Urlaub von der Allergie ist möglich: am Meer und in den Bergen. „Die
Luft an der Nordsee und im Gebirge ist pollen- und schadstoffarm und
bietet daher Menschen mit einem allergischem Schnupfen oder Asthma ein
ideales Urlaubsklima“, sagt der Bochumer Professor Gerhard
Schultze-Werninghaus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für
Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI).
Niesen, Augenjucken, Husten, Atemnot begleiten viele Pollenallergiker
ausgerechnet in den schönen Sommermonaten. Schuld ist meistens eine
Allergie auf Gräser- oder Roggenpollen, deren Blütezeit von Mai bis
August dauert. Mit antiallergischen Medikamenten und Maßnahmen wie
abendliches Haarewaschen und Pollenfilter im Auto lassen sich die
Beschwerden oft bessern. Vielen Allergikern vermiesen die Pollen aber
die Freibadbesuche und Grillabende.
Gut, wenn man Urlaubsfreuden und Beschwerderückgang verbiunden kann.
Schicken Sie Ihre Allergie in den Urlaub
Menschen mit Heuschnupfen oder allergischem Asthma sollten sich bei der
Urlaubsplanung informieren, ob die „ihre“ Pollen ausgerechnet zur Zeit
des Aufenthaltes in der Urlaubsregion Hochsaison haben. Dazu müssen die
Betroffenen wissen, welche Pollen die Auslöser ihrer Allergie sind. Ein
allergologisch ausgebildeter Facharzt kann dies testen.
Gräserpollen-Allergiker müssen mit starken Beschwerden rechnen von
April bis Juni in den Mittelmeerländern, von Mitte Mai bis Mitte Juni
in Mitteleuropa und von Juni bis Juli in Nordeuropa. Eine praktische
Hilfe bei der Urlaubsplanung ist die Internetseite www.polleninfo.org ,
die Pollenflugvorhersagen für ganz Europa bietet.
Alpen sind ab Ende Juni pollenfrei
Für Allergiker ist es empfehlenswert, ihren Urlaub in Regionen zu
verlegen, die arm an Pollen sind. Dies sind vor allem Küstenregionen
und das Hochgebirge. In den Alpen ist die Pollensaison weniger intensiv
und auch kürzer: Ab Ende Juni sind die Alpen pollenfrei.1
Schultze-Werninghaus verweist auf Daten zur Pollenbelastung in der
Schweiz:2 „Die Stadt Basel liegt auf 273 Metern Meereshöhe. Im letzten
Sommer wurden hier bis zu 250 Pollen pro Kubikmeter Luft gemessen.
Dagegen lagen die Spitzenwerte auf 1.600 Metern in Davos nur bei knapp
60 Pollen pro Kubikmeter.“ Auch Küstenregionen sind meistens pollenarm
und daher für Pollenallergiker gut geeignet. So herrschen an der
deutschen Nordseeküste Nordwest-Winde vor, die pollenarme Luft vom
Atlantik bringt. Weht der Wind aber vom Land aufs Meer, sind auch die
Nordseeinseln nicht heuschnupfensicher.
Nach den Sommerferien hyposensibilisieren
„Langfristig hilft gegen eine Gräserpollenallergie nur eine spezifische
Immuntherapie, damit das Immunsystem die Pollen wieder toleriert. Die
ursächlich wirkende Immuntherapie kann nach der Pollensaison starten“,
so Professor Schultze-Werninghaus. Bei einer spezifischen Immuntherapie
(SIT) – auch als Allergie-Impfung bezeichnet – erhalten die Betroffenen
regelmäßig eine Dosis „ihres“ Allergens. So kann das Immunsystem sich
an den Allergieauslöser gewöhnen und reagiert mit der Zeit nicht mehr
überempfindlich darauf. Üblicherweise wird das Allergen nach einer
kurzen Phase der Dosissteigerung drei Jahre lang alle vier bis sechs
Wochen unter die Haut des Oberarms injiziert. Die Erfolgsraten dieser
seit Jahrzehnten bewährten Behandlung liegen bei bis zu 90 Prozent.
Seit etwas mehr als zehn Jahren gibt es Allergenlösungen, die
Heuschnupfenkranke regelmäßig auf die Mundschleimhaut unter die Zunge
tropfen können. Seit kurzem gibt es für Gräserpollen-Allergiker die
Gräser-Impf-Tablette mit gefriergetrockneten Allergenen für die
Immuntherapie zu Hause. Sie enthält die Allergene in
gefriergetrockneter Form. Studien zeigen bereits eine verbesserte
Wirkung im ersten Jahr und eine noch stärkere Wirkung im zweiten
Behandlungsjahr. Die Langzeitstudien laufen kontinuierlich weiter.
Voraussetzung für eine gute Wirksamkeit jeder Form der SIT ist vor
allem, dass ein Allergologe das krankmachende Allergen eindeutig
identifiziert, da die Behandlung ganz spezifisch mit dem auslösenden
Allergen erfolgen muss.
Infos:
Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst:
http://www.pollenstiftung.de
Schweizer Pollenbulletin:
http://pollen.bulletin.ch