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27.05.2009

Millionen gegen Allergien

Wie entstehen Allergien, wie können sie verhindert und wie können bessere Therapien entwickelt werden? Mit diesen Fragen werden sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Sonderforschungsbereichs/TR22 "Allergische Immunantworten der Lunge" auch in Zukunft intensiv auseinandersetzen können: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat gerade für weitere vier Jahre die Förderung in Höhe von zehn Millionen Euro bewilligt.
Koordinator und Sprecher des Konsortiums ist der Marburger Professor Dr. Harald Renz; außer der Philipps-Universität sind das Leibniz-Forschungszentrum in Borstel sowie die Ludwig-Maximilians-Universität München und die Technische Universität München beteiligt. Von der Fördersumme der DFG sowie von den Forschungsgeldern für die Grundausstattung über etwa zwei Millionen Euro, die die beteiligten Universitäten aufbringen, wird der Philipps-Universität etwa die Hälfte zufließen. Insgesamt werden etwa 40 Stellen aus den Forschungsmitteln finanziert - ebenfalls die Hälfte davon in Marburg. "Das beweist einmal mehr die gute Positionierung der medizinischen Forschung an der Philipps-Universität", freut sich Professorin Dr. Katharina Krause, Marburger Vizepräsidentin für Forschung und Wissenstransfer.

Im Rahmen des nationalen Netzwerks wird vor allem die schwerste Form allergischer Erkrankungen in den Atemwegen erforscht, das Asthma bronchiale. Bei Allergien kommt es zu einer Fehlprogrammierung des Abwehrsystems: Es reagiert mit übertriebener Anstrengung auf eigentlich harmlose Umweltantigene wie Pollen, Tierhaare, Hausstaubmilben und Nahrungsmittel. Dadurch entwickelt sich dann eine Entzündung an den Grenzflächen des menschlichen Körpers zu seiner Umwelt.

In der ersten Förderperiode kam das Forscherkonsortium zu einer Reihe neuer und wichtiger Erkenntnisse. So ist jetzt klar, dass die Fehlprogrammierung des Abwehrsystems schon sehr früh im Leben entsteht, nämlich bereits im Mutterleib während der Schwangerschaft. Darüber hinaus spielt insbesondere das erste Lebensjahr für die Programmierung von Allergien eine ganz wichtige Rolle. An einer normalen Ausreifung der Immunantwort sind zumeist harmlose Bakterien unserer Umwelt beteiligt. Ein wichtiges Beispiel hierfür ist die Besiedlung des Magen-Darm-Traktes mit Keimen. So finden sich mehr Keime im Darm, als der Mensch an Zellen besitzt. Viele dieser Keime stimulieren und regulieren die Entwicklung einer normalen Immunantwort. Dieses Konzept wird heute unter dem Begriff der "Hygiene-Hypothese" zusammengefasst.

Eine Modellsituation, in der diese Prozesse besonders gut funktionieren, ist der traditionelle Bauernhof. "Wir wissen schon seit längerem, dass Kinder, die auf traditionellen Bauernhöfen groß werden, viel weniger Asthma entwickeln als Stadtkinder", berichtet Renz. Die Wissenschaftler konnten Keime entdecken, die offensichtlich ganz besonders stark schützende Effekte vor der Entwicklung von Asthma haben. "Es ist unser Ziel, die molekularen Mechanismen zu verstehen, die zum Allergieschutz führen", so Renz. Daraus wollen die Forscher neue Konzepte für Strategien zur Allergievermeidung und zur Entwicklung noch besserer Therapien ableiten.

Marburg hat sich in den letzten Jahren zu einem Zentrum der Allergieforschung entwickelt. Eine bundesweite Erhebung, die kürzlich im "Atlas zur Allergieforschung in Deutschland" veröffentlicht wurde, weist Marburg in der Spitzengruppe der nationalen Allergieforschungszentren aus. An der Philipps-Universität wird interdisziplinär an diesen Erkrankungen gearbeitet. Im Konsortium des Sonderforschungsbereichs arbeiten Wissenschaftler aus der Klinik für Pneumologie (Direktor Professor Dr. Claus Vogelmeier), der Dermatologie (Direktor Professor Dr. Michael Hertl), der Kinderklinik (Direktor Professor Dr. Rolf Maier) sowie die Institute für Immunologie (Direktor Professor Dr. Stefan Bauer) und für Mikrobiologie (Direktor Professor Dr. Michael Lohoff) mit der Abteilung für Klinische Chemie (Direktor Professor Dr. Harald Renz) zusammen.

Allergien sind die häufigsten chronischen Fehlregulationen des Abwehrsystems. Viele Menschen wissen nicht, dass sie unter einer Allergie leiden oder wogegen sie allergisch sind. Dies hat zur Konsequenz, dass sie keine oder keine optimale Therapie erhalten. "Dieser dramatische Umstand hat ganz wesentlich damit zu tun, dass die Erkenntnisse über allergische Erkrankungen nach wie vor sehr lückenhaft sind", erklärt Renz. "Deshalb ist es umso wichtiger für uns, dass die DFG eine zweite Förderperiode unseres Sonderforschungsbereichs bewilligt hat."

Ein "Fact Sheet" mit einer Zusammenfassung der aktuellen Zahlen zur Bedeutung von Allergien ist auf Anfrage erhältlich. Ansprechpartner ist Professor Dr. Harald Renz 
E-Mail: renzh@med.uni-marburg.de

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