Neue Teledermatologie-Studie
Gerade zur kalten Jahreszeit häufen sich Hautprobleme wie Neurodermitis und Co. Bis zu einem Termin in der Hautarztpraxis vergehen leider oft Monate. Lange Wartezeiten bei ambulanten dermatologischen ...
Biologika sind aktuell in den Medien im Gespräch. Gut aber sehr teuer ist die Kernaussage.. Sind sie auch bei Neurodermitis wirksam? Sie lesen hier einen Auszug aus der Leitlinie (S2k) Neurodermitis Version 2014:
3.15 Biologika
Monoklonale anti -IgE Antikörper
Anti-IgE (Omalizumab) ist zur Behandlung des allergischen Asthma bronchiale und bei schwerer Urtikaria zugelassen.
Kontrollierte klinische Studien zur Wirksamkeit
Krathen et al. (2005) therapierten drei Patienten über den Zeitraum von vier Monaten mit Omalizumab. In dieser Fallserie wurde kein Effekt auf die Neurodermitis beobachtet [370].
Vigo et al. (2006) beobachteten in einer Fallserie von fünf Patienten zum Teil deutliche klinische Effekte auf die Neurodermitis [371].
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es unklar, ob der therapeutische Effekt in der letztgenannten Fallserie mit dem insgesamt etwas niedrigerem Gesamt-IgE in Verbindung steht. In beiden Studien lag die Dosis von Omalizumab deutlich unterhalb der empfohlenen Dosis beim allergischen Asthma bronchiale. Das Gesamt-IgE lag bei den untersuchten Patienten mit Neurodermitis so hoch, dass eine Dosis-adaptierte Verwendung von Omalizumab nicht möglich war.
Belloni et al. publizierten für den anti-IgE-Antikörper Omalizumab eine weitere Fallserie von elf Patienten [372]. Etwa die Hälfte besserte sich zum Teil sehr deutlich unter der (im Bezug auf die Dosisempfehlung beim allergischen Asthma bronchiale unterdosierten) Therapie mit dem Antikörper.
Prädiktive Parameter für das mögliche Ansprechen von Patienten mit Neurodermitis auf Omalizumab konnten nicht herausgearbeitet werden.
In einer aus Wien publizierten kontrollierten Studie wurde Omalizumab oder Plazebo über 16 Wochen bei 20 Patienten mit extrinsischer Form einer Neurodermitis eingesetzt [373]. Immunologische Parameter zeigten, dass Omalizumab Effekte auf IgE-Rezeptoren in Blut und Haut hat. Klinisch führte die Applikation des Antikörpers dagegen nicht zur Besserung des Ekzem-Scores, sondern nur zu vereinzelten Verbesserungen von Atopie-Patchtest-Reaktionen. Die Autoren schlussfolgern vorsichtig, dass therapeutische Effekte eventuell bei verzögert einsetzenden Reaktionen möglich sind.
In einer Fallserie wurden vier Patienten mit Omalizumab in Kombination mit intravenösen Immunglobulinen (IVIG) behandelt. Es wurden 300mg Omalizumab s.c zusammen mit 10g IVIG i.v. appliziert. Bereits nach sechs Wochen hatte sich der Hautzustand bei drei der vier Patienten um mehr als 50% verbessert [374].
Zusammenfassende Beurteilung
Die Wirksamkeit von Omalizumab auf die Neurodermitis ist nicht gesichert; positive Effekte wurden kasuistisch berichtet.
Therapieempfehlung
Die Therapie der Neurodermitis mit Omalizumab wird nicht empfohlen.
Weitere Biologika
Aufgrund von positiven Fallberichten bestehen limitierte Erfahrungen für den Einsatz von Ustekinumab, Rituximab, Tocilizumab und Dupilumab bei Neurodermitis.
Rituximab
In einer Pilotstudie mit sechs Patienten führten zwei intravenöse Applikationen mit Rituximab im Abstand von zwei Wochen zu einer deutlichen Verbesserung der Neurodermitis [375]. Allerdings war der Hautscore vor Beginn der Therapie mit 30 (von 107) SCORAD-Punkten bei den Patienten im Mittel nicht sehr hoch, so dass abzuwarten bleibt, ob die Behandlung auch bei wirklich schwerer Neurodermitis effektiv ist.
Auch stellten die geringe Patientenzahl und fehlende Placebokontrollen Einschränkungen der Aussagekraft dieser Studie dar. In einer Kasuistik aus dem Jahr 2010 wurde eine schwer betroffene Patientin mit Neurodermitis
mit diesem Antikörper erfolgreich behandelt [376]: Bereits nach der ersten Infusionen reduzierte sich der Befall der Körperoberfläche von 80% auf 5%
und sie erlebte keine erneuten Schübe ihrer Erkrankung. Allerdings wurde vor der zweiten geplanten Infusionen, das heißt 14 Tage nach der ersten Infusion, eine Schwangerschaft festgestellt. 36 Wochen nach einer unkomplizierten Schwangerschaft wurden Zwillinge via Sectio geboren. Die beiden Jungen waren zum Zeitpunkt der Publikation acht Monate alt und wiesen keine Erkrankungen auf.
Ustekinumab
Eyerich et al. untersuchten drei Patienten, bei denen die beiden Hautkrankheiten Neurodermitis und Psoriasis gleichermaßen diagnostiziert worden waren [377]. Die Behandlung von psoriasiformen Hautveränderungen mit einem TNF-alpha-Hemmer führte zur Abheilung der psoriasiformen Läsionen mit gleichzeitiger Exazerbation von ekzematösen Hautveränderungen. Der anti
-IL-12/IL-23 Antikörper Ustekinumab führte dagegen zur Besserung sowohl von psoriasiformen als auch von ekzematösen Hautveränderungen.
Ustekinumab, das bislang nur für die Behandlung der Psoriasis zugelassen ist, führte bei einer weiteren Patientin mit schwerer Neurodermitis (ohne gleichzeitig bestehende Psoriasis) bereits nach vier Wochen zur deutlichen Besserung, was Anfang 2012 kasuistisch publiziert wurde [378].
Tocilizumab
Der anti-IL-6-Rezeptor-Antagonist Tocilizumab ist in Kombination mit Methotrexat für die Behandlung erwachsener Patienten mit mäßiger bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis als Third-Line-Therapie zugelassen.
Tocilizumab wurde in einer Dosierung von 8 mg/kg KG einmal pro Monat erfolgreich bei drei Patienten mit schwerer, therapierefraktärer Neurodermitis eingesetzt
[379]. Der Hautscore verbesserte sich bei zwei Patienten um mehr als 80% und einem Patienten um 51% innerhalb von drei bis sechs Monaten.
Allerdings entwickelten zwei der drei Patienten eine bakterielle Superinfektion.
Dupilumab
In mehreren randomisierten, doppelblinden, plazebokontrollierten Studien wurde der humane monoklonale Antikörper Dupilumab, welcher ein IL-4/IL-13-Rezeptor- Antagonist ist, bei erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis sch
werer Neurodermitis eingesetzt [380]. Eine vierwöchige Monotherapie führte dosisabhängig zu einer raschen klinischen Verbesserung. Dieser Effekt konnte in
einer weiteren 12-wöchigen Studie – ebenfalls in Form einer Monotherapie - reproduziert werden. 85% der Verumgruppe zeigten eine 50%ige Verbesserung
des EASI (versus 35% in der Plazebogruppe), wovon darüber hinaus 40%
eine nahezu vollständig oder vollständig abheilten (versus 7% in der Plazebogruppe).
Auch die Juckreizsymptome besserten sich signifikant stärker in der Verumgruppe. Als unerwünschte Wirkungen konnten eine Nasopharyngitis und Kopfschmerzen häufiger als in der Plazebogruppe beobachtet werden, wobei
letztere häufiger eine Hautinfektionen aufwies.
Die Daten mit Dupilumab aus den Phase-II Studien sind vielversprechend, wobei die Ergebnisse aus den derzeit laufenden Phase III -Studien abzuwarten sind.
Empfehlung
Die gegenwärtige Studienlage erlaubt keine Bewertung der Biologicals bei Neurodermitis.
370. Krathen RA, Hsu S. Failure of omalizumab for treatment of severe adult atopic dermatitis.
Journal of the American Academy of Dermatology. 2005; 53: 338 -40.
371. Vigo PG, Girgis KR, Pfuetze BL, et al. Efficacy of anti-
IgE therapy in patients with atopic dermatitis. Journal of the American Academy of Dermatology. 2006; 55: 168-70.
372. Belloni B, Ziai M, Lim A, et al. Low-dose anti-IgE therapy in patients with atopic eczema with high serum IgE levels. J Allergy Clin Immunol. 2007; 120: 1223-25.
373. Heil PM, Maurer D, Klein B, et al. Omalizumab therapy in atopic dermatitis: depletion of IgE does not improve the clinical course - a randomized, placebo-controlled and double blind pilot study. Journal Der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. 2010; 8: 990-98.
374. Toledo F, Silvestre JF, Munoz C. Combined therapy with low-dose omalizumab and intravenous immunoglobulin for severe atopic dermatitis. Report of four cases. Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology. 2012; 26: 1325-27
375. Simon D, Hosli S, Kostylina G, et al. Anti-CD20 (rituximab) treatment improves atopic eczema. J Allergy Clin Immunol. 2008; 121: 122-28.
376. Ponte P, Lopes MJP. Apparent safe use of single dose rituximab for recalcitrant atopic dermatitis in the first trimester of a twin pregnancy. Journal of the American Academy of Dermatology. 2010; 63: 355-56.
377. Eyerich S, Onken AT, Weidinger S, et al. Mutual Antagonism of T Cells Causing Psoriasis and Atopic Eczema. N Engl J Med. 2011; 365: 231-38.
378. Puya R, Alvarez-Lopez M, Velez A, et al. Treatment of severe refractory adult atopic dermatitis with ustekinumab. International Journal of Dermatology. 2012; 51: 115-16.
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