihre Bedürfnisse angemessen! Stellen Sie Fragen! Unterbreiten Sie Vorschläge!
 
-   Anstatt "Man" zu gebrauchen, gebrauchen Sie "Ich" oder "Wir"!

-   Reden Sie mit offenen Händen (nicht verschränkt) und mit einem ausdrucksvollen Gesicht!

-   Sie sind letztlich verantwortlich für sich selbst! Andere können lediglich behilflich sein. Wer kann Ihnen wobei helfen? Gehen Sie diesbezüglich auf vertrauenswürdige Personen zu!

-   Bleiben Sie sich selbst treu und flexibel (Nähe - Distanz)!

-   Hören Sie damit auf, zu sagen, zu denken, sich zu instruieren: "Ich Trottel!" "Ich Schwachkopf!", wenn mal etwas daneben geht! Wir sind Menschen, die auch irren, Fehler begehen, unvollkommen sind. Gott sei Dank! 

-   Was hilft es Ihnen, sich ständig zu kritisieren, sich immerfort mit anderen zu vergleichen oder anderen zu gefallen?

-   Bleiben Sie am Ball! Veränderungen vollziehen sich nur langsam.

Quelle: Mitgliedermagazin Vitiligo Information 22.3

Autor: Univ.-Prof. Dr. rer. nat. O. Berndt Scholz

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