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„Der Glaube an den Piks“ – Chancen und Grenzen der Akupunktur bei Atopien

Die Akupunktur ist eine Behandlungsmethode, die laut Medizinhistorikern im ersten Jahrtausend vor Christus, also vor über 3000 Jahren in China entwickelt wurde. Sie ist ein fester Bestandteil der sogenannten traditionellen chinesischen Medizin (TCM).

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Die TCM geht davon aus, dass energetische Bahnen („Meridiane“) bestimmte Triggerpunkte (386) entlang der (tatsächlich nicht nachweisbaren) Meridiane stimulieren und damit eine Blockade lösen. Die wieder frei fließende Energie (Chi) aktiviert die Selbstheilungskräfte. Radiologische Untersuchungen des Gehirns konnten nachweisen, dass der Reiz auf die Nervenbahnen in der Tat weitergeleitet wird und zu Reaktionen und Gegenreaktionen im Körper führen. Schmerzhemmung- und Wahrnehmung werden beeinflusst. Die Nadelstiche sollen zur Ausschüttung von Botenstoffen, Endorphinen führen und Vorstufen des körpereigenen Hormons Cortisols bilden.

Die ältesten Beschreibungen zur Akupunktur kommen aus dem Schamanismus 1127 vor Christus. Damals wurde die Haut mit Steinsplittern eingeritzt, um „böse Geister, Dämonen“ herauszulassen, damit der Körper wieder gesunden kann. Im ersten und zweiten Jahrhundert vor Christus diente diese Methode, allerdings mit Nadeln, zum Aderlass. In der heutigen Zeit bestehen verschiedene Anwendungsmethoden der Akupunktur, je nacideologischer Ausrichtung des Anbieters über Nerven-, Blut- oder Lymphbahnen. Dadurch wird aber auch der Nachweis der Wirksamkeit erschwert, denn jede einzelne Richtung muss wissenschaftlich untersucht und bewertet werden. Bisher bekannte Erfolge gelten nur für die Akupunktur mit Nadeln. Vor Beginn einer Behandlung sollte beachtet werden, dass Akupunktur unter ärztlicher Kontrolle erfolgen muss, deshalbscheuen Sie sich nicht, den Anwender nach seiner Ausbildung zu fragen, lassen Sie vor der Behandlung eine sorgfältige medizinische Untersuchung zum gegenwärtigen Gesundheitszustand durchführen, die Medikation muss dem momentan bestehenden Gesundheitszustand angepasst und darf keinesfalls abrupt abgesetzt werden und, ganz wichtig, eine Akupunkturbehandlung ersetzt nicht die bestehende Therapie, sondern ergänzt sie nur.

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Erst die Diagnostik und die Ursache behandeln

„In der Schmerztherapie ist Akupunktur eines der am besten untersuchten Verfahren“, so Dr. Dominik Irnich, Schmerzforscher an der Ludwig-Maximilians-Universität München. „Unterstützend biete sich Akupunktur aber bei vielen verschiedenen Schmerzerkrankungen an“. Studien der Dresdner Uniklinik kommen bisher zum gleichen Ergebnis (im weiteren Verlauf soll auch die grundsätzliche Wirkung geprüft werden). Allerdings: „Zuerst muss eine gute fachgerechte Diagnostik erfolgen und die Ursache entsprechend behandelt werden“, meint Dr. Bettina Hauswald, Fachärztin für HNO und Allergologie. Dann kann unterstützend und ergänzend mit Akupunktur behandelt werden. Dr. Hauswald: „In den Händen eines geschulten Arztes ist Akupunktur sicher“ Allerdings müsse die Indikation immer genau geprüft werden, denn „manchmal sind Medikamente oder Physiotherapie sinnvoller.“ Sie meint außerdem: „Bei Heuschnupfen kann Akupunktur durchaus hilfreich sein – aber erst dann, wenn eine moderne Immuntherapie erfolglos geblieben ist.“ Wer davon profitiert: Ängstliche Patienten und Kinder. Die Nadeln können auch durch einen Softlaser ersetzt werden, die Wirkung ist dann aber um 30 % schwächer. 

Für allergische Rhinitis (vor allem akute Beschwerden) und Asthma konnte eine aktuelle randomisierte Studie der Charite´ Berlin im Auftrag von TK und weiteren 13 Krankenkassen eine Wirksamkeit bei 82 % der Befragten (insgesamt 200.000 Studienteilnehmer) nachweisen. 85 % hatten nachweislich weniger Beschwerden bei Gelenkschmerzen, etwas geringer war der Erfolg u.a. bei Kopfschmerzen. Auch wenn Anbieter mit vielen Anwendungsgebieten werben, sind Erfolge oft nur als Wechselwirkung zwischen bisheriger konventioneller Behandlung, angepasster Lebensform (z.B. Meiden der Auslöser) oder schlicht dem Glauben an den Piks geschuldet.

Eigene Überzeugung hilft

Die erste klinische Studie zu Akupunkturnadeln (veröffentlicht in der Fachzeitschrift „Pain“) konnte zeigen: wer überzeugt ist, eine wirksame Akupunkturbehandlung zu erhalten, dem scheint sie auch zu helfen. Ob die Nadel tatsächlich in die Haut gestochen wird, ist dagegen weit weniger wichtig. Ärzte unterzogen die Teilnehmergruppe aus 111 Personen entweder einer echten oder einer Scheinakupunktur. Die Probanden der Studie, die glaubten, eine echte Akupunktur zu bekommen, klagten deutlich weniger über Schmerzen als Studienteilnehmer, die meinten, nur scheinbar behandelt worden zu sein. 

Die Akupunktur ist kein Allheilmittel. Grenzen der Akupunktur sind erreicht bei schweren Infektionen mit Bakterien bzw. Viren, bei gebrochenen Knochen oder gerissenen Bändern, bei Mangel lebenswichtiger Substanzen wie z.B. Insulin bei Diabetes, oder wenn Gewebe bzw. Gelenke kaputt sind, z.B. durch schwere Verbrennungen, Nierenversagen, massive Arthrose oder Krebs. Auch sind generell Nebenwirkungen der Behandlung möglich, u.a. Schwindel, Bewusstlosigkeit, Nervenreizungen, Organverletzungen oder Infektionen durch unsaubere oder nicht sachgemäß angewendete Spritzen. Schwere Nebenwirkungen sind nur selten zu beobachten. Einer Befragung im Jahr 2016 unter 1.063 Teilnehmern über 18 Jahren ergab, dass rund 4 % regelmäßig Akupunktur in Anspruch nehmen. 

Wussten Sie übrigens, dass auch Ötzi, der Steinzeitmensch, tätowiert war? Er starb vor ca. 5.000 Jahren und wurde 1991 konserviert im Eis gefunden. Die moderne Wissenschaft konnte nachweisen, dass er an Arthrose, Gallensteinen und Würmern litt. Man fand zudem punktförmige Tätowierungen auf seiner Haut bzw. exakt an den Akupunkturpunkten, die zu den Beschwerden passen. Falls das wirklich auf eine Akupunkturbehandlung hinweist, muss diese noch dreitausend Jahre älter sein als bisher angenommen. Demnach war sie in Europa schon Praxis, als die Pyramiden gerade erst geplant und gebaut wurden. 

Quelle: Magazin hautfreund 22.6

Autor: Roswitha Stracke

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