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Kontaktallergien bei Senioren

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Laut Definition der WHO beginnt das Alter mit 65 Jahren, diese Gruppe nimmt in der Allgemeinbevölkerung zu. Im Laufe des Lebens war auseichend „Gelegenheit“, beruflich und privat Kontakte mit Allergenen aufzunehmen. Im Unterschied zu jüngeren Personen spielen bei Älteren weitere Kontaktmöglichkeiten eine Rolle, so z.B. Medikamente, eine altersbedingt gestörte bzw. reduzierte Hautbarriere sowie die durch das Alter bedingten vermehrten Lokal- und Systembehandlungen.

Einer Erhebung des Robert-Koch-Instituts zufolge liegt das Risiko, ein Kontaktekzem zu entwickeln (Lebenszeitprävalenz), bei Frauen zwischen 60 und 69 Jahren durchschnittlich bei 9,6 %, bei Frauen zwischen 70 und 79 Jahren bei 7,9 %. Männer zwischen 60 und 69 Jahren haben eine Lebenszeitprävalenz für ein allergisches Kontaktekzem von durchschnittlich 3,5 %, zwischen 70 und 79 Jahren von 3,0 %.

Der Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK) hat in einer Erhebung über die Jahre 2009-2013 die signifikanten Unterschiede zu der Altersgruppe der bis zu 65jährigen herausgearbeitet. Danach zeigen sich deutliche Unterschiede zu Kontaktallergien bei jüngeren Altersgruppen. Bei über 65jährigen sind demnach die zehn häufigsten Kontaktallergene Duftstoff-Mix, Perubalsam, Nickel(II)-Sulfat, Duftstoff-Mix II, Kolophonium, Propolis, Chlormethylisothiazolinon/Methylisothiazolinon, Wollwachsalkohole, Amerchol L 101, tert.-Butylhydrochinon.

Die Nickelsensibilisierung tritt bei Älteren deutlich seltener auf, allerdings sind hier die Frauen stärker betroffen (8,2 %) als die Männer (3,3 %). Dafür treten die Sensibilisierungen auf Duftstoff-Mix und Perubalsam deutlich häufiger im Vergleich zu jüngeren Betroffenen auf. Duftstoffe finden sich in Salben, Zäpfchen, Lokaltherapeutika, Gels, Tropfen, Bädern, Säften, Tinkturen und Emulsionen in Hautschutz- und Pflegeprodukten. Vor allem hoch allergene Duftstoffkomponenten wie Zimt, Geranie, Lavendel oder (in Haushaltspflegemitteln) Zitrone finden bei älteren Menschen hohen Anklang. Des weiteren kommen Sensibilisierungen auf Salbengrundlagen wie Wollwachs, Amerchol oder tert.-Butylhydrochinon wesentlich häufiger in der Gruppe der über 65jährigen vor, hier sind 25,9 % betroffen, aber nur 5,8 % der unter 65jährigen.

In der Gruppe der < 65jährigen treten Berufsdermatosen und Handekzeme häufiger auf, der Anteil der an Gesichtsdermatitis Erkrankten kommt in allen Altersgruppen ähnlich häufig vor. Im Gegensatz zu < 65jährigen reagieren > 65jährige nicht vorrangig mit Handekzemen, hier überwiegen bei Personen ohne Komorbiditäten (bestehender Ulcus, Unterschenkelekzem etc.) generalisierte Hauterscheinungen, Beteiligung von Gesicht (9,9 %) und Mundschleimhaut (8,7 %). Dagegen überwiegen bei Personen mit Komorbiditäten Ekzeme an den Unterschenkeln (78 %), Bein/Beinen (13,8 %) oder Sprunggelenk (1,6 %).

Bei Senioren mit Unterschenkelgeschwüren steigt das Risiko einer kontaktallergischen Sensibilisierung mit der Bestandsdauer. Hauterscheinungen  am Unterschenkel, Sprunggelenk oder Stauungsekzeme werden hauptsächlich durch Sensibilisierungen auf tert.-Butylchrochinon, Amerchol L 101, Wollwachalkohole, Cetylstearylalkohol, Propylenglycol und Kolophonium ausgelöst. Bei chronischen Beschwerden empfiehlt sich daher neben den „üblichen Verdächtigen“ eine Testung auf diese Salbeninhaltsstoffe.

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Tert.-Butylhydrochinon findet sich in Lippenstift, Arzneimitteln und Fliegenabwehrmitteln. In Lebensmitteln findet sich das Allergen als E 319  in tierischen Fetten („gute“ Butter, Schmalz, Fischöl/Vitaminkapseln) sowie in fetthaltigen tierischen Lebensmitteln. Amerchol L 101 wird Kosmetika zugesetzt sowie Cremes gegen Ekzeme, aber auch Schuhcreme und Möbelpolituren.

Propylenglycol ist zwar grundsätzlich nur für Kaugummis und Aromen zugelassen, wird aber auch als Lösungsvermittler in Kosmetika und Tabak eingesetzt. Auch Cetylstearylalkohol findet sich in Kosmetika aller Art. Kolophonium ist ein Baumharz, was mit Propolis 13 gemeinsame Inhaltsstoffe hat, beide werden u.a. in Kosmetika, Kaugummi eingesetzt, Kolophonium z.B. auch in doppelseitigem Klebeband, ein gerade bei älteren Menschen beliebter Schuhverschluss u.a. in Pantoffeln oder Multifunktionswaren.

Neben den allgemein üblichen Kosmetik- und Pflegemitteln, die in jeder Altersgruppe verwendet werden, hat besonders die Gruppe der > 65jährigen vermehrt Kontakt mit Medikamenten (innerlich und äußerlich), Implantaten und knochenstabilisierenden Eingriffen, Zahnprothesen,- brücken, -spangen, Gummi (z.B. wasserdichte Unterlagen, Kompressionstrümpfe etc.) und anderes medizinisches Hilfsmaterial, medizinische Zubereitungen sowie Desinfektionsmittel.

Gerade wegen der im Alter oft auftretenden Begleiterkrankungen und deren symptomverstärkenden Wirkung ist es wichtig, parallel zu üblichen Standardtests bei Menschen mit Komorbiditäten unbedingt auch speziell Salbengrundlagen und deren Inhaltsstoffe zu berücksichtigen. Die aktuelle Europäische Epikutan-Leitlinie weist ausdrücklich auf die Notwendigkeit einer Spätablesung nach sieben Tagen hin, da bei Senioren oft ein verzögerter Reaktionseintritt beobachtet wird.

Autorin: Roswitha Stracke
www.allergieberatung-stracke.de

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