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12.02.2024

Alles für die Katz?

Aktuelles zum Management der Katzenallergie

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Katzen sind der Freund des Menschen und werden im Zusammenleben gerne als Familienmitglied betrachtet. In jedem dritten Haushalt in Deutschland lebt eine Katze - davon rund 30% in einem Single- oder Zweipersonenhaushalt, knapp 40% in einem Mehrfamilienhaushalt und 67% in Haushalten mit Kindern [1,2]. Im Jahr 2021 wurden laut standardisierter Markforschungsumfrage über 15 Millionen Katzen in Deutschland gezählt [3].

Mehr Katzen - Mehr Allergien?

Mit dem Anstieg der Katzen in deutschen Haushalten steigen auch die Sensibilisierungen gegen sie - bei Kindern und Erwachsenen [4]. Häufige Symptome sind allergischer Schnupfen und Bindehautentzündungen bis hin zu asthmatischen Beschwerden oder Hautreizungen, juckende Hautstellen, sogar am Gaumen. Studien zeigen, dass eine bestehende Sensibilisierung das Risiko an Asthma zu erkranken erhöht [5].

Es gibt aber auch Menschen, die von sich behaupten, ihre eigene Katze gut „zu vertragen“: Scheinbar erreichen manche Katzenbesitzerinnen und Katzenbesitzer trotz Sensibilisierung im Zusammenleben mit ihrer Katze eine Art Toleranzstadium. Rund 40% von auf eine Katzenallergie getestete Personen wollen trotz ihrer Symptome, wie beispielsweise allergischer Schnupfen, mit ihrer Katze weiterhin zusammenleben [6/7]. Eine Aufklärung über mögliche Entwicklungen des allergischen Krankheitsgeschehens bis zum allergischen Asthma sollte Standard sein. Wer nach einem Katzenkontakt Beschwerden im Sinne von allergischem Asthma mit trockenem Husten und hörbarer Atmung hat, sollte unbedingt einen Allergologen oder Lungenarzt aufsuchen. Die aktuellen deutschen Leitlinien zur Allergieprävention raten, besonders bei Familien mit allergischen Eltern, bei Haustierwunsch auf die Erstanschaffung einer Katze im frühen Alter ihrer Kinder eher zu verzichten [8].

Ein Facharzt bedient sich verschiedener Methoden, um eine Katzenallergie zu diagnostizieren. Wichtig dabei zu wissen: Eine Katzenallergie kann sich auch entwickeln, ohne das Betroffene eine Katze besitzen. Gemeinsam haben aber alle Betroffenen, dass sie offensichtlich mit den Allergenen einer Katze in Kontakt gekommen sind. Ob in Bus, Bahn, Büro, zu Hause oder aber beim Probesitzen für eine neue Couch. Die Möglichkeiten sind vielfältig [9].

Luftreinigung und Katzenwäsche

Während Landkatzen oft als sogenannte „Freigänger“ outdoor und mit allergen-regulierender Schmutzexposition unterwegs sind, lebt die „cleane“ Wohnungskatze eher als hygienisch einwandfrei in zu sauberen Räumen. Hier kommt es zu einer viel höheren Allergenexposition. Fel d 1 Allergene finden sich auf Textilien, Möbeln und überall dort in Wohnungen, die von Katzen bewohnt werden. Oft auch noch lange nach deren Auszug.   Neben dem Reinigen von Textilien mit Detergenzien in der Waschmaschine unterstützt die Kombination mit anschließender Trocknung im Wäschetrockner.

Das Waschen der Katze selbst kann die Allergenmenge auch deutlich vermindern, ist aber eher keine Lösung mit dauerhafter Wirkung, sondern muss wöchentlich wiederholt werden.

Der Einsatz von Luftfiltergeräten ist gegen das sogenannte Indoor-Katzenasthma ratsam, vorausgesetzt, die Geräte sind mit einem HEPA-Filter ausgestattet [10/11].

Was das Hühnereigelb mit Feld 1 zu tun hat

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Hühner, die mit Katzen zusammenkommen, eigene Antikörper gegen das Katzenallergen bilden können. Diese Antikörper kommen stark konzentriert im Eigelb vor. Wird das „Hühnereigelb-Antikörper“ im Trockenfutter der Katzen eingebracht, kann es seine Wirkung mit dem Ergebnis entfalten, dass die Katze weniger oder keine Allergene verbreitet. Das Katzenallergen wird dadurch völlig harmlos im Katzenspeichel blockiert. In einer Studie konnte nachgewiesen werden, dass das aktive Katzenallergen durchschnittlich nach drei Wochen Fütterung um 47% reduziert wurde [9].

Katzenimpfung: Lösung der Zukunft?

Schweizer Forscher verfolgten die Idee der Impfung von Katzen mit virusähnlicher Partikeltechnologie mit dem Ziel, neutralisierende Anti-Fel d 1 Antikörper in die Katze einzubringen, um die Menge an ausgeschiedenen Allergenen zu reduzieren. Es wurden keine Nebenwirkungen dokumentiert. Streicheleinheiten waren wieder möglich, ohne gesteigerte Niesattacken. Aber gegen dieses Konzept stehen ethische Bedenken - vor allem mit Blick auf den Nutzen für die Katzen [12].

Die Erschaffung einer hypoallergenen Katze, die mehr oder weniger „Fel d 1 -frei“ ist, wurde bisher noch nicht erreicht: Auch Nacktkatzen belasten ihr Umfeld in ausreichender Menge über den Speichel [13/14]. Britische-Kurzhaar-Katzen sollen wegen ihrer Haarlänge weniger Allergene verbreiten; sibirische Langhaarkatzen gelten trotz ihres langen Fells als wenig allergen [9].

Durch Eisenmangel zur Katzenallergie?

Neue Erkenntnisse zeigen, dass diätische Mangelzustände den atopischen Phänotyp von Allergikern unterstützen.  Dies betrifft insbesondere Eisen- und Zinkmangel, aber auch einen Mangel an Folsäure. Oft handelt es sich nicht um eine ausgeprägte Anämie, sondern um einen funktionalen Eisenmangel in den Immunzellen. Dieser intrazelluläre Eisenmangel kann ausgeglichen und damit die natürliche regulatorische Funktion von Immunzellen korrigiert werden [15].

Vom Bauernhof zur Lutschtablette

Das neue Wissen um die Eisenverwertungsstörung in Kombination mit dem bekannten Bauernhofeffekt gegen Allergien (Hygienetheorie) haben eigene Arbeiten zur Entwicklung einer Lutschtablette geführt [16]. Sie zeigt als diätisches Nahrungsmittel sowohl in einer doppelblinden placebo-kontrollierten Studie bei Pollenallergie als auch in Studien in der Allergen-Expositionskammer der ECARF Institute GmbH auf dem Gelände der Charité – Universitätsmedizin Berlin Mitte, Wirkung bei einer Haustaubmilben-Rhinitis [17]. Die Wirksamkeit dieses diätischen Konzepts brachte klinisch hochsignifikante Verbesserungen. Auch in einer nachfolgenden Open-Label-Pilotstudie bei Betroffenen mit allergischer Rhinitis gegen Katzenallergene waren die Ergebnisse überzeugend. Getestet mit der Gabe von holoBLG-Lutschtabletten (immunoBON®) zwecks klinischen Wirksamkeitsnachweis für eine Allergen unspezifisch gezielte Mikroernährung bei Menschen mit Katzenallergie: Eine 50%ige Verbesserung der spezifisch auftretenden Symptome (totaler Symptomen-Score) bei der Allergenprovokation waren bereits nach drei Monaten messbar [18]. Diätische Maßnahmen können somit eine bestehende Katzenallergie korrigieren.

Somit scheint die Forschung zur Katzenallergie doch nicht „für die Katz“ zu sein, sondern bringt für Menschen mit Katzenallergien Verbesserungen. Gute Nachrichten, auch zum weltweiten Katzentag der am 8. August 2023 gefeiert wurde.

Quellennachweis
[1] Volsche S. Pet Parenting in the United States: Investigating an evolutionary puzzle. Evol Psychol 2021;19:14747049211038297
[2] Industrieverband Heimtierbedarf e.V. IVH. 2022. Der Deutsche Heimtiermarkt. www.ivh-online.de/der-verband/daten-fakten/der-deutsche-heimtiermarkt.html; Stand: 6.6.2023 www.statista.com Abruf 04/2023
[3] dpa. Eine Million mehr Haustiere in der Pandemie. Zeit online 22. März 2021. www.zeit.de/news/2021-03/22/eine-million-mehrhaustiere-in-der-pandemie?utm_referrer=https %3A%2F%2Fwww.google.com%2F; Stand: 6.6.2023https://www.dustri.com/nc/de/article-response-page.html?artId=189013&doi=10.5414%2FALX02295.
[4] van Hage M, Kack U, Asarnoj A, Konradsen JR. An update on the prevalence and diagnosis of cat and dog allergy – Emphasizing the role of molecular allergy diagnostics. Mol Immunol 2023;157:1-7
[5] Simoneti CS, Ferraz E, Menezes MB, Icuma TR, Vianna EO. Cat ownership is associated with increased asthma prevalence and dog ownership with decreased spirometry values. Braz J Med Biol Res 2018;51:e7558
[6] Wambre ER, Farrington M, Bajzik V, DeBerg HA, Ruddy M, DeVeaux M et al. Clinical and immunological evaluation of cat-allergic asthmatics living with or without a cat. Clin Exp Allergy 2021;51:1624-33
[7] Buyuk Yaytokgil S, Metbulut AP, Ginis T, Toyran M, Civelek E, Dibek Misirlioglu E. Cat allergy in children and the effect of the COVID-19 pandemic. Allergy Asthma Proc 2022;43:e31-9
[8] Kopp MV, Muche-Borowski C, Abou-Dakn M, Ahrens B, Beyer K, Blumchen K et al. S3 guideline Allergy Prevention. Allergol Select 2022;6:61-97
[9] Jensen-Jarolim E, Jensen SA, Bergmann KC. Allergy to the cat – from diagnosis to management. Allergo J Int 2023;32:130-7 https://doi.org/10.1007/s40629-023-00254-9
[10] Choi YJ, Seong S, Lee KS, Lee K, Seo H, Oh JW. Effects of mechanical washing and drying on the removal of pet allergens. Allergy Asthma Proc 2022;43:e25-e30
[11] Gherasim A, de Blay F. Does air filtration work for cat allergen exposure? Curr Allergy Asthma Rep 2020;20:18
[12] Thoms F, Jennings GT, Maudrich M, et al. Immunization of cats to induce neutralizing antibodies against Fel d 1, the major feline allergen in human subjects. J Allergy Clin Immunol. 2019;144(1):193‐203. https://doi.org/10.1016/j.jaci.2019.01.050
[13] Dance A. The race to deliver the hypoallergenic cat. Nature 2020;588:S7-9
[14] Buckley RM, Gandolfi B, Creighton EK, Pyne CA, Bouhan DM, LeRoy ML et al. Werewolf, There Wolf: Variants in hairless associated with hypotrichia and roaning in the Lykoi cat breed. Genes (Basel) 2020;11:682
[15] Roth-Walter F, Afify SM, Pacios LF, Blokhuis BR, Redegeld F, Regner A et al. Cow‘s milk protein beta-lactoglobulin confers resilience against allergy by targeting complexed iron intoimmune cells. J Allergy Clin Immunol 2021;147:321-34 e324
[16] Pali-Scholl I, Bianchini R, Afify SM, Hofstetter G, Winkler S, Ahlers S et al. Secretory protein beta-lactoglobulin in cattle stable dust may contribute to the allergy-protective farmeffect. Clin Transl Allergy 2022;12(2):e12125
[17] Bergmann K, Graessel A, Raab J, Banghard W, Krause L, Becker S et al. Targeted micronutrition via holo-BLG based on the farm effect in house dust mite allergic rhinoconjunctivitis patients – first evaluation in a standardized allergen exposure chamber. Allergo J Int2021;30:141-9
[18] Bergmann KC, Raab J, Graessel A, Zwingers T, Becker S, Kugler S et al. The holoBLG lozenge reduces symptoms in cat allergy – evaluation in an allergen exposure chamber and by titrated nasal allergen challenge. Clinical Translational Allergy 2023, in press

Über ECARF
Die gemeinnützige Stiftung ECARF engagiert sich für eine bessere medizinische Versorgung für Menschen mit Allergien. Ziel ist es, durch kontinuierliche Forschung und umfassende Aufklärung maßgeblich dazu beizutragen, das Leben für Menschen mit Allergien beschwerdefreier zu machen. Sie zertifiziert seit 2006 auf Basis wissenschaftlicher Qualitätskriterien Produkte und Serviceleistungen mit dem ECARF-Qualitätssiegel, dem einzigen europaweit gültigen Zertifikat für allergikerfreundliche Produkte und Dienstleistungen. Die ECARF Institute GmbH ist mit der Umsetzung der Stiftungsziele beauftragt. Sie betreibt die ECARF Allergen-Expositionskammer, führt wissenschaftliche Studien durch und berät Unternehmen zu Allergiethemen.

Quelle: Pressemeldung ECARF 7.8.2023

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