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Wichtig: Gönnen können

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Fotolia © Denys KurbatovLesen Sie in diesem Artikel, in wieweit es sich als sinnvoll erweist, sich mit anderen zu vergleichen, und welche Wege es gibt, trotz erlebter Unterschiede zur eigenen Lebenszufriedenheit beizutragen.

Vor einigen Tagen sah ich den Kinofilm „Mein Blind Date mit dem Leben“. In diesem Film wird auf autobiographischer Grundlage das Leben eines jungen Mannes erzählt, der kurz vor dem Abitur unwiderruflich fast sein ganzes Augenlicht verliert. Während seine Familie und Lehrer hilflos resignieren, setzt der junge Mann alles daran, trotzdem sein Abitur zu schaffen.
Mit besonderer Lupe, großgedruckten bzw. -geschriebenen Formaten und seinem Auffassungs- und Erinnerungsvermögen schafft er dennoch sein Abitur. Schon vor seiner Erkrankung war es sein Ziel, eine Ausbildung im Hotelfach zu absolvieren.
Auf seine Bewerbungen mit Hinweis auf seine Sehbehinderung hagelt es jedoch nur Absagen. Als er sich schließlich ohne diesen Hinweis bewirbt, erhält er in einem Luxus-Hotel in der Großstadt einen Ausbildungsplatz.

Sein soziales Umfeld zweifelt immens an seinem Vorgehen, hilft jedoch beim Umzug und Zurechtfinden auf neuen Wegen zum Arbeitsplatz. Während seiner Ausbildung kommt der junge Mann immer wieder an seine optischen Grenzen, besondere Kollegen jedoch werden zu unterstützenden Freunden, die um seine Sehbehinderung wissen und ihn konstruktiv unterstützen, sie selbst erleben auch wunderbare Freundschaftsdienste vom jungen Mann in eigenen schwierigen Situationen. Von einem Abteilungsleiter wird er anhaltend gemobbt, immer wieder kritisiert und zum zig-malen Wiederholen des Gläserpolierens aufgefordert. Er mahnt ihn mehrfach ab und sieht seinen Ausbildungsabbruch voraus.

Der junge Mann geht in dieser Zeit desnachts einer Nebentätigkeit in einer Bäckerei nach, um seine Mutter finanziell zu unterstützen, die vom Ehemann verlassen und mittellos zurückgelassen wurde. Er beginnt, Aufputschmittel zu nehmen, um die Schichten im Hotel und in der Bäckerei zu schaffen. Als ihm seine Freundin, die nichts von seiner Sehproblematik ahnt, ihren kleinen Sohn auf dem Spielplatz anvertraut, verlieren sich der junge Mann und das Kind. Verzweifelt ruft er seine Freundin an und gesteht ihr sein Geheimnis. Sie findet ihren Sohn und verlässt den jungen Mann wütend und enttäuscht. Zurück im Hotel stolpert der junge Mann auf einem Hochzeitsbankett schließlich in die mehrstöckige Hochzeitstorte. Es kommt zum Eklat.

Trotzdem nimmt der junge Mann all seinen Mut zusammen, und bittet seinen Vorgesetzten, der ihn anhaltend mobbt, ihn zur Prüfung zuzulassen. Dieser stimmt irgendwie zu, und unterstützt ihn schließlich auf unerwartete Weise in der Prüfung, um letztlich zum Bestehen beizutragen. Er bietet ihm schließlich sogar einen Job im Hotel an; der junge Mann jedoch eröffnet ein Restaurant mit einem Kollegen und Freund aus seiner Ausbildung. Und auch die Liebe zu seiner schon fast verloren geglaubten Freundin geht am Ende gut aus.

Überzeugung durch psychische Widerstandskraft

Dieser Film zeigt auf einfühlsame und humorvolle Weise, wie ein junger Mann, der – wie man so schön sagt – noch sein ganzes Leben vor sich hat, im Angesicht seines Sehverlustes weder hadert noch anderen ihr sehgesundes Leben neidet. Stattdessen setzt er alles daran, seine beruflichen Ziele trotz allem zu erreichen. Er glaubt daran und sieht nur auf sich. Er vergleicht sich nicht mit anderen, die sehen können. Dabei bleibt er bei sich und seinen Möglichkeiten und glaubt daran, dass das Leben es trotzdem gut mit ihm meint. Er überzeugt mit psychischer Widerstandskraft, der sog. Resilienz, und trotzt den Widrigkeiten seines eigenen Körpers. Er nimmt seine Sehbehinderung an und macht das Beste daraus.

Ähnliche Situationen erleben auch Menschen, die an chronischen Hauterkrankungen leiden und augenscheinlich davon gekennzeichnet sind. Sie werden oftmals gehänselt, ausgeschlossen und stigmatisiert. Völlig menschlich ist es, dass man sich in diesen Zeiten mit hautgesunden Menschen vergleicht und diese um deren gesunde und vitale Haut beneidet. Irgendwie wirkt es, als würde man – im übertragenen Sinne – die Kirschen in Nachbars Garten sehen, die vital, gesund und schön aussehen. Die eigenen Kirschen jedoch werden wie Mangelware wahrgenommen.
Infolge solcher Vergleiche jedoch nimmt man Unterschiede zwischen sich und anderen wahr, die einen herunterziehen können. Vor allem neigt der Mensch in solchen Situationen dazu, das Leben der Personen, mit denen man sich vergleicht, zu idealisieren. Man resigniert angesichts der eigenen chronischen Hauterkrankung, man fühlt sich minderwertig und möglicherweise auch vom Leben benachteiligt. Neidgefühle können sich entwickeln, die an dieser Stelle alles andere als konstruktiv wirksam werden. Schon der griechische Philosoph Hippias äußerte diesbezüglich einst: „Die neidischen Menschen sind doppelt schlimm dran: Sie ärgern sich nicht nur über das eigene Unglück, sondern auch über das Glück der andern.“

Doch wohin führen dieses Beneiden und Nicht-Gönnen? Auf einen destruktiven Weg, auf dem sich der Betroffene oftmals hilflos seinen Emotionen ausgeliefert fühlt ... Die erlebten Unterschiede jedoch können auch auf einen Weg führen, die aufkommenden Gefühle von Neid als Zeichen zu sehen, sich Unterstützung zu suchen, um das Beste aus dem eigenen Leben zu machen und den emotional dunkel gefärbten Weg des Haderns und Beneidens zeitnah zu verlassen. Der deutsche Schriftsteller Karl May sagte einmal: „Bevor du einen Menschen beneidest, frage dich, ob du wirklich von ganzem Herzen und in jeder Beziehung an seiner Stelle stehen möchtest.“ Und genau an diesem Punkt wird deutlich, dass der Mensch bei Vergleichen mit anderen Menschen gar nicht alles erfassen kann, was das Gegenüber belastet und im Rucksack seines Lebens mit sich trägt. Auf nachvollziehbare Weise wird das Gegenüber in idealisiertem Licht gesehen, wenn Mitmenschen offensichtlich nicht an einer chronischen Hauterkrankung leiden. Doch eine objektive Aussage über deren Lebenszufriedenheit erhält man auf diese Weise nicht. Viele andere Belastungen bleiben dem Beobachter an dieser Stelle möglicherweise verborgen.

Die eigenen Ressourcen im Leben zu sehen

Diese Erkenntnisse verdeutlichen, wie essentiell es für chronisch Hauterkrankte ist, sich an hautbelastenden Tagen oder gar Wochen vor Augen zu führen, dass sich eigene Vergleiche mit Hautgesunden alles andere als objektiv erweisen und damit hinken. Vielleicht ist es in solchen Zeiten auch eben erst einmal leichter, sich nach anderen umzuschauen und deren imaginiertes erfülltes Leben zu sehen. Es zeigt immerhin, dass es auch zufriedene und glückliche Menschen gibt. Doch genau dann erweist es sich als essentiell, wieder auf sich selbst zu schauen, die eigenen Ressourcen im Leben zu sehen und mit diesen ein gutes Leben anzugehen. Es geht darum, eine persönliche Einstellung zu finden, im Rahmen derer man anderen ihr Lebensglück gönnt. Diese trägt auch dazu bei, eben bei sich zu bleiben, den eigenen Weg zu gehen und sich selbst Glück zu gönnen. Und auf diesem Weg wird es umso leichter, gleich gesinnten Menschen zu begegnen, die zum eigenen Glück beitragen, denn es bedeutet, ungute und neidvolle Gefühle hinter sich zu lassen und auf das, was geht, zu sehen. Und, um es mit den Worten von Antoine de Saint-Exupery zu sagen: „Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.“

Dipl.-Psych. Sonja Dargatz

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